Toni verstand die Welt nicht mehr. Was war das nur für ein seltsamer Mensch? Beim ersten Kontakt legte er sich massiv ins Zeug und hätte ihn fast geküsst und jetzt in diesem Moment wirkt er als der netteste Mensch überhaupt. Er erzählte einfach drauf los, als wäre vorher nichts Ungewöhnliches zwischen ihnen passiert.
„Toni?", ertappt schreckte besagter Mann auf.
„Was?", fragte er perplex.
„Ich weiß, dass ich durchaus nicht schlecht aussehe, aber du brauchst mich nicht die ganze Zeit anzustarren. Sag einfach was du willst.", grinste Rezo zweideutig. Augenblicklich wurde Toni leicht rot.
„Ich hab' dich nicht angestarrt! Also, nicht direkt, vielleicht nur durchgestarrt – das trifft es eher!"
„Mhm.", grinste er weiter und lehnte sich an dem Geländer ein Stück nach hinten.
„Nein, ich hatte keinen Gesangsunterricht, um mal auf deine Frage zu antworten.", lenkte Toni ab. Der Blick in Rezos Gesicht sagte ihm, dass er ganz genau wusste, dass Toni gerade das Thema wechseln wollte.
Aus welchen Gründen auch immer schafften sie es tatsächlich, sich auf normaler Ebene zu unterhalten. Rezo erzählte Toni, dass er auch gern Musik machte, jedoch eher das Bearbeiten der Songs, was Tonis Interesse aber nicht weniger weckte.
„Ich würde dir ja gern ein paar Lieder zeigen, aber der Lautsprecher meines Handys ist kaputt, da kommen nur noch ganz leise Töne raus. Du müsstest zu mir kommen, wenn du was hören möchtest.", sagte er beiläufig.
„Ja klar, Lautsprecher kaputt. Ich weiß, was du vorhast, Rezo.", dachte sich Toni.
Doch er war zu neugierig.
Musik war eine große Leidenschaft von ihm.
Seufzend über seinen mangelnden Selbstschutz gesellte er sich zu dem anderen Blauhaarigen. Toni erwartete, dass Rezo jetzt irgendetwas anstellen würde, doch dieser blieb ruhig. Er tippte nur auf seinem Handy und suchte nach dem Song, welchen er ihm zeigen wollte. Als er ihn gefunden hatte sah Toni, dass Rezo die Lautstärke voll aufdrehte, doch es kamen wirklich nur leise Töne heraus.
Er hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
Toni merkte wie er sich zunehmend wohler in der Anwesenheit des Anderen fühlte, doch er blieb trotzdem noch vorsichtig. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen ihn etwas auf... ähm... die Probe zu stellen. Langsam legte er beide Hände übereinander auf Rezos Schulter und bettete seine Wange darauf, den Blick weiterhin auf das Display gerichtet, welches Rezo in einer Art blaugestrichenem Aufnahmezimmer zeigte. Und was auch immer er für ein Parfum benutzte, es roch verdammt nochmal gut.
Toni spürte, wie sich Rezo kurz bewegte, sein Gesicht kurz in seine Richtung drehte und dann wieder auf sein Handy richtete. Weiter tat er nichts. Warum tat er nichts? Er hatte erwartet, dass er diesen Moment nutzen würde, um irgendetwas zu machen, den Beinahe-Kuss zu wiederholen oder ihn im schlimmsten Fall direkt im Hinterhof entweder die Klamotten vom Leib zu reißen, oder ihn direkt umbringen würde. Doch er tat nichts, außer sanft mit dem Fuß zu wippen, Toni nahm die leichten Vibrationen selbst an dessen Schulter noch wahr.
Musik war schon etwas Wunderbares. Man konnte so viel damit machen - sie verändern, neu ausrichten, Gefühle zum Ausdruck bringen und weiß der Geier was noch. Manchmal schaffte sie es sogar, Menschen miteinander zu verbinden und Rezo glaubte, dass es zwischen ihm und Toni gerade soweit war. Er konnte es sich nur so erklären, dass Toni langsam Vertrauen zu ihm fasste, was ihm aus irgendeinem Grund schon wichtig war.
Seit er Toni bei Instagram gefunden und einen Einblick in sein Leben erhalten hat, sah Rezo ihn mit anderen Augen. Nicht mehr nur als eine Eroberung für eine Nacht, es war auf einmal anders. Er interessierte sich wirklich für diesen Menschen, wollte ihn weiter kennen lernen.
Verrückt.
Er wurde etwas aus seinen Gedanken gerissen als er merkte, dass Toni seinen Kopf auf seiner Schulter abstützte. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihm breit - er freute sich wirklich, dass Toni ihm von sich aus näher kam.
Brave Maus, ich tu dir nichts...
Das Einzige was Rezo tat, war seine Wange an Tonis Kopf zu legen und weiter der Musik zu lauschen. Das halbe Lied war bereits verklungen, als er wieder sprach.
„Wie findest du es?", fragte er leise, um den Moment nicht zu zerstören.
„Is' nice.", sagte Toni ebenso leise. Rezo lächelte zufrieden.
„Hast du Lust mal mit mir zusammen zu musizieren? Ich kann meine Gitarre mitbringen, wenn du magst und dann nehmen wir zusammen was auf.", fragte er entspannt mit einem kleinen Funken Hoffnung in der Stimme.
Toni sagte erstmal nichts. Er wirkte wie erstarrt, als er da so an Rezos Schulter lehnte, der seine Wange noch immer an Tonis Stirn bettete. Nach ein paar Sekunden der Stille hörte Rezo ein entspanntes Schnaufen.
„Toni?", flüsterte er sanft.
„Mmmh..."
„Bist du eingenickt?", fragte Rezo mit einem belustigten Grinsen im Gesicht.
„Mh mh.", verneinte Toni, rührte sich jedoch trotzdem nicht.
Leise kicherte Rezo und legte seinen Arm vorsichtig um Tonis Taille, nicht, dass er noch umfällt. Toni zuckte kurz, als er dies merkte, entspannte sich aber daraufhin wieder.
„Ich will ja nicht den Moment zerstören, aber du musst doch heute noch arbeiten.", stellte Rezo fest.
Toni seufzte daraufhin. Langsam richtete er sich wieder auf, seine Augen wirkten müde. Rezo beobachtete ihn dabei, wie er seine Hände von dessen Schulter nahm, sich jedoch nicht aus der Fast-Umarmung löste.
„Sorry, ich hab' die letzte Nacht echt nicht gut geschlafen. War grad voll entspannend.", murmelte er.
„Hab' ich gemerkt.", lächelte Rezo sanft. Beide schauten sich an und Tonis Herz begann wieder wie wild zu schlagen als er spürte, wie sich Rezo leicht zu ihm drehte und in seinem Augenwinkel Rezos Hand sah welche sich seinem Gesicht näherte.
„Darf ich mal?", flüsterte Rezo und hielt kurz inne.
Vorsichtig nickte Toni. Die schlanken Finger des Blauhaarigen striffen sanft an seiner Wange entlang, bevor sie den Bügel seiner Brille griffen und diese langsam von seinem Gesicht entfernten.
„Du siehst ohne die viel besser aus.", hauchte Rezo ihm entgegen und legte ihm die Brille in seine Hand. Toni verlor sich gerade wieder im Moment, es war wie bei ihrem ersten Kontakt, als ihn Rezo hinter der Bar..... belästigt..... hatte...? Konnte man es als Belästigung ansehen, wenn das Gegenüber es auch wollte, aber im selben Moment auch wieder nicht?
Komm näher, kleine Maus...
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Katz und Maus - Rezoni
Fanfic(Kleine Leseprobe) Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen kam Rezo ihm immer näher, der Barkeeper versuchte jedoch immer weiter nach hinten zu rücken, doch das Regal versperrte seinem Kopf die Fluchtmöglichkeit und der sanfte, jedoch feste Griff des...