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„Es wird aber tatsächlich nicht hier stattfinden, sondern an einem anderen Ort. Ich wollte hiermit nur sichergehen, dass du auch auf jeden Fall da bist.", sprach Rezo einfach weiter, unterbrach nur kurz den Blickkontakt mit dem Barkeeper.

Toni war gerade mehr als aufgeregt. Ein großer Teil von ihm schwärmte ja schon von dem Mann vor sich, doch der andere Teil rief nach wie vor, dass er gefährlich war. Er konnte doch nicht einfach mit ihm an einen unbekannten Ort gehen – alleine. Er kannte ihn ja kaum. Zudem es ziemlich creepy war, so einen Vorwand zu nehmen damit er definitiv anwesend ist.

Hätte er doch nur auf seine innere Stimme gehört...

„Also? Lust?", fragte Rezo nach einem kurzen Moment der Stille, so still es in einem Nachtclub sein konnte versteht sich.

Vorsichtig nickte Toni und griff nach seinem Handy. Rezo hob verwundert eine Augenbraue. Was tippt Toni da gerade? Besagter Barkeeper schien seine Gedanken gehört zu haben und erwiderte seinen Blick.

„Hab' schnell einem Freund geschrieben was ich tue.", sagte er nüchtern.

„Glaubst du ich verschleppe dich?" Toni zuckte mit den Schultern.

„Kann man ja nie wissen."

„Glaub mir, wenn ich dich verschleppen wollen würde, dann hätte das anders ausgesehen.", grinste Rezo wissend. Toni deutete dieses Grinsen allerdings als normalen Flirtversuch, unwissend über den wahren Hintergrund.

„Dann bin ich ja beruhigt. Also, wo geht's hin?", fragte Toni vorsichtig, jedoch auch neugierig.

„Moment.", sagte Rezo und schien etwas aus seiner Hosentasche zu ziehen. Zum Vorschein kam ein schmales schwarzes Stoffband.

„Soll eine Überraschung sein.", lächelte er und deutete Toni an, seine Augen verbinden zu wollen. Tonis Augen wurden größer und er trat unbewusst einen kleinen Schritt zurück. Auf diese Reaktion hatte Rezo gewartet und fing sofort an zu lachen.

„Das war ein Witz, Toni, entspann dich. Wir fahren „nur" zum Strand.", sagte er und steckte das Tuch zurück in seine Hosentasche.

Skeptisch und doch etwas entspannter beäugte der Italiener sein Gegenüber. Der Typ löste in ihm ständig halbe Herzinfarkte aus, das war doch nicht mehr normal.

„Kommst du?", fragte Rezo und hielt ihm seine Hand über den Tresen. Da Rezo direkt an der kleinen hölzernen Schwingtür saß, könnte er ihn locker von seiner Position aus um den Tresen lotsen und händchenhaltend zum Ausgang begleiten. Doch Toni nahm seine Hand nicht und ging direkt an ihm vorbei.

Hätte ja klappen können.

Bevor sie jedoch den Club verlassen konnten, musste Toni noch alle technischen Geräte abschalten und die Räume verschließen. Rezo beobachtete ihn dabei die ganze Zeit und stellte wieder einmal fest, wie gut der junge Mann doch aussah. Er trug zwar nur sein übliches Barkeeperoutfit mit hochgekrempelten Hemd und Röhrenhose, doch es stand ihm unfassbar gut. Rezo selbst trug heute auch wieder ein Hemd und eine an den Beinen zerlöcherte Jeans. Es war beinahe so wie zu ihrem ersten Aufeinandertreffen.

Schweigend betraten sie die beleuchtete schmale Straße vor dem Club. Das Wetter spielte heute sogar einigermaßen mit – es war zwar kalt, doch es schneite nicht und den Wind spürte man auch kaum. Doch das machte die üblicherweise stickige Luft einer Großstadt wie Los Angeles auch nicht besser. Auch heute waren wieder viele Autos zu später Stunde unterwegs, viele davon waren getuned und die Besitzer scheuten sich nicht davor, ihre selbst umgebauten Soundanlagen auf volle Lautstärke zu drehen, welche man in der gesamten Straße hören konnte.

Rezo blickte zu Toni, welcher gerade mit den Händen fest in seiner Jacke vergraben, ziemlich nervös und scheinbar hochinteressiert alles betrachtete außer ihn.

„Ich hab' mein Auto um die Ecke stehen.", sagte Rezo um die Stille zu unterbrechen und mit seiner eigentlichen Abendgestaltung fortzufahren. Toni schaute ihn auch nun endlich mal an und nickte zustimmend, zusammen gingen sie dann zum besagten Fahrzeug und Toni staunte nicht schlecht, als er einen ziemlich teuer aussehenden dunkelblauen Sportwagen erblickte. Der Lack war so glänzend, als wäre noch nie ein Tröpfchen schmutz darauf gelandet und die Scheiben waren getönt. Trotz des eleganten Designs sah der Wagen jedoch auch wie ein typisches Verbrecherfahrzeug aus, welches für Entführungen genutzt wurde.

Und wieder machte sich bei Toni ein flaues Gefühl im Magen breit, was ihn unweigerlich nervös schlucken ließ. Rezo bekam diesmal nichts von seiner Nervosität mit und schlich um sein Auto herum zur Beifahrerseite. Gentlemanlike öffnete er die Tür für Toni mit einem herausfordernden Grinsen. Doch dieses verschwand kurz, als sich sein gegenüber nicht rührte.

Nia bekommt in regelmäßigen zeitlichen Abständen meinen Standort und auch eine Zeit zum Melden haben wir ausgemacht. Wenn wir jetzt aber irgendwo hin fahren, wo es keinen Empfang gibt bin ich geliefert, das würde ewig dauern, bis ich gefunden werde."

„Toni?"

„Hm?" Leicht erschrak der Angesprochene.

„Wenn du es dir anders überlegt hast, ist das ok, ich zwinge dich nicht mit mir zu kommen.", sagte Rezo ruhig.

„Nein nein, alles gut." Nervös lachte er leicht und bewegte sich zu dem teuren Auto.

'Es wird schon nichts passieren'

Die Fahrt verlief recht ruhig. Beide redeten immer mal kurz über Belangloses während Toni versuchte, sich unauffällig den Weg einzuprägen. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er sich immer mehr während ihrer Gespräche entspannte, sogar so sehr, dass er die letzten Minuten gar nicht mehr auf den Weg achtete, sondern das Gesicht seines „Dates" von der Seite näher betrachtete. Kurz vor dem Ziel sprach Rezo wieder, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.

„Ich merke, dass du mich beobachtest.", stellte er grinsend fest. Sofort lief Toni rot an und wand seinen Blick ab.

„Ist nicht schlimm, ich hoffe nur das dein Beweggrund ein positiver ist. Zumindest ist es meiner, wenn ich dich so ansehe.", lächelte er sanft. Diese Worte ließen Tonis Herz wieder etwas schneller schlagen.


Katz und Maus - RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt