„Grüß dich, Toni.", kam von der netten Sekretärin aus dem Westrevier der Stadt, bei dem er arbeitete. Freundlich grüßte besagter Mann sie zurück und ging durch das riesige Sammelbüro. Derzeit war es nur knapp besetzt, viele Schreibtische waren demnach leer, doch das war normal für diese Jahreszeit, immerhin war Skisaison.
„Aaah, da ist ja mein Lieblingsdetektiv.", sprach ihn eine vertraute Stimme von der Seite an. Toni nickte auch da höflich.
„Guten Tag, Officer Johnson."
„Toni, wie oft denn noch, Söhnchen, du kannst mich Bobby nennen.", lachte der Mitte Fünfziger mit typischen Donutbauch. Er legte seine Hand an Tonis Rücken und schob ihn in Richtung seines, für Amerika typischen Glas-Büros mit Rollläden. Toni war das manchmal unangenehm, er fühlte sich teilweise nicht ernst genommen wie enkelsohnmäßig er oft behandelt wird.
„Bitteschön, deine neuen Fallakten. Viel Spaß!", grinste Bobby gespielt fröhlich und knallte Tonis Bürotür zu, sodass die Scheiben klirrten. Der Detektiv zuckte vor Schreck zusammen, doch noch mehr grauste ihm der Anblick, der sich ihm bot - gezählte sieben dicke Ordner, voll bis zum Anschlag. Seufzend setzte er sich auf seinen Schreibtischstuhl und betrachtete seine Aufgabe.
Nia hat erzählt, dass es neue Spuren zu den Hintermännern gab und dass wohl ein Umschlagplatz entdeckt wurde, dank seines Hinweises. Na dann waren das wohl die Lorbeeren für seinen Hinweis. Nia arbeitete auch hier, doch er war, wie viele andere auch, gerade im Urlaub. Die Informationen, die er Toni gestern mitgeteilt hatte, bezog er aus dem Zentralcomputer der Polizei. Es war zwar nicht erlaubt, doch Nia hatte selbst im Urlaub Zugriff darauf, wofür Toni dankbar war. Denn Nia war einer der wenigen, der sich die Dinge betrachtete und Schlussfolgerungen zog, auf die kein anderer kommen würde, er machte quasi die Vorarbeit für Toni, so waren sie ein gutes Team.
Beim Durchforsten der Akten fiel Toni sofort etwas auf, der Umschlagplatz, den sie entdeckt hatten, passte in ein Muster, welches er schonmal gesehen hatte. Andere Umschlagplätze hatten ähnliche Muster, möglicherweise waren sie vernetzt. Leider wurden diese immer aufgegeben, nachdem die Polizei sie entdeckt hatte und wieder neu irgendwo anders aufgebaut. Toni schaute an seine große Tafel, gegenüber seines Schreibtisches. Auf ihr war eine Landkarte geklebt, welcher voll mit Pinnadeln war. Er stand auf und steckte eine neue Nadel an die Karte. Was hatte er bisher übersehen? Von Weitem betrachtet konnte man gut erkennen, dass die Nadeln hauptsächlich in bestimmten Gebieten konzentriert waren, einige direkt in der Stadt, andere im Bundesstaat. Irritiert nahm sich Toni einen Bindfaden von seinem Schreibtisch, den er sonst meist zum Nähen seiner kaputten Chucks nutzte, und band ihn um die Nadeln. Gebiet für Gebiet umspannte er einzeln, doch gebracht hat es ihm an Ende eher weniger. Was auffällig war, war dass die Gebiete Buchstaben ähnelten. Das eine Gebiet sah aus wie ein „J", das daneben könnte ein „A" sein, doch da fehlten Striche, darunter befand sich ein „L" und daneben etwas, was auch mal ein „L" werden könnte. Darunter konnte er ein „E" erkennen und daneben war etwas, was ein „I" sein konnte, möglicherweise aber auch noch nicht fertig. Wollten die Führungskräfte der Scene etwas in die Landkarte schreiben?
„Jallei?", fragte sich Toni selbst. Möglicherweise interpretierte er da zu viel. Kopfschüttelnd setzte er sich zurück an seinen Schreibtisch.
Die Woche verging ohne besondere Vorkommnisse. Schlecht, da es bedeutete, dass er nicht vorankam. Dementsprechend verstimmt trat er Samstagabend erneut seine Schicht in dem Nachtclub an. Eigentlich brauchte er diesen Nebenjob gar nicht, doch es tat ihm gut unter Menschen zu sein und es machte ihm auch Spaß, somit ein perfekter Ausgleich. Insgeheim freute er sich ja irgendwie auf diesen Abend, möglicherweise würde er ja den blauhaarigen Typ wiedersehen.
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„Ach TJ? Hast du zufällig meine Mappe gesehen?", fragte Rezo seinen Angestellten. Dieser saß aktuell falschherum auf dem Stuhl, der vor Rezos Schreibtisch stand und beobachtete den Kleineren beim Durchforsten seiner Unterlagen. Die meisten davon lagen verstreut auf dem Boden und allein nur die ganzen Buchstaben ließen TJ mental Abstand nehmen.
„Schrank bei der Tür, zweite Schublade von oben." Aufmerksam sah Rezo zu ihm rüber und ging zum besagten Objekt. Triumphierend zog er die leere Mappe aus dem Fach und grinste TJ an.
„Was mache ich nur ohne dich.", sagte er ironisch.
„Gute Frage.", grinste der Große, sagte aber nichts weiter. Auch wenn er mit Rezo recht locker umgehen konnte, wollte er ihr Verhältnis nicht weiter provozieren. Rezo sammelte alle Blätter auf und steckte sie in seine Mappe.
„So, wir können.", verkündete er freudestrahlend.
„Wenn man ihn so sieht würde man nie vermuten, dass er einer der einflussreichsten Menschen des Landes ist.", dachte sich TJ, während er seinen Chef beobachtete. Nickend begleitete er Rezo zum Auto. Er bestand darauf, mit TJ allein zu fahren, da er sich so wohler fühlte, als wenn noch drei andere Männer im Wagen säßen. Momentan war in ihrem Areal nicht viel los, seine Angestellten waren entweder Geschäfte erledigen oder ihren eigenen Kram machen, daher sah auch niemand wie Rezo TJ grinsend den Mittelfinger zeigte, als der ihm sich verbeugend die Autotür öffnete.
„Du bist so dumm manchmal.", lachte Rezo befreit. Auch TJ kam nicht drum herum und lachte mit. Er startete den Motor und fuhr los. Es war bereits Abends, wieder genoss Rezo das Lichterspiel der Stadt, als er nachdenklich aus dem Fenster schaute.
„Na, denkst du an deinen süßen Barkeeper?", stichelte TJ.
„Weist du, irgendwann knalle ich dich doch noch ab, wenn du weiterhin so großmäulig bist.", sagte Rezo halb ernst und schaute genervt in den Rückspiegel.
„Schon gut, ich halt ja schon die Klappe.", grinste TJ, wissend, dass er voll in's Schwarze getroffen hat.
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Katz und Maus - Rezoni
Fanfiction(Kleine Leseprobe) Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen kam Rezo ihm immer näher, der Barkeeper versuchte jedoch immer weiter nach hinten zu rücken, doch das Regal versperrte seinem Kopf die Fluchtmöglichkeit und der sanfte, jedoch feste Griff des...