Rezo blickte zu Toni hinauf und sah, dass der Türkieshaarige am ganzen Körper zitterte und Tränen den Weg aus seinen braunen Augen fanden. Mitfühlend richtete sich der Kriminelle auf und ging wankend auf den Anderen zu. Dieser registrierte die Bewegungen des Anderen und versuchte ihm nach wie vor auf Abstand zu halten. Sein Vertrauen zu Rezo war durch diese ganze Sache zutiefst erschüttert, doch ein Teil in ihm wollte sich nicht komplett lösen und hielt weiterhin ein Stück Hoffnung am Leben. Schwach trat er ein paar Schritte nach hinten, während der Blauhaarige ein paar Schritte auf ihn zukam, bis Toni die kalte Tür im Rücken spürte. Rezo kam weiterhin auf ihn zu und überbrückte schließlich den Luftwiderstand zwischen ihnen.
Erneut legte er seine Arme um Toni und zog ihn fest an sich. Zwei tätowierte Arme legten sich nun ebenfalls um Rezo und beide vergruben ihre Gesichter an der Schulter des jeweils anderen. Toni weinte sich, gefühlt, die Seele aus dem Leib und Rezo hielt ihn einfach nur an sich. Nach einigen Minuten des Stehens und Weinens beruhigte sich der Detektiv langsam.
„Das ist doch alles nicht wahr.", murmelte Toni kraftlos in Rezos nun nassen Pullover. Dieser drückte ihn tröstend etwas fester an sich. Eine kleine Ewigkeit standen sie bewegungslos im Raum, bis Toni plötzlich den Halt verlor und zusammensackte. Überrascht versuchte der Kriminelle in vor einem harten Aufprall zu bewahren und konnte ihn im letzten Moment genug festhalten, damit er nicht komplett auf den Boden krachte.
„Toni?!", fragte er unsicher und suchte sofort mit seinen Fingern den Puls des Anderen. Sein Ohr hielt er über dessen Mundregion um, hoffentlich, einen Luftzug zu spüren. Erleichtert atmete er aus als er beides sicher feststellen konnte. Toni war anscheinend einfach nur ohnmächtig geworden. Verständlich, wenn man betrachtet, was er in den letzten vierundzwanzig Stunden alles durchmachen musste.
Vorsichtig umgriff Rezo den Körper seines Schwarms und legte ihn auf sein Bett. Sobald er aufwachte musste er unbedingt erstmal was essen und trinken. Fürsorglich zog er ihm die Decke bis über die Hüfte und stoppte, als ihm einfiel nach der Wunde zu sehen. Behutsam drehte er Toni auf die Seite, um besser an seine Schulter zu kommen, und zog sein Shirt zur Seite. Der Verband, welcher diagonal um seine Schulter gewickelt war, hatte sich leicht rot verfärbt was bedeutete, dass er unbedingt bald gewechselt werden sollte. Doch Rezo entschied sich dazu Toni erstmal ruhen zu lassen.
Hoffentlich würde er morgen mit ihm in Ruhe reden können...
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Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne strömten allmählich durch die Häuserreihen und Straßen von LA. Diese Stadt war selbst zu dieser frühen Stunde bereits hellwach und gefüllt mit Leben. Sei es der kleine Bäckerladen um die Ecke, aus dessen Tür bei jedem Öffnen der Geruch von frischen Brötchen heraustrat, oder die Großkonzerne, denen die meisten Wolkenkratzer der Stadt gehörten und deren Mitarbeiter wie eine Armee Ameisen in eben jene Gebäude traten.
Rezo war kein Frühaufsteher, doch heute erlebte er diesen schönen Moment der Morgenröte in vollen Zügen. Auf der einen Seite genoss er den Anblick, welchen er durch sein mit Gitterstäben besetztes Fenster erblickte, aber auf der anderen Seite war er verdammt müde, da er die halbe Nacht nur nachgedacht und Toni beobachtet hatte.
Warum war nur alles so verfickt kompliziert?
Er hatte noch nicht viele Beziehungen in seinem Leben, doch die die er hatte, waren teilweise mehrjährig. Und jetzt kommt da jemand daher, in den er sich aus offensichtlichen Gründen Hals über Kopf verschossen hatte, der aber für die Polizei arbeitete.
Verschossen...
Erschossen....
Rezo seufzte, schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf vorsichtig an die Wand.
Toni würde ihm das nie verzeihen. Er würde es sich selber nie verzeihen ihn angeschossen zu haben. Wenn er ihn tatsächlich getroffen hätte... Sein Herz schmerzte bei diesem Gedanken und sein Blick wanderte zu dem schlafenden Detektiv. Er wünschte sich manchmal die Zeit zurück drehen zu können. Vielleicht auch in die Zukunft zu blicken, dann hätte er gewusst auf wen er da zielen würde und hätte sich davon abhalten können. Wenn sein Leben anders verlaufen wäre, dann wäre er noch nicht mal kriminell geworden. Aber dann hätte er Toni vielleicht auch nie kennengelernt.
Ach wer weiß das schon?
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.
Es dauerte noch ein paar Stunden bis Toni sich regte. Er fühlte sich als wäre er wieder in dem muffigen Keller gefangen, alles Schmerzte erneut. Doch er spürte etwas Weiches unter ihm; also war es doch kein Traum. Leicht sah er sich so gut es ging um. Er war tatsächlich in Rezos Zimmer.
Der besagte Blauhaarige saß, im Schneidersitz, am Bettende. Sein Kopf hing ziemlich schräg auf seiner Schulter und seine Hände ruhten in seinem Schoß. Die Lippen des Kriminellen waren leicht geöffnet und ließen kleine ruhige Atemgeräusche entweichen. Eine ziemlich ungünstige Position um zu schlafen, da tat einem ja das Genick nur beim Zuschauen schon weh. Anscheinend hatte er sich nicht getraut sich zu Toni zu legen. Verständlich nach dem gestrigen Ablauf ihres Treffens.
Toni packte die Reue. Er war nach wie vor noch sauer und enttäuscht, traurig, überfordert, ängstlich....ach alles zusammen halt, aber er sehnte sich nach seinem Gegenüber. Vorsichtig setzte er sich auf, zischte gelegentlich leise, als sich seine Schulter meldete und setzte sich neben seinen Schwarm. Toni konnte die Wärme von Rezos Arm spüren, als sie sich berührten und versuchte sich möglichst bequem an ihn zu schmiegen. Dies gestaltete sich gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass seine verletzte Schulter nun an die des Anderen gedrückt war, doch Toni hatte keine andere Möglichkeit. Jetzt konnte er den Schlafenden genauer betrachten.
Bis auf die komische Position sah er so schön und friedlich aus. Der Detektiv war von Anfang an von dessen Gesicht fasziniert. An dem ersten Abend in der Bar, als er Toni gegen das Regal gedrückt und ihn fast geküsst hatte, da hatte er ihn schon um den Finger gewickelt. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Tonis Lippen bei dem Gedanken. Verliebt legte er seine, nicht eingeschränkte, Hand sanft an dessen Wange und strich mit seinem Daumen darüber. Wie schön es doch bis zu dem jüngsten Vorfall war...
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Rezo gewusst hatte, wer er war, nur um ihn schnell ausschalten zu können. Er musste sich sein Bild jedoch selber noch detaillierter machen, bevor er weitere Schlüsse zog. Für jetzt reicht es ihm erstmal ihm wieder nahe zu sein.
Toni drückte, mithilfe seines eigenen Kopfes, den von Rezo ein Stück gerader um seine Wange auf dessen Schulter legen und ihn aus seiner unbequemen Schieflage retten zu können. Seine Hand wanderte auf dessen Brust und verweilte dort bis er erneut wegnickte.
Und immer schön die Maske vor die Nase ;) Bleibt gesund und LG vom Wolf

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Katz und Maus - Rezoni
Fanfiction(Kleine Leseprobe) Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen kam Rezo ihm immer näher, der Barkeeper versuchte jedoch immer weiter nach hinten zu rücken, doch das Regal versperrte seinem Kopf die Fluchtmöglichkeit und der sanfte, jedoch feste Griff des...