26

102 8 1
                                    


 Schmerz.


Das war alles was er gerade wahrnahm. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als würden milliarden kleiner fleischfressender Insekten an ihm herumknabbern, außen wie innen.


Kälte.


Sie kam nach einigen Minuten auch dazu, nachdem sich der Schmerz in Taubheit umwandelte.


Dunkelheit.


Sie nahm er wahr, als sein Bewusstsein langsam aufklärte und seine Augen nach Orientierung suchen wollten.


Geräuschlosigkeit.


Für ihn eins der schlimmsten Gefühle. Er liebte Geräusche, Töne, Musik... Nichts hören zu können war ein Horror.

Nach und nach kamen seine Erinnerungen zurück. Einsatz, Schüsse, Blut, Tod, Schwarz.

Was war danach passiert? Er glaubte nicht, dass er tot war, dafür fühlte es sich alles noch zu real an.

In einem Bett lag er jedoch auch nicht. Er spürte eine harte Platte in seinem Rücken und seine Position konnte man als „sitzen" beschreiben. So wie er sich jedoch fühlte, war es aber eher ein Kauern. Ein Stuhl möglicherweise. Der Detektiv versuchte sich irgendwie zu bewegen, doch kratzige Stränge an seinen Hand- und Fußgelenken hinderten ihn daran.

Er war gefesselt.

Nach und nach kam er vollständig zu seinen Sinnen, fühlte die Seile, wie sie sich in seine Haut fraßen, spürte die Augenbinde, welche auf seine Augen drückte da sie zu fest gezogen war, roch den muffigen Geruch eines feuchten Raumes und fühlte weiterhin die Kälte, die ihn umgab. Gefühlte Stunden saß er so da, bewegungsunfähig und orientierungslos, bevor er Stimmen außerhalb seines Raumes hörte.

Ein lautes Knacken, gefolgt von dem Quietschen einer alten Metalltür folgte, als die Stimmen hereintraten. Vor seinen Augen färbte sich der Stoff hellbraun, ein Zeichen, dass das Licht angeschaltet wurde. Schwere Schritte kamen auf ihn zu und sein Herzschlag beschleunigte sich. Toni wusste, dass er sich nicht in einer medizinischen oder juristischen Einrichtung befand. Offensichtlich haben ihn die Verbrecher leben lassen und als Geisel entführt.

„Sein Kopf hat sich bewegt, er ist also wach, eventuell.", flüsterte jemand. Ein kurzes „Ok" folgte, als ein anderer Mann sprach.

„Ey du, soweit alles klar?", kam es von einer roboterartigen Stimme. Stimmenverzerrer...

Was war das denn für eine Frage?! Die Schritte kamen näher und Toni drehte instinktiv seinen Kopf leicht zur Seite. Er hatte Angst und das zeigte er auch, leider. Er war echt eine Schande für seine Branche. Warme Finger legten sich an sein Kinn und zwangen ihn, sein Gesicht wieder zu drehen.

„Entspann dich, wir tun dir nichts. Zumindest nicht mehr.". Den letzten Teil murmelte die Stimme nur.

„Was *räusper* wollt ihr von mir?", kam es kratzig und schwach aus Tonis trockener Kehle.

„Nur mit dir reden.", sprach die Stimme. Ein leises „Pfff" seitens von Toni ertönte den Raum. Ein fataler Fehler wie sich herausstellte als eben jene warme Hand mit seiner Wange kollidierte. Sein Kopf flog aufgrund der Wucht zur Seite und er biss sich auf die Zähne, um nicht noch mehr Schwäche zu zeigen.

„Benimm dich und du kommst hier vielleicht lebend raus." Etwas hartes, kühles legte sich an seine Lippen. „Trink", forderte ihn der Roboter auf und kippte ihm eine Flüssigkeit entgegen. Zu schnell wie sich herausstellte, denn der Detektiv verschluckte sich. Bis auf sein Husten war nichts weiter zu hören. Als er sich beruhigte spürte er erneut das Glas an seinem Mund, doch er wollte nichts riskieren und drehte sich wieder weg.

„Nichts da, trink gefälligst.", sagte der Roboter streng und hielt ihm erneut das Glas hin. Sich ergebend kam Toni der Aufforderung nach. Diesmal klappte auch alles und er fühlte sich leicht besser. Ob die Flüssigkeit vergiftet war glaubte er nicht, sonst würde die restliche Aufmachung keinen Sinn ergeben. Ein lautes kratzendes Geräusch war plötzlich zu hören, welches sich unangenehm in Tonis Gehörgang bohrte. Direkt neben ihm hörte es auf und man konnte ein leises Rascheln, gefolgt von einem dumpfen Ton hören. Jetzt saß der Roboter also neben ihm.

„Toni, richtig?", fragte dieser, doch der Angesprochene gab keinen Mucks von sich.

„Wir können das auf die harte oder leichte Tour machen. Du kennst doch bestimmt „Guter Cop, Böser Cop"? Falls nicht erläutere ich dir mal MEINE Spielregeln. Entweder du bist ein guter Cop und sagst mir, was ich wissen will, oder du bist ein böser Cop und ich lasse dich Schmerzen spüren von denen du nie geträumt hättest. Deine Antwort also?"

Diese Worte ließen Toni erschaudern. Trotz des Stimmverzerrers klang diese Person so extrem bedrohlich, dass sich alleine schon mit seiner Aussage Schmerzen in seinem Körper ausbreiteten.

Es hatte keinen Zweck.

Wenn er zumindest eine kleine Chance haben könnte zu überleben, würde er diese ergreifen.

Resigniert nickte er.

„Na also, geht doch." An der Tonhöhe konnte Toni das Grinsen dieser fürchterlichen Person förmlich sehen. An seinem Gesichtsfeld tat sich plötzlich auch etwas. Seine Augenbinde wurde gelöst und grelles Licht blendete ihn. Reflexartig schloss er seine Augen und öffnete sie gelegentlich, um sich an die neuen Eindrücke zu gewöhnen. Das Erste was er sah, war eine graue Betonwand auf die er schaute, rechts daneben einige Männer mit Sturmmasken und Gewehren vor der besagten Metalltür. Er sträubte sich nach links und somit seinem Peiniger in's Gesicht zu sehen, doch Neugier siegte. Was er erblickte verwunderte ihn jedoch.

Neben ihm saß ein schlanker Mann mit einer Maske, welche aussah wie ein Huhn mit einem blauen Zipfel auf dem Kopf. Die Maske war wahrscheinlich aus Gummi oder Latex und schloss sich um den ganzen Kopf.


Ein Huhn...


Fuhn...


„Du bist Fuhn.", flüsterte der Detektiv.

„Jep.", kam es knapp von seinem Gegenüber, welches kurz darauf belustigt hinzufügte: „Du zeigst mir so schön was du denkst."

Shit, er musste seine Emotionen und vorallem seine Mimik wieder besser kontrollieren, sonst würde er möglicherweise doch nicht überleben.

„Also Toni, erzähl mir mal was die Polizei schon alles über mich weis."

Toni schluckte. Er konnte doch jetzt nicht einfach seine und die Arbeit anderer Beamten offenlegen. Andererseits hing sein Leben an seinen Aussagen. Zumindest glaubte er dies noch, auch wenn er brav alles beantworten würde hätte er trotzdem keine Garantie für sein Leben. Diese Realisation fing langsam an in seinem Verstand große Teile auszufüllen. 

Er war Beamter. Detektiv. Er sollte diesen Verbrecher finden und eigentlich in's Gefängnis bringen. Viele Polizisten sind bereits dafür geopfert worden. Wenn Toni jetzt alles verraten würde, dann würde er sich ewig schuldig fühlen.

Nein.

So ein Verbrecher durfte nicht weiter frei herumlaufen. Er musste gefasst werden, auch wenn das hieß... dass... er dafür ebenfalls sein Leben opfern müsste. Tief atmete er nochmal ein und aus bevor er sein Schicksal besiegelte. Der Detektiv kratze noch einmal alles zusammen, was sein Selbstbewusstsein noch zu bieten hatte und antwortete frech.

„Vergiss es."





Sorry das letzte Woche nichts kam, aber in einem sozial-medizinischen Beruf während einer Pandemie zu arbeiten lässt einen manchmal keine  klaren Gedanken fassen  O-O;

Katz und Maus - RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt