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Als beide Männer wieder angezogen waren, verließen sie den Strand. Auf Tonis Frage, was mit den Decken und dem anderen Zeug wäre, gab Rezo preis, dass er sich keine Sorgen machen müsse, da es sein Privatstrand war. Egal was Rezo beruflich machte, er war definitiv reich, stellte Toni in Gedanken fest. Mit dem dunkelblauen BMW, dessen Lack wahrscheinlich noch nie einen Krümel Dreck abbekommen hatte, ging es wieder zurück. Toni nannte ihm seine Adresse, welche gar nicht mal so weit von Club entfernt war. Wie praktisch.

Selbst zu dieser späten, genauer gesagt frühen Stunde, waren die Straßen munter belebt. Einige andere Nachtclubs waren noch offen, deren teure Scheinwerfer den Nachthimmel erhellten. Die hohen, mit vielen Scheiben versehenen Wolkenkratzer reflektierten, ähnlich wie am Tag die Sonne, das Licht in die Straßen. Viel Schnee lag nicht mehr, aber das war für Los Angeles normal. Die Stadt selber wurde durch ihre Bewohner und deren Lifestyle soweit gewärmt, dass er eh nie lange hielt. Dennoch versuchten es Frau Holle und Väterchen Frost immer wieder, wie auch jetzt.

Der Wagen hielt vor der genannten Häuserreihe. Eng an eng lag jedes Haus, davor meist ein kleiner Vorgarten, welcher als dieser jedoch nie genutzt wurde und stattdessen nur die Mülltonnen der Bewohner diesen eingezäunten Bereich zierten. Vereinzelt waren noch Lichter in den Fenstern zu sehen, einige Bewohner schienen selbst um diese Zeit noch wach zu sein.

Mit gemischten Gefühlen betrachtete Toni das Haus, in dem seine Wohnung lag. Er war müde und wollte nichts sehnlicher als sein Bett, doch wollte er nicht aus dem Auto steigen. Der Abend mit Rezo war viel zu schön, als dass er nun enden sollte. Doch Toni wusste, dass es ab jetzt eh schwierig werden würde.

Wie ging es weiter? Würde er Rezo wieder sehen oder war er für ihn nur ein One-Night-Stand?

„Möchtest du nicht aussteigen?", riss ihn Rezo aus den Gedanken.

„'Möchten' ist eine schwierige Frage." Neugierig zog der blauhaarige Musiker eine Augenbraue nach oben. Seufzend erwiderte Toni seinen Blick. Sein Bauch fühlte sich an, als müsse er sich übergeben.

„Was war das heute für dich, Rezo? War das was Einmaliges?", fragte er direkt. Es brachte nichts, um den heißen Brei zu reden. Kurz schien der Angesprochene zu überlegen, dann grinste er breit und antwortete.

„Für mich war es heute ein wunderschöner Abend. Ich würde nur ungern wollen, dass das was Einmaliges war."

Tonis Herz hüpfte wie wild.

„Es sei denn...", fuhr Rezo fort. „... du möchtest das nicht. Dann ist das auch ok." Der nervöse und leicht traurige Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Ich......nein, also doch natürlich. Also..... schüsch.", stammelte Toni überfordert.

„Hab ich dir so die Sprache verschlagen?", stichelte Rezo. Das Gesicht des Barkeepers glich nun einer Tomate. Beschwichtigend zog Rezo ihn zu sich und vereinte ihre Lippen. Automatisch entspannte sich Toni. Als sich beide trennten, sahen sie sich noch eine gefühlte Ewigkeit in die Augen.

„Das kommt jetzt vielleicht blöd, aber möchtest du bei mir übernachten? Also nicht wegen... du weißt schon, ich will nur nicht das du in deinem müden Zustand 'nen Unfall baust.", sprach Toni. Seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und er brach schüchtern den Augenkontakt. Er sah nicht, wie sich wieder ein anzügliches Grinsen auf die Lippen des anderen stahl, bevor dieser erwiderte.

„Was, war es so schlecht, dass du mich nicht wieder so bespringen würdest, wenn du die Möglichkeit hättest?" Selbstbewusst lehnte er sich zurück und wartete ab, ob Toni in sein kleines Flirtspielchen einstieg. Besagter Italiener sah diesen Blick in Rezos Augen – es war der Selbe, den er hatte, als er ihn zum ersten Mal hinter der Bar fast geküsst hatte. Ein Blick der sagt: „Komm zeig's mir, wenn du dich traust.".

Toni wusste, dass er jetzt an der Reihe war etwas zu sagen und er wollte definitiv nicht wieder eingeschüchtert wirken, weswegen er einfach frei heraus sagte, was er dachte.

„Ich würde dich jeder Zeit wieder bespringen, so ist es nicht. Aber meinst du, du kannst mit mir mithalten?"

Oh das hatte er nicht gesagt...

„Beweis es mir und find's heraus.", raunte Rezo.

Shit, jetzt wusste Toni auch nicht mehr weiter. Auf der einen Seite, fänd' er es schon ziemlich schön mit Rezo zusammen in's Bett zu steigen, mit der Aussicht auf mehr. Auf der anderen Seite, wollte er nicht als notgeil gelten, wenn er zustimmte. Sein Blick wanderte zu dem anderen Blauhaarigen, welcher siegessicher vor sich hin grinste. Toni wollte etwas sagen, doch es kamen keine Worte heraus, also öffnete und schloss sich sein Mund nur dümmlich und schüttelte den Kopf.

Amüsiert kicherte Rezo und zog ihn für eine Umarmung an sich heran. Stocksteif erwiderte Toni diese, beschämt über seine mangelnde Schlagfertigkeit. Minutenlang saßen sie so da, stillschweigend, einfach nur den Moment genießend. Ein schönes Gefühl der Vertrautheit umhüllte sie nach und nach und machte den Abschied noch schwerer. Leider musste er doch irgendwann kommen. Zärtlich begann Rezo am Hals seines Lovers Küsse zu verteilen, was in diesem eine Gänsehaut auslöste und den Griff um seinen Schultern verstärkte. Genießerisch brummte Toni leise vor sich hin, bis er sich plötzlich anspannte, als Rezo begann an einer bestimmten Stelle zu saugen.

Er wird doch nicht...?

Keuchend versuchte er sich von dem Anderen zu lösen, doch seine Arme fühlten sich an wie Gelee. Eine allzu bekannte Erregung breitete sich erneut in ihm aus – wenn Rezo so weiter macht, würde er ihn vielleicht doch noch 'bespringen'.

„Rezo...", stöhnte er leise, wollte eigentlich ansetzen etwas zu sagen, doch der Angesprochene kam ihm zuvor.

„So heiß mich dein Stöhnen auch macht und so gern ich dich jetzt einfach auf die Rückbank ziehen würde, muss ich dir leider sagen, dass ich nicht bleiben kann.", flüsterte er ihm lüstern in's Ohr.

Rezo ließ Toni los und betrachtete sein Werk. Es war zwar ziemlich kindisch, doch er wollte, dass Toni eine Erinnerung an ihn behält – eine, die man sehen konnte. Toni selbst war sich dessen noch nicht bewusst, denn Enttäuschung machte sich in seinem Körper breit. Gern hätte er noch die restliche Nacht mit Rezo verbracht, doch der andere Blauhaarige machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Leise seufzte er und sah Rezo in die Augen.

„Nagut, gibst du mir wenigstens deine Nummer, damit wir mal ausnahmsweise außerhalb des Clubs Kontakt haben?", fragte er.

„Aber selbstverständlich.", meinte Rezo und zog sein Handy hervor. Toni tat es ihm gleich und beide tauschten ihre Kontaktdaten.

Bevor der Barkeeper aus dem Auto stieg, zog Rezo ihn nochmal zu sich und vereinte ihre Lippen zum Abschied. Der Kuss dauerte nicht lange, doch beide genossen ihn in vollen Zügen. Er startete kurz danach den Motor und fuhr los, Toni sah ihm noch hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und ging dann auch die Treppen zu seiner Wohnung hoch. 

Katz und Maus - RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt