Chapter Six

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Ab heute habe ich für ein paar Tage Sturmfrei... sehr angenehm.

Noch angenehmer bei diesem Wetter

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Dalia Sanderson

«❃»

Uneinsichtige Wetten

Ich habe aufgehört zu zählen, zu wie vielen Liedern Mori und ich bereits getanzt haben oder der wie vielte Becher bereits in meiner Hand ist. Ich habe ja selbst aufgehört zu denken. Mit dem stetig, steigenden Alkoholpegel überkommt mich eine immer leichtere Welle, die mich auf Wolken davon tragen lässt. Hin und wieder spüre ich nur den Schwindel, als ich meinen Kopf zu schnell herum drehe oder ich spüre die Flüssigkeit über meine Hand laufen, weil Mori mich zu wild dreht. Ihr Lachen bricht selbst die lautesten Töne der Musik und lässt mich immer weiter in die Spirale ihrer eigenen Leidenschaft hängen.

Ich lache mit. Schallend und laut, als würden wir alleine sein. Ich lache mit, wenn sie die Kerle abblitzen lässt und ich lache mit wenn sie meine Hand ergreift und mich zu dem schnellen Rhythmus der Musik dreht. Die Locken meiner Haare haben sich schon lange verabschiedet, hingegen sie wild von meinem Kopf abstehen oder vereinzelt an meinem verschwitzten Gesicht hängen. Es ist heiß hier. So heiß, dass ich bereits meine Jacke losgeworden bin und im Badezimmerspiegel meine geröteten Wangen und meine wagemutigen Augen betrachtet habe. Vielleicht wirkt es arrogant, aber ich liebe diesen verlorenen und doch bedeutungsschwangeren Blick, der auf meinem Gesicht ruht, wenn die Nacht zum Tag wird.

Moris kleinen Finger ziehen mich wieder an sich, als sie mir meinen eigenen Becher aus den Fingern zieht und sich selbst große Schlucke gönnt. Ein Tropfen läuft über ihren Mundwinkel, den sie mit verschwommenen Blick einfängt und wir uns breit angrinsen, während das Lichtspiel auf unseren Körpern verhängnisvoll wirkt. Nicht so wie in meinem Traum, dafür ist alles viel zu friedlich. Aber ein bisschen ... wie in einem Film. Einem nicht enden wollenden Film. Einem Film, wo man einfach grinsen muss.

Sie drückt den Becher an ihr hochgeschlossenes Dekolleté. Trotzdessen, dass sie keinen Ausschnitt zeigt, ist sie einfach sexy. Nicht nur einmal brannte mir die Frage auf der Zunge, wie sie das macht. Dieses lockere, verführerische und einfache. Sie braucht nur zu blinzeln und muss nur einen Kartoffelsack tragen und die Kerle wären noch immer verrückt nach ihr. Bei mir wirkt es vielleicht schon oft zu ... angestrengt. Obwohl ich mich nun auch nicht so fühle, als würde ich – meine ganze Welt – nur auf andere beziehen.

Ihre rot geschminkten Lippen kommen meinem rechten Ohr immer näher, während ihre Hüften kreisen. "Du wirst beobachtet!" Mit einem noch größeren Lächeln nickt sie über meine Schulter, während ich einige Minuten benötige um ihre Worte richtig zu mir durchdringen zu lassen. Meine Stirn legt sich in Falten, als ich ihrem Nicken folge und durch die tanzende Menge schaue. Als ich bereits meinen Kopf schütteln und ihr sagen möchte, dass sie Wahnvorstellungen hat, bemerke ich es selbst.

Der starre Blick erinnert mich an den von Lionel, nur das dieser mir fremd ist und einen Schauder über mich sendet, den ich weder als gut, noch als schlecht empfinden kann. Er ist einfach da. Genauso wie der Typ mit seiner Schulter an der Wand gestützt ist und selbst beim trinken nicht seinen Blick von meinen Augen nimmt. Es ist einschüchternd, wie lange er den Blick standhält, sodass ich mich mit geröteten Wangen von ihm abwende und Mori anschaue. Ihre Braue ist derartig wissend nach oben gezogen, dass ich froh bin, meine dunklen Wangen in dem Farbenspiel der Lichter verstecken zu können. Mir ist auch erst nun aufgefallen, dass ich aufgehört habe zu tanzen.

Shattered HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt