Chapter Nineteen

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Ich glaube ich bestehe nur noch aus Kaffee und Laptop.

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Dalia Sanderson

»❃«

Konzentration

"Glaubst du ich kann die letzte Aufgabe einfach ... weglassen?" Meine Augenbraue zieht sich geduldig nach oben, als ich von dem Heft vor mir aufschaue und stattdessen das meinige fixiere. Jenes, welches vor ihm liegt. "Kommt ganz darauf an, welche Note du haben möchtest." Meine Lippen zucken erbost zu einem Lächeln, allerdings verrutscht es auch, als er den Stift niederlegt und sich streckend nach hinten lehnt.

"Was soll das?" Bestürzt schürze ich meine Lippen, wodurch er rau auflacht.

"Du kannst mir da so viele Fehler wie du willst reinschreiben, Lia, aber wir wissen beide das Mrs. Rosas mich liebt. Mein Charme ist unwiderstehlich." Ich lasse mir nicht anmerken wie richtig er damit liegt. Selten gebe ich mir mühe für seine Spanisch Hausaufgaben und dennoch kommt er mit den besten Noten zurück, während ich mir bei meinen Aufsätzen regelrecht den Kopf zerbreche. "Du würdest aber doch nicht wollen, dass ich in Physik durchfalle." Säusele ich schmollend, wodurch mich sein eisblauer Blick taxiert. Die Gänsehaut auf meinen Armen verstecke ich tiefer unter den Ärmeln meines Pullovers.

"Du bist selbst in deinem schwächsten Fach auf einer Bestnote." Dennoch nimmt er seinen Stift wieder in die Hand und macht sich daran die Aufgaben zu lösen, sodass ich mich wieder seinem Aufsatz widmen kann. Vereinzelt baue ich die kleinen Fehler und Wortdreher ein, allerdings wird meine Schrift immer schwacher und unkontrollierter, da mir Lios Duft so intensiv wie nie zuvor um die Nase wabert.

Ist das ein neues Aftershave? Es wirkt herber, aber dennoch mit einer süßlichen Spur. Eine süßliche, frische Spur, die mich an Winter und Sommer zugleich erinnert. Und doch ist sie verwirrend. Mein Blick hebt sich und gleitet über Lionel. Ich durfte ihm gestern noch die Haare schneiden, sodass sie ihn nicht mehr ständig kitzeln oder sich in seinen Wimpern verfangen. Er hat sich auch wieder rasiert, wodurch er um einiges jünger wirken würde, wenn da nicht die letzten Spuren seiner müden Wochen wären.

Helen hat uns den ganzen gestrigen Tag Küchenverbot gegeben, damit wir uns nicht die Bäuche Vollschlagen – allerdings hat sie nicht an meinen eigenen Süßigkeiten-proviant gedacht, sodass wir diese aßen, bis wir Bauchschmerzen bekommen haben. Es war ein ruhiger Tag. Ein so unglaublich entspannter, dass man meinen könnte, wir hätten die Zeit endlich ein wenig zurückdrehen können. Um unseretwillen, um einfach ein bisschen Kraft zu tanken, die wir so unglaublich nötig hatten. Die er nötig hatte.

Allerdings wurde dieses beunruhigende Gefühl in meiner Brust schwerer. Das anders wird langsam zur Gewohnheit und irgendwie übernimmt es immer mehr von mir, was ich nicht mehr kontrollieren kann. So sehr ich es auch versuche.

Und es zeigt sich wieder, als Lionel seinen Blick hebt und mich aus dunklen Augen betrachtet, der mich derartig erschaudern lässt, dass ich nicht einmal im Stande bin ihm irgendeine Geste zu zeigen. Und wenn es nur meine Zunge oder mein Mittelfinger wäre. Irgendetwas, was diese ganze Situation zwischen uns auflockert, aber ... es ist wie ein Stillstand. Ein Spiegel. Er erwidert meinen Blick mit der Schärfe eines Jagdtieres und ich bin die Beute. Das was eigentlich Jahre über ihn flog, als würde es über ihn wachen und beschützen ist nun ... die Beute.

"Sollten wir ..." Er bricht ab, als seine Stimme angeschlagen ist, sodass nicht mehr als ein raues Krächzen über seine Lippen kommt. Die Röte verfängt sich auf meinen Wangen und am liebsten würde ich meinen Blick einfach wieder abwenden, wenn er mich nicht bereits so mahnend anschaut. "Sollten wir darüber reden?" Meine Lippen verziehen sich zu einem freudlosen Lächeln. Darüber. Es klingt so einfach, wenn wir darüber sprechen würden. Aber darüber umfasst so unfassbar viel. Nicht nur den schwachen Kuss auf dieser Party, nein, vor allem umfasst es meine starken Worte die ich nicht zurückhalten konnte. Oder die Blicke. Die Berührungen. Meine Brust wird schwer, mein Atem flach und meine Hände schwitzig, während ich nur eine kleine Regung meines Kopfes brauche um meine geglätteten Haare vor mein Gesicht fließen zu lassen.

Shattered HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt