XXXVII. Samstagsausflüge mit den Jungs

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Für Mitte März war es verhältnismäßig warm. Die Temperaturskala hatte heute Mittag knapp die 20°-Grad-Marke geknackt und hatte mich dadurch zu einer dünnen Leinenhose verführt, die mir nur bis zu den Knien reichte – meine Strickweste traute ich mich jedoch noch nicht auszuziehen.

Ich schob den offenen Kinderwagen die Strandpromenade entlang und lächelte auf Louis herab, der verträumt zum Strand blickte.

Unser Tag war bis jetzt sehr ruhig verlaufen; um elf Uhr hatte Steve bei Charly und mir geklingelt und uns Louis samt Equipment vorbeigebracht. Es war nicht zu übersehen, wie schwer es ihm fiel, den Kleinen alleine zu lassen und hatte ihn zum Abschied noch einige Male fest an sich gedrückt.

Mein Bruder verstand sich derweil überraschend gut mit Louis und hatte sich sofort bereit erklärt, uns zum Strand zu begleiten, als die Wetterprognosen auf einen überdurchschnittlich warmen Märztag hindeuteten.

„Sollen wir den Schirm dort aufstellen?", fragte mein Zwilling, der neben mir herging und auf eine freie Stelle etwas weiter weg vom Meer zeigte.

Ich war froh, ihn dabei zu haben. Zum Einen half Charly mir die Sachen zu tragen und zum Anderen schien er, seit er von Jesper und mir erfahren hatte, gefasster und ruhiger was das Thema „Andrea" anbelangte, was bei mir den gleichen Effekt hatte. Es tat gut zu wissen, dass ich zu ihm gehen konnte, wenn ich Redebedarf hatte.

Zustimmend stoppte ich den Kinderwagen am Rand des Weges und schnallte Louis ab, hob ihn auf meine Arme und wies meinen Bruder an, den Wagen über die niedrige Mauer, die den Gehweg vom Sand trennte, zu tragen. Schließlich sanken auch meine Turnschuhe in den hellen Sand und wir machten uns gemeinsam zu unserem auserkorenen Plätzchen.

Sobald der Sonnenschirm stabil stand, holte ich unsere Handtücher aus der Badetasche und breitete sie aus, während Charly Louis die kleine Schaufel und den Eimer mit Entenaufdruck übergab.

„Söne Sandburg bauen!", erklärte der Kleine uns begeistert und begann sofort ein Loch zu buddeln.

Schmunzelnd holte ich seine kleine Schildkappe aus der Tasche und setzte sie ihm auf. „Da bin ich ja schon gespannt, Lou."

Nun ließ ich mich auch endlich auf meinem Handtuch nieder und genoss das leichte Lüftchen, welches den Salzgeruch des Meers direkt zu uns trug. Ich war schon sehr lange nicht mehr am Strand. Früher, als ich noch zur Schule ging, war ich mit Charly und David fast täglich am Meer. Wenn wir nicht gerade im Wasser waren, hatten wir Volleyball gespielt, gegrillt oder einfach nur rumgelegen.

Ich kann nicht glauben, dass diese Erinnerungen nun bald zehn Jahre alt waren.

„Was machen wir eigentlich an unserem Geburtstag?", fragte mein Bruder, als hätte er meinen letzten Gedanken mit gehört.

„Das ist am Mittwoch", überlegte ich laut und zog meine Tasche zu mir heran. „Ich weiß nicht. Einfach essen gehen vielleicht? "

„Langweilig!"

Seufzend holte ich meinen Skizzenblock und die kleine Federtasche mit Bleistiften aus der Badetasche. Ich wollte noch ein paar Entwürfe für einen Kunden bearbeiten und neue Ideen zeichnen. Bei diesem eigentlich kleinem Projekt hatte ich meine erste Blockade seit langem bekommen, und der Strand schien mir ein willkommener Szenenwechsel zu sein, um den Auftrag nochmals zu überdenken.

„Hör auf zu arbeiten, wenn ich mit dir über unseren Geburtstag rede", meckerte Charly und wollte mir tatsächlich den Block aus der Hand reißen. Rasch drehte ich mich von ihm weg und hielt meine Entwürfe weit von ihm entfernt. Louis bemerkte nichts von unserem Gezanke und grub ehrgeizig weiter.

„Wie ich diese Zwillinge vermisst habe", meinte jemand hinter uns sarkastisch und halb erschrocken wandte ich mich ihm zu.

David stand mit einer blauen Badetasche und Flipflops vor uns und grinste zu uns herunter, ehe er sein Handtuchlager neben mir aufschlug. Während die Männer sich dann mit ihrem altbekannten Handschlag grüßten, hob ich nur verwirrt die Augenbrauen.

Until FiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt