XXXI. Überraschung, Überraschung! ✔️

5.6K 222 7
                                    

Es war gerade Mal zehn Uhr als Jesper und ich das Agenturgebäude verließen. Wir hielten uns nicht im Arm und auch nicht an der Hand, jedoch gingen wir so nah beieinander, dass sich unsere Fingerspitzen hin und wieder berührten.

Ich hatte noch immer nicht ganz realisiert, was heute Abend passiert war. Niemals hätte ich gedacht, dass meine Wiedergutmachung in diese Richtung gehen würde. Gleichzeitig konnte ich nicht mehr leugnen, dass ich mich nicht unbewusst nach so einem Abend gesehnt hatte.

Leicht verträumt berührten meine Finger meine Lippen und erntete dafür einen amüsierten Blick von Jesper.

„Was?", hakte ich nach und musste selbst lächeln.

Kopfschüttelnd biss er sich auf die Unterlippe. „Nichts."

Spielerisch knuffte ich ihn mit meinem Ellenbogen in die Seite und musste zugeben, dass ich mich schon lange nicht mehr so frei und glücklich gefühlt hatte. Auch wenn der Kuss mehr als nur unerwartet war, war er überraschenderweise sehr willkommen gewesen. Vielleicht lag es nur an diesem echt leckeren Wein, den wir zusammengetrunken hatten, aber tief im inneren wusste ich, dass ich mich mit dieser Ausrede nur länger selbst belügen würde.

Ich hatte eindeutig etwas für Jesper übrig, und niemand würde mich davon überzeugen können, dass das nur auf einer rein freundschaftlichen Basis war.

„Das wird so seltsam werden", kam es unwillkürlich aus meinem Mund.

„Was genau meinst du, Chloe? Dass meine Mutter uns unter Beobachtung stellen wird, oder dass wir heute Abend eine heiße Büroaffäre angefangen haben?", neckte er mich und grinste spitzbübisch.

Dafür kassierte er einen weiteren leichten Schlag auf den Arm. „Ich meine das ernst, Jesper", lachte ich und schaute zu ihm auf. Seine hellen Augen glänzten schon die ganze Zeit verspielt und fröhlich, was mich vermuten ließ, dass der Abend für ihn genauso schön war wie für mich. „Wir sollten im Büro so tun, als hätte das zwischen uns niemals stattgefunden. So kann die CEO dir nicht mehr mit Konsequenzen drohen und ich muss mich nicht meinen Kollegen stellen."

Alleine wenn ich daran dachte, was dieses – nennen wir es einfach Mal „Etwas" zwischen uns im Kollegium anrichten würde, wurde mir schlecht. Unser Projekt lief gerade hervorragend, und ich würde mir bestimmt nicht anhören, dass ich meine Position in der Gruppe nur wegen Jesper hatte.

„Schön, dass du es so formulierst." Mit einem Mal blieben wir auf dem Gehsteig, kurz vor dem Taxistand, stehen. Jespers Arme umfingen meine Taille und zogen mich eng an ihn. „Dann kann ich außerhalb der Agentur das hier ja immer und immer wieder machen."

Ohne irgendwie auf meine Bedenken zu reagieren, drückte er mir einen Kuss auf den Mund. Er war nicht so intensiv, wie es zuvor in seinem Büro gewesen war, sondern sachte und federleicht. Genau das gleiche Glücksgefühl wie beim ersten Mal machte sich in mir breit und erwärmte mein Herz.

Eine Weile standen wir so da, ignorierten die wenigen Passanten, die neugierig an uns vorbei gingen und bewegten einfach nur unsere Lippen. Schließlich zog er sich einige Millimeter zurück und ich spürte seinen Atem, als Jesper mich süß fragte: „Und ich darf dich wirklich nicht nachhause fahren?"

Lächelnd schüttelte ich den Kopf, dabei streifte meine Nasenspitze sanft seine. „Wir haben beide etwas getrunken und sollten bestimmt nicht hinterm Steuer sitzen, Jesper."

„Außerdem habe ich dich bei der Arbeit gestört, die du nun vermutlich noch fertig bringen solltest", fügte ich hinzu und löste seine Arme von meinem Rücken.

Gespielt enttäuscht seufzte er und zog anschließend eine Schnute. Kichernd ließ ich es mir nicht nehmen, mich für einen Moment auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm einen Abschiedskuss auf die Wange zu drücken. Fast sofort bildete sich darunter sein altbekanntes Grübchen.

Until FiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt