Jesper
Sie machte mich wahnsinnig!
Mit ihrem Duft, ihrer Nähe und ihrer Art verzauberte sie mich schon wieder und ich konnte gar nicht anders als mich um den Finger wickeln zu lassen. Eigentlich hätte ich sie wirklich nachhause schicken sollen, bevor Chloe auch nur die Chance hatte mir irgendein Essen aufzutischen. Doch ich war weich geworden, als ich gesehen hatte, wie viel Mühe sie sich gemacht hatte.
Mittlerweile war mir dieser Abend damals herzlich egal geworden, viel zu sehr hatte mich unser Streit am Morgen danach beschäftigt. Ich hatte Dinge gesagt, die niemals aus meinem Mund kommen sollten und Chloes Schelle daraufhin, hatte mir nur zu deutlich gemacht, wie radikal ich ihr damit wehgetan hatte.
Deswegen hatte mich auch ihre kleine Post-it-Botschaft am Freitag immens erleichtert. Ich hatte mich davor nicht getraut auf sie zuzugehen – aus Angst, mit absoluter Abneigung konfrontiert zu werden.
Und nun saßen wir hier; wie in einem Paralleluniversum, lachend, etwas angetrunken und nah beieinander mit meinem Arm auf der Couchlehne, der unbewusst sachte auf ihre Schultern gerutscht war.
Chloe konnte gar nicht wissen, wie sehr mich ihre vom Alkohol rosigen Wangen anmachten, genauso wie ihre schokobraunen Augen, die zeitweise nur noch auf halbmast waren. Am liebsten hätte ich ihren schmalen Körper an mich gedrückt, niemals mehr losgelassen und wäre für immer auf dieser Couch sitzen geblieben.
Doch leider waren wir in der Realität und jeder selten so schöne Moment musste ausgekostet werden.
„Weißt du eigentlich, wie glücklich mich dieser Abend mit dir gemacht hat?", fragte ich sie leise und hätte zu gerne über ihre Haare gestrichen.
Ich liebte es, Chloe endlich offen beim Vornamen nennen zu können. Dass dieser Schritt jedoch von ihr kam, war erst sehr überraschend, hatte meine Laune aber hoch in den Himmel katapultiert.
Ganz leicht nur hoben sich ihre Mundwinkel. Mein Blick blieb auf ihren weichen Lippen hängen – zumindest stellte ich mir sie unglaublich weich vor –, auf denen heute kein verführerischer Lipgloss haftete. Fast schon wie in Trance beugte ich mich näher zu ihr, roch ihr Parfum, das am Abend merklich weniger intensiv war als am Morgen, und stellte mir vor wie sich ihre Lippen auf meinen anfühlen würden.
Ich spürte ihren raschen Atem, als sie mir zuhauchte: „Beschreib mir wie glücklich."
In diesem Moment hätte mich vermutlich nur der Weltuntergang aufhalten können.
Meine Nasenspitze berührte ihre und augenblicklich wanderte eine Gänsehaut über mich. Fast schon ängstlich, dass sie einen Rückzieher machen würde, legte ich meine Hand auf ihre Wange, ehe ich mich weiter zu ihr beugte.
Und als ich zärtlich meine Lippen auf ihren Mund drückte, konnte ich ein Seufzen nur schwer unterdrücken.
Wie lange hatte ich auf diesen Moment hin gefiebert? Wie oft hatte ich es mir in meinen Träumen ausgemalt? Wie sehr hatte ich mir diesen Kuss ersehnt?
Sanft rückte ich etwas näher, bewegte vorsichtig meine Lippen auf ihren als ich merkte, dass sie es nur zögerlich erwiderte.
Leicht besorgt beendete ich den viel zu kurzen Kuss und schaute ihr in die Augen. Chloes Blick war überrascht und verwundert. Sie schien noch nicht bemerkt zu haben, dass ich sie musterte, bevor sie mir schließlich doch in die Augen sah.
Vermutlich war es ihr zu schnell gegangen.
Wegen des Weins hatte ich mich gehen lassen und sie komplett überrumpelt. Genauso musste es ihrem Gesichtsausdruck zufolge sein. Ich sollte etwas sagen. Doch sprachlos über mich selbst, öffnete ich nur den Mund und bekam keinen Ton heraus.
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Until Five
Chick-LitEine Grafikerin in einer erfolgreichen Werbeagentur zu sein, hat so seine Tücken. Stress steht an der Tagesordnung und viel Zeit für Freizeit bleibt hierbei leider nicht, aber das ist Chloe egal! Sie liebt ihren Job über alles, obwohl sie das vor la...