XXI. Der Morgen nach einer vermurksten Verabredung ✔️

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Noch bevor ich meine Augen öffnete, fiel mir wieder ein, dass ich auf Steves Sofa geschlafen hatte. Ich lag auf dem Bauch, eine dünne Wolldecke bedeckte mich nur zur Hälfte, während meine Füße auf der Armlehne lehnten. Eigentlich war ich nicht sonderlich groß, aber sogar für mich war dieses Stück Mobiliar zu klein.

Gestern war überraschenderweise ein sehr angenehmer Abend geworden. Die Kinder kannten mich, weshalb ich nicht erwartet hatte, dass sie sich vor mich scheuten. Viel mehr dachte ich, sie würden mich mit Fragen über ihre Mutter überhäufen, doch so war es nicht.

Louis und Emma waren bereits müde, als sie von der netten Nachbarin gebracht wurden und Steve hatte sie selbst noch ins Bett gebracht und war anschließend zu Carly gefahren. Nur die Älteste, Olivia, weigerte sich einige Zeit später schlafen zu gehen. Auch wenn sie erst acht Jahre alt war, bemerkte sie recht schnell, dass etwas nicht stimmte. Sie fragte zwar nicht direkt nach, wollte aber auf ihren Vater warten, bis sie neben mir auf dem Sofa eingeschlafen war und ich sie in ihr Zimmer getragen hatte.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite und pustete mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mein Rücken schmerzte leicht und ich freute mich insgeheim schon auf meine Badewanne zuhause, als mich etwas an der Stirn anstupste. Leicht runzelte ich die Stirn, ließ meine Augen jedoch geschlossen, ehe ich wieder angestupst wurde – dieses Mal um einiges härter.

Perplex öffnete ich die Augen und starrte in die gleichen braunen Augen, wie Steve sie hatte. Emma beugte sich, mit Louis an der Hand, zu mir herunter.

„Chloe, Louis stinkt", erklärte sie mir. Während Louis mit seinem roten Stoffhund im Arm uns nur teilnahmslos musterte, roch ich erst jetzt seine volle Windel.

Sofort war ich gänzlich wach und setzte mich auf. „Ui, da hat jemand über Nacht was Großes aufgebaut, nicht wahr, Kleiner?", grinste ich den Zweijährigen müde an und hob ihn auf meinen Schoß. So nah war der beißende Geruch nicht mehr zu ignorieren und ich stand mit ihm im Arm auf.

Der kleine Hosenscheißer lachte nur frech zurück.

„Wo ist Olivia?", fragte ich Emma, die uns in das Kinderzimmer der beiden folgte. Mit einem Blick auf den Wecker, der mit am Wickeltisch stand, sah ich, dass wir bereits halb Acht hatten.

„Ich geh schauen!"

Ich hörte, wie ihre Kinderfüße sie trampelnd aus der Tür brachten, währenddessen machte ich mich an Louis „Kunstwerk" zu schaffen. Er hingegen gluckste nur bei meinem verzweifelten Blick vor sich hin und guckte mich aus großen Augen an.

Wow, von einem Kleinkind ausgelacht zu werden, war eine ganz neue Erfahrung.

Dennoch konnte ich mir ein Schmunzeln selbst nicht verkneifen, puderte seinen Hintern mit dem Babypuder ein und verschloss den Verschluss der frischen Windel. Ich hätte nie gedacht, dass ich es jemals alleine schaffen würde Windeln zu wechseln, aber es war dann doch relativ selbsterklärend.

Im nächsten Moment zupfte Emma, deren Rückkehr ich nicht gehört hatte, an meinem Kleidersaum – ja, ich hatte das Kleid seit gestern Abend an – und deutete mich zu ihr runter zu bücken. Louis setzte ich kurzerhand auf dem Boden ab und kniete mich dann vor dem Mädchen hin.

Ungefähr auf Augenhöhe wisperte sie: „Livi schläft noch."

„Okay, Emmy", meinte ich genauso leise zurück. „Dann weck sie ganz nett auf und sag ihr, dass sie sich anziehen und Zähne putzen soll."

Ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht laut loszulachen, so ernst wie sie mich ansah. „Aber Livi mag es nicht Zähne zu putzen!"

„Wenn sie sich weigern sollte, sag ihr, dass sie sonst keine Spezial-Pancakes bekommt. Das gleiche gilt danach auch für dich, wenn du dich nicht umziehst und mit frisch geputzten Zähnen das Bad verlässt."

Until FiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt