XXXV. Austausch unter Zwillingen ✔️

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Immer noch erniedrigt von Ms. Avens Konfrontation, ließ ich die Wohnungstür laut hinter mir zufallen. Im selben Moment schlüpft ich aus meinen hohen Schuhen und machte mir nicht wirklich Mühe sie ins Schuhregal zu stellen. Charlys ausgelatschten Sneaker zufolge, die verstreut über den Eingangsteppich lagen, war er bereits einkaufen gewesen. Als Bestätigung hörte ich ein Rumpeln in der Küche.

Mit meiner Tasche in der Hand schlurfte ich zu dem Lärmpegel, der sich nur verdreifachte als mein Bruder von mehreren Töpfen belagert wurde. Seine Hände hielten das restliche Kochgeschirr im Küchenregal von der Schwerkraft ab, während ihm zwei der Töpfe bereits seine Arme entlang ins Gesicht gerutscht waren. Zusätzlich fand ich um seine Füße herum Scherben auf dem Boden, die ich schnell als meine ehemalige Cornflakes-Schüssel identifizierte.

Das Gesamtbild sah so aberwitzig aus, dass ich am liebsten gelacht hätte, entschied mich aber eilig meinem Zwilling zur Hilfe zu kommen.

„Charly, pass auf die Scherben auf!", begrüßte ich ihn, warf meine Tasche auf unser Sofa und rannte rasch zurück zur Garderobe, um mir für den Moment seine Sneaker auszuborgen. Als ich nun mit diesen Quadratlatschen an den Füßen zurückkam, hatte sich Charlys statuenhafte Erscheinung nicht verändert.

„Wir haben zu viele Töpfe", jammerte er gegen das Geschirr und musterte mich aus dem Augenwinkel. Ich nahm ihm die Töpfe von den Armen und stellte sie auf die Küchentheke vor uns.

„Ich weiß."

„Die Welt mag mich nicht, Chloe."

„Mich auch nicht", stand ich ihm bei und gemeinsam sortierten wir unseren Küchenschrank um, sodass uns nicht weitere Sachen um die Ohren flogen.

„Ich hasse diesen Tag." Charlys Mundwinkel zogen sich deutlich nach unten als er den Schrank schloss. In diesem Augenblick wandte er sich mir gänzlich zu und ich hatte das Gefühl, dass ihm jeden Moment Tränen aus den Augen kullern würden. „Ich habe sie heute gesehen, vorhin im Supermarkt. Und sie...sie ist von mir weggerannt."

Nun konnte ich gar nicht anders als ihn in meine Arme zu ziehen. Charly vergrub sofort sein Gesicht in meinen Haaren und drückte mich fest an sich. So standen wir eine Weile in unserer Küche und ich musste zugeben, dass mich sein vertrauter Geruch selbst beruhigte.

Unwillkürlich erinnerte ich mich an die Zeit zurück, in der wir als Kinder so viel Blödsinn veranstaltet hatten. Von kindischen Streichen über chaotische Zusammenstöße mit dem Skateboard waren wir immer gemeinsam in dem Schlamassel involviert gewesen. Egal, wer am Schluss die Strafe kassiert oder gar geweint hatte, mein Bruder und ich standen uns immer zur Seite und ich liebte die Tatsache, dass es heute noch genauso war.

Seufzend und gleichzeitig lächelnd drückte ich mich von ihm weg und wischte mit dem Daumen die unsichtbaren Tränen von seiner Wange. „Wie wär's, wenn wir uns eine Pizza bestellen?"

„Aber die Paella-", argumentierte er, ehe mein Kopfschütteln ihn verstummen ließ.

„Die können wir morgen auch noch kochen."

••◊••

Eine Pizzabestellung und Scherben-Aufräum-Aktion später, lagen wir zusammen auf unserem Sofa und suchten uns einen Film auf Netflix aus. Ich hatte mich aus meiner Arbeitskleidung geschält, eine bequeme Shorts und ein ausgeleiertes T-Shirt angezogen und sogar schon abgeschminkt.

Schließlich entschied sich Charly für einen älteren Disneyfilm.

„Bis wann kommt das Essen?", fragte er und lehnte sich an mich.

Lächelnd legte ich meine Arme um meinen Zwilling. Nur nebenbei starrte ich immer wieder kurz auf meine farblosen Fingernägel, die ich nach der Pizza und dem Film lackieren würde – in einem grellen Orangeton.

Until FiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt