XI. Aussprachen und große Probleme ✔️

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„Mich?", fragte Mr. Avens verdutzt.

Ich konnte ihm nur mit demselben Gesichtsausdruck zurückblicken. Was war denn mit ihm los? Er war so anders, weniger distanziert und wirkte fast schon verunsichert, nur weil ich mit ihm reden wollte. Nebenbei fiel mir auch auf, dass er anstatt einer Anzughose nur eine dunkle Jeans trug und die Krawatte um seinen Kragen eindeutig gelockert war.

Als ich meinen Kopf leicht auf die Seite legte, fielen meine Haare mit über die Schulter. „Sehen Sie einen anderen Jesper Avens, mit dem ich mich unterhalten möchte?", stellte ich die Gegenfrage und sah ihn zweifelnd an.

Er räusperte und schaute eilige um sich, als würde neben oder hinter ihm wirklich ein Doppelgänger stehen. Nur einige Mitarbeiter kreuzten gerade den Gang, und auch wenn sie ihr Schritttempo nicht verlangsamten, guckte sie neugierig zu uns herüber. Doch selbst vor ihnen schien er nicht seine Seriosität bewahren zu können.

Irgendetwas stimmte heute eindeutig nicht.

Ohne großartig zu überlegen, ging ich die wenigen Meter zu ihm, umgriff seinen Arm mit meiner Hand und führte ihn zurück zu den Aufzügen. Überraschenderweise ließ er es ohne Widerstand geschehen.

Dort angekommen rief ich einen Lift. Sobald dieser da war, schob ich ihn mit mir hinein und drückte auf das oberste Stockwerk. Mit uns waren nur wenige hier drinnen, die uns zwar missbilligende Blicke schenkten, aber meinen Chef freundlich grüßten.

Noch bevor wir unser Ziel erreichten, verließen die umliegenden Kollegen den Aufzug und ich konnte mich endlich ihm zuwenden.

„Okay, Mr. Avens", begann ich und schlang meine Arme um mich – ich wusste nicht ganz, was ich sonst mit ihnen machen sollte. „Ich weiß, Sie mögen mich nicht sonderlich und ich sollte das nicht fragen, weil es mich nichts angeht aber: Was ist heute mit Ihnen los? Sie wirken wirklich nicht, als wäre alles im Lot."

Baff schaute er zu mir herunter. „Sie denken, dass ich Sie nicht mag? Woher?"

Das pickte er sich aus meiner Frage heraus?

„Ja, ich weiß nicht. Ich finde es irgendwie offensichtlich?", war meine nicht gerade überzeugende Antwort. Für mich hatte es zumindest den Anschein. Aber als Chef musste er mich auch nicht direkt mögen. Bei letzterem Gedanken bildete sich ein Kloß in meinem Hals und ich konnte mir nicht erklären, warum ich überhaupt von ihm gemocht werden wollte. Solange die Arbeit passte, konnte es mir eigentlich egal sein.

Mit dem durchdringenden Glöckchen schüttelte ich meinen Kopf. Ich trat aus dem Aufzug und wartete auf Mr. Avens, ehe ich forsch meinte: „Das ist nichts, das momentan wichtig wäre, also lenken Sie nicht vom Thema ab."

Hier im obersten Stockwerk befand sich der Sitz unserer CEO, Mr. Avens Mutter. Ich hatte sie nur einige Male gesehen und war bereits von weitem von ihrer Aura eingeschüchtert worden. Sie besaß die gleiche kühle Aura, die ihr Sohn normalerweise aufsetzte und veranlasste so von jedem respektiert zu werden.

Ehe uns jemand auf dieser Ebene sehen konnte, deutete ich ihm mir ins Treppenhaus zu folgen. Schweigend erklommen wir Stufe um Stufe bis ich plötzlich eine Hand in meiner spürte. Ich hielt inne und blickte zu ihm hinab. Genau zwei Stufen trennten uns und machten mich um ein paar Zentimeter größer.

„Warum gehen wir aufs Dach?" Seinen hellen Augen musterten mich aufmerksam, und erst in diesem Moment fiel mir auf, dass wir auch einfach in sein Büro gehen hätten können.

Ich seufzte über meine eigene Blödheit. „Sie sehen aus, als könnten Sie etwas frische Luft brauchen." Das entsprach wenigstens einer halben Wahrheit; immerhin sah mein Chef wirklich fertig aus.

Until FiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt