Abrupt verstummte die Verschwörergemeinschaft.Schließlich beruhigte sich der alte Vampir und die vier Freunde vernahmen seine kalte Stimme.
„Öffnen Sie die Tür, Herr Professor! Sie wissen, dass ich über Mittel und Wege verfüge, Ihnen das Leben schwer zu machen!"
Unwillkürlich wanderte der Blick des Professors zu seinem lahmen Fuß, der auch ohne den Ring des Grafen augenblicklich zu schmerzen begann.
Hilflos sah er in die Runde.
„Professor! Öffnen Sie die Tür! Petit, hören Sie mich? Haben Sie schon Kopfschmerzen? Denken Sie daran, wie leicht es mir fällt, diese noch um einiges schlimmer werden zu lassen!"
Der arme Pierre fasste sich nervös an seine Schläfen, sagte aber nichts. Lena hatte schließlich eine Idee.
„Herr Professor!", flüsterte sie leise.
„Der Graf weiß nicht, dass auch Karlina und ich hier in der Bibliothek sind. Sagen Sie ihm, ich hätte Sie beide hier eingesperrt und sei geflohen, hinauf aufs Dach oder zurück in Sir Rigoberts Kammer. Erzählen Sie ihm von meinem kleinen Werkzeug!"
Der Professor nickte und begann hastig zu sprechen:
„Verehrter Herr Graf, Sie ... Sie irren sich. Es ist nicht wie Sie denken - das Mädchen ... sie hat uns überrascht und mit einem schlüsselartigen Werkzeug hier eingeschlossen. Anschließend ist sie geflohen, sie wollte wohl zurück in Sir Rigoberts Kammer!"
„Tatsächlich, Herr Professor? Wie interessant", zischte der Graf. „Wessen Haut, außer Ihrer eigenen, versuchen Sie gerade zu retten?" Ein kurzes, heiseres Lachen ertönte.
„Was auch immer geschehen und nicht geschehen ist, wird sich mir ohnehin gleich offenbaren!" Dann waren schwere Schritte zu hören, die sich rasch entfernten.
Erschrocken sahen sich die Verschwörer an. Schließlich wendete sich der Professor an die zwei Mädchen.
„Wir müssen handeln, er wird bald wieder hier sein, mit einem passenden Schlüssel aus der Vitrine. Fräulein Lena, Fräulein Karlina, Sie müssen sich schleunigst verstecken, alle beide! Wenn der Graf Sie hier erwischt, Fräulein Karlina, dann weiß er, dass irgendetwas seinen Befehl aufgehoben hat. Dann wird es nicht mehr lange dauern und unser kleines Geheimnis hier in meiner Tasche ist keines mehr. Sie müssen sich irgendwo in den oberen Stockwerken der Galerie verstecken. Verflucht, warum gibt es nur diese eine Tür?!"
„Herr Professor, das Wappen" sagte Pierre mit kontrolliert ruhiger Stimme. „Die Deckenplatte, erinnern Sie sich?" Fromage war von Pierre unterbrochen worden, der im richtigen Moment wieder einen seiner Geistesblitze hatte.
„Das Wappen? Welches Wappen?" Der Professor runzelte die Stirn. Dann hellte sich seine Miene auf.
„Aber ja, das Wappen! Pierre, Sie sind ein Genie, ich hatte es fast vergessen. Man musste nur das Buch aus dem Regal ziehen, so war es doch, und dann ..." Wieder runzelte der alte Mann die Stirn und blickte fragend seinen Assistenten an.
„Aber welches Buch war es gleich? Pierre, wissen Sie es noch?"
„Warten Sie", sagte Pierre Petit. „Es hatte irgendetwas mit der gräflichen Familiengeschichte von Rottstein zu tun, glaube ich.
Das Adelsgeschlecht derer von Rottstein - eine Chronik, das war es!"„Ja, das könnte es sein", sagte der Professor und ließ sich nicht anmerken, dass er bezüglich des Titels eher skeptisch war.
„Also schön", fuhr er fort, „folgender Plan: Pierre, Sie gehen mit den beiden Damen nach oben, dort werden Sie das richtige Buch schon finden. Ich werde in der Zeit hier an der Tür bleiben und versuchen, den Grafen zu besänftigen, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich dieses Wunder vollbringen soll. Und jetzt los!"
DU LIEST GERADE
Jagd auf Lena - Eine Nacht auf Schloss Rottstein
Fantasy„Bist du auf der Suche nach der Wahrheit, so erhebe Dich über die Eitelkeit derer von Rottstein. Der Weg ist nicht leicht. Nutze die Macht des Aquila und schaue beim Licht des Vollmondes auf das Antlitz der Adligen." Lena ist ein Mädchen aus dem Hie...