Evelyn hatte nie wirklich Freunde gehabt. Im Kindergarten wie auch in der Schule war sie immer eher die Zurückhaltende gewesen, die nie ein Wort sagte, wenn es nicht unbedingt nötig war.
Die anderen Kinder trieben ihre Späße mit ihr, weil sie so still war und selbst im Sommer, wenn es Temperaturen von 26 oder 30 °C hatte in Rollkragenpullovern und langen Hosen herum lief und dadurch immer sehr stark schwitzte, aber nie wurden sie handgreiflich und das war Evelyn immer ein Segen gewesen.
Lieber alleine sein, als gedemütigt zu werden, hatte sie sich immer gesagt.
Lieber gedemütigt werden als Schläge, Tritte oder andere Verletzungen einstecken zu müssen.Das ging lange gut, bis sie in die sechste Klasse kam und in eine Altersstufe gestoßen wurde, in der ihre Mitschüler nicht nur langsam in die Pupertät kamen, sondern auch immer mutiger wurden.
Bald blieb es nicht mehr bei gemeinen Spitznamen und dummen Sprüchen und die blauen Flecken die nach einiger Zeit nur noch verheilten um neuen Platz zu machen, stammten nun nicht mehr nur von ihrem verehrten Papa.Aber es war auch das Schuljahr in welchem sie, nach langen Jahren der Einsamkeit, Judy kennenlernte.
Judy, ihre beste und einzige Freundin, der ihr teuerste Mensch.Ihre erste Begegnung war alles andere als 'normal' gewesen sondern regelrecht merkwürdig, was zweifellos mit Judy's außergewöhnlich offenen und ehrlichen Charakter zu tun hatte, den Evelyn so bewunderte.
Immer noch musste sie grinsen, wenn sie daran zurück dachte, eine Mundbewegung, die nur äußerst selten auf ihrem Gesicht zu sehen war.Es war große Pause gewesen und Evelyn hatte wie immer an ihren Platz gesessen und gezeichnet.
Ihr Blick hatte dabei ganz demonstrativ den der anderen abartig gut gelaunten und laut lachenden Schüler gemieden und stattdessen jedes Mal, wenn sie von dem Blatt Papier aufgesehen hatte die Außenwelt durch das Fenster hindurch gesucht.Trotzdem war ihr nach einiger Zeit aufgefallen, dass sie angesehen, nein, angestarrt wurde.
Judy's Sitzplatz war auf der anderen Seite des Klassenzimmers, weswegen das sehr auffällig gewesen war, ganz zu schweigen von unangenehm und gruselig.Irgendwann ist sie dann aufgestanden und auf Evelyn zugegangen.
Evelyn war bereits wirklich verunsichert gewesen und wollte schon flüchten, da hatte Judy sie jedoch schon erreicht und ihr sogleich das erste Kompliment ihres Lebens gemacht, etwas, was sich tief in Evelyn's Erinnerung gegraben hatte.„Wow! Du hast soo schöne Augen!" hatte sie begeistert ausgerufen, ihre Hände an Evelyn's Wangen gelegt um ihren Kopf hin und her zu drehen.
Evelyn war viel zu überrumpelt gewesen um etwas zu unternehmen, also hat sie das Mädchen einfach machen lassen und sich währenddessen im Stillen gefragt was zum Teufel sich dieses dabei dachte.„So sind sie gelb und so wieder grün! Oh, wow! So sind sie blau! Ich liebe deine Augen!"
Die ehrliche Begeisterung mit der Judy gesprochen hatte, hat Evelyn's Wangen mit Blut voll gepumpt und sie zwischen unglauben und geschmeichelter Verlegenheit zu Boden blicken lassen.
Dann hatte sie aufgesehen.„W-wirklich?"
„Ja!"
Judy's Gesicht war nur ein paar Zentimeter von Evelyn's entfernt und ihre Hände drehten ihren Kopf langsam ins Licht und dann wieder zurück in den Schatten.
Hin und her, hin und her.
„ Ich hätte auch gerne solchene Augen!"Seitdem hatte Evelyn immer an ihre Freundin denken müssen, wenn sie im Spiegel ihre Augen betrachtete.
Sie waren Mal grün, Mal rot, einmal violett oder golden, je nach Lichteinfall anders. Und Judy, welche sich einen Tag nach ihrer ersten Konversation neben sie gesetzt hatte, machte sie so oft es ging darauf aufmerksam.

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S U R V I V O R
Fanfiction🦋WIRD ÜBERARBEITET🦋 •••••••••••••••••••••••••• Evelyn, ein einsames Mädchen das ihre sechzehn Lebensjahre unter der Tyrannei ihrer Eltern hatte fristen müssen, entscheidet sich eines Nachts dieses Leben hinter sich zu lassen und wegzulaufen. Nicht...