Evelyn saß in ihrem Klassenzimmer an dem verwaisten Lehrerpult und zeichnete. In den letzten Tagen war nicht sonderlich viel passiert, nur, dass sie ihre erfolglose Suche nach dem passenden Schloss zu dem kleinen Schlüssel und nach irgendwelchen Hinweisen auf einen Verdächtigen innerhalb ihrer Gruppe fortgesetzt hatte. Dabei geholfen hatten ihr, bezüglich auf Judy, Harry, Lawrence, Sue und Ethan, wobei die letzteren drei nach wie vor ahnungslos waren, was die Vermutung einer Entführung anging, die sie und der Weißhaarige hegten. Bezüglich des Schlüssels halfen ihr Zion und Eugene und diese Beiden schienen sich inzwischen wirklich zu hassen.
Sie redeten nicht mehr miteinander, ignorierten sich fast vollständig und wenn sie dies einmal nicht taten, dann weil sie sich Mal wieder lautstark stritten. Aus keinem der Beiden hat Evelyn heraus holen können was der Auslöser ihrer ersten großen Auseinandersetzung gewesen war. Beide schienen peinlich darum bemüht nichts darüber Preis zu geben, achteten darauf nicht auf dieses Thema einzugehen und was Eugene betraf, Evelyn für die nächsten paar Stunden aus dem Weg zu gehen. Also hatte die Hellblonde es aufgegeben und sorgte stattdessen nur dafür, dass ihre scheinbar unvermeidbaren Streitereien nicht so ausarteten wie beim letzten Mal. Sie konnte das recht gut.
Beiden Jungen war sie in der letzten Woche näher gekommen und immer wenn sie bei deren Brüll-Wettbewerben dazwischen ging brachen die Zwei ihr Geschrei ab und gingen sich danach einfach aus dem Weg, solange bis sie wieder aneinander gerieten. Lawrence traute sich inzwischen auch nicht mehr die Beiden in die selbe Patrouille einzuteilen. Er und auch Evelyn waren davon überzeugt, dass keiner von ihnen dann noch lange unter den Lebenden weilen würde.
Stattdessen sorgte er dafür, dass die zwei Streithähne abwechselnd mit Evelyn in ein Team kamen, da die Hellblonde auf sie eine beruhigende Wirkung hatte. Besonders bei Eugene schmeichelte ihr diese Tatsache sehr. Sie konnte den Blonden gut leiden, sehr gut sogar, das hatte sie sich schnell eingestanden. Er konnte eine furchtbare Zicke sein, oh je, aber dann gab es wieder Momente, in denen er diese negative Eigenschaft durch eine ihm eigene Art der Hilfsbereitschaft und Fürsorge wieder wett machte. Er sorgte sich sehr wohl um das Wohlergehen der Überlebenden, selbst wenn er immer so tat als seien sie ihm egal. Evelyn hatte feststellen müssen, dass Eugene manchmal sogar richtig mitfühlend sein konnte. Klar, auf seine Art, die oft nicht verstanden wurde, aber es war trotzdem...
Die Hellblonde überlegte kurz nach einer passenden Beschreibung dieser Eigenschaft und grinste, als ihr die richtige einfiel.
~Süß~
Dachte sie, zwischen Spott und aufrichtiger Zuneigung.
~Ich werde ihm das ganz bestimmt nicht verraten, aber er kann richtig süß sein~
Evelyn war vor ungefähr zwei Stunden von ihrer Morgenpatrouille mit Zion zurückgekehrt, dann hatte die kleine Gruppe ihr Meeting abgehalten und schließlich gefrühstückt. Nun saß sie hier und zeichnete voller aufgeregtem Tatendrang an Eugenes Haaren. Eigentlich hatte sie nach Zions mit Harrys Porträt anfangen wollen, doch hatte sie sich irgendwie nicht konzentrieren können, hatte einfach keine Lust darauf gehabt den Weißhaarigen zu zeichnen. Also hatte sie bei dem Blonden neu angesetzt und siehe da, sie kam schneller voran denn je.
Die Schattierungen waren weicher und in dem ganzen Bild lag mehr Tiefe als in dem von Zion. Während sie ihre sanften Kreise mit dem Bleistift über das Papier zog, fragte sie sich, ob diese Zuneigung, die sie für Eugene hegte, womöglich nichts weiter war, als eine gewöhnliche Teenager-schwärmerrei, eine Art des Verliebt-seins welche nach vielleicht einem Monat wieder vollständig vergangen sein könnte.
Evelyn beschloss es so zu nehmen wie es kam, denn sie hatte eindeutig größere Probleme als das. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen Eugene ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, warum auch nicht? Sie hatte hier schließlich den Stift in der Hand. Es brauchte nur ein paar Mal radieren und einige neu gesetzte Striche und dann war es vollbracht. Nun konnte die Welt den Jungen genauso sehen wie sie es tat.
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S U R V I V O R
Fanfiction🦋WIRD ÜBERARBEITET🦋 •••••••••••••••••••••••••• Evelyn, ein einsames Mädchen das ihre sechzehn Lebensjahre unter der Tyrannei ihrer Eltern hatte fristen müssen, entscheidet sich eines Nachts dieses Leben hinter sich zu lassen und wegzulaufen. Nicht...