T H I R T Y S E V E N

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Zion und Evelyn näherten sich dem Treppenhaus. Sie hatten keine Worte gewechselt seit die Musik laut und dröhnend die Gänge füllte, aber Evelyn vermutete, dass der Gemeinschaftsraum ihr Ziel war...
Wir müssen diese verdammte Musik abstellen!” rief der Rothaarige, gerade so laut, dass man ihn durch den Lärm verstehen konnte. „Wenn der Verräter schon die Zombies anlocken will, wird auch das Schulter offen sein!” erwiderte Evelyn halb schreiend und stellte sich mit panisch klopfenden Herzen vor, wie eine ganze Horde Untoter das Gebäude überfielen und sie alle zu Nichte machten. Ihr war, als könnte sie sie bereits hören, ihre schrillen, röchelnden Schreie und ihre knackenden Knochen, durch ihre große Anzahl nur zum Teil von der Musik übertönt.

Scheiße!!” brüllte Zion und beschleunigte sein Tempo. „So ein verdammter Mist!”, „Wo sind die Anderen?” Der Rothaarige antwortete nicht, sondern raste weiter auf die Treppen zu. Evelyn fühlte wie die Panik ihren Körper eroberte, wie eine Festung von einer feindlichen Armee eingenommen wurde, oder in diesem Fall, ein Schulhaus von einer Horde Zombies.  Die Untoten wären inzwischen wohl schon auf dem Gelände, wenn nicht sogar im Erdgeschoss. Sie mussten alle so schnell wie möglich raus hier, denn wenn sie blieben, würden sie erst immer weiter nach oben, bis in das letzte Stockwerk getrieben und schließlich getötet werden.

Aber wie sollten sie entkommen, wenn, erstens: der Rest der Gruppe fehlte und zweitens: der einzige Ausgang, das Schultor, von Untoten überrannt wurde? Woher Evelyn wusste, dass das Tor offen stand? Nun, es wäre nur logisch wenn es so wäre. Wenn der Verräter sie wirklich alle zur Strecke bringen wollte, dann nützte ihm laute Musik alleine nichts, weil die Zombies ja nicht zu ihnen rein konnten. Nach kurz oder lang hätten die Überlebenden dann die Quelle des Lärms gefunden und ihn abgestellt. Game Over. Der Täter, der sich bis dahin wohl schon längst aus dem Staub gemacht hatte, doch noch von weitem zusah wie das Unheil seinen Lauf nahm, wie ein geisteskranker, sadistischen Bastard eben,  und mehr und mehr verfaulende und wütende Leichen sich am Tor sammelten, würde dazu noch sehen, wie sein Plan scheiterte.

Wenn nun aber das Tor offen stand, saßen die Überlebenden in der Falle. Sie wussten zwar wo das Sekretariat war, die Quelle der Musik, doch war dieser Raum abgesperrt und die Tür war um einiges massiver als die anderen in diesem Haus. Sie einzutreten würde lange dauern. Noch dazu befand sich das Sekretariat im Erdgeschoss, welches jetzt bereits von Untoten unpassierbar gemacht worden sein muss. Alle Fluchtwege wären somit versperrt und der Verräter müsste nur in sicherer Entfernung ausharren und konnte die Show genießen wie die Zombies die schmutzige Arbeit für ihn erledigten.
Evelyn war sich allerdings garnicht so sicher, ob der Verräter bereits weg war. Es wäre nur gesunder Menschenverstand in so einer Situation wegzulaufen, denn wenn die Untoten es nicht fertigbrachten ihn zu töten, taten es vielleicht die Überlebenden, wenn sie ihn in die Finger bekamen. Aber Evelyn vermutete, dass der Täter einen derartigen Dachschaden hatte, dass es ihm völlig schnuppe war wann, wo und wie er starb. Oder die anderen.

Frage war jetzt nur, was sollten sie tun? Die anderen waren sonst wo, sie wusste nicht ob es ihnen gut ging, ob sie verletzt waren, nichteinmal ob sie überhaupt noch lebten. Eine grausame Vorstellung. Sie und Zion, die letzten beiden noch lebenden Wesen in diesem Schulhaus, umzingelt und gejagt von Toten. Vielleicht gehörten ihre Freunde inzwischen auch zu diesen falschen Wesen, das hieß, wenn sie nicht sofort mit Haut und Haaren zerfleischt wurden. Diese Gedanken, durchsetzt mit hoffnungslosen Plänen zur Flucht rasten in einem wilden Durcheinander durch Evelyns Kopf und doch war er wie leer gefegt. Sie konnte keinen von diesen Gedanken greifen.

„Wir müssen jetzt diese Musik abstellen!” verlangte Zion nocheinmal, als sie bereits die Treppe in den zweiten Stock hinab eilten. Evelyn meinte, dass das wilde Knurren und Fauchen, das schon zuvor da gewesen zu sein schien, sich mehr aus dem allgemeinen Krawall herausschälte. Allerdings konnten ihre Ohren ihr nun auch nur einen Streich spielen, denn noch sah, und roch sie nichts.

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