T W E N T Y

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Die Wege der drei trennten sich nach einem erfolglosen Versuch im Untergrund die alte Tür zu öffnen. Nicht, dass sie überrascht gewesen wären, aber eine Enttäuschung war es trotzdem, das war ihren Gesichtern klar abzulesen. Sie gingen die Treppen zum zweiten Stock wieder nach oben und dann jeder in sein Klassenzimmer. Auch Evelyn tat dies.

Mit der altbekannten ruhigen Wachsamkeit beobachtete der Fuchs wie sie in den Raum trat, die Tür sich schloss und ihm die Sicht auf das sonderbare Menschlein versperrte. Sie sah geschwächt aus, müde und als hätte sie Schmerzen. Er wusste genau woher all dies herührte. Man hatte ihre Rudelgefährtin geraubt.

Der Fuchs war sich nicht sicher wer es gewesen war, er war selber nicht dabei gewesen, er wusste nur, dass sich sein Zweibeiner-weibchen in Gefahr begab, wenn sie diese Suche weiter führte. Gleichzeitig war ihm auch klar, dass eben das getan werden musste, wenn sie das auf sich beruhen lassen würden, würde einer nach dem anderen dem Ungeheuer aus dem Rudel ebenfalls zum Opfer fallen, darunter auch sein Schützling.

Er war sich nicht sicher was den Mörder zu dieser Tat getrieben hat, aber er glaubte, dass es eh keinen bestimmten Grund dafür gab. Nur der Spaß und die Freude am Nehmen und der absoluten Macht. Früher, als er noch im Wald gelebt hatte, hatte der Fuchs häufig Gerüchte über einige Zweibeiner gehört, die ihren Jagdtrieb damit stillten ihre Artgenossen zu erlegen. Die Tauben brachten Geschichten über die schrecklichen Morde aus dem großen Zweibeiner-Ort mit und andere Vögel, Krähen und Spatzen, die schlimmsten Tratschtanten des Waldes, munkelten von welchen, die ihre Opfer anschließend einfach im Gehölz verscharrten und lästerten abfällig darüber, dass diese 'Unholde' ihr Futter einfach hier in ihrem Lebensraum verrotten ließen.

Er fand es abartig, dass die Vögel der Meinung waren ein Zweibeiner sollte einen Zweibeiner fressen, klar, es war normal für sie. Der ein oder andere Greifvogel hatte nun Mal hin und wieder Appetit auf eine Kohlmeise oder ein Rotkehlchen. Aber noch agartiger fand er er, dass ein Lebewesen überhaupt Gefallen daran hat einen seiner Art zu töten. Es war unnatürlich. Das getötete dann nicht zu nutzen und wie Abfall verfaulen zu lassen setzte seinem Abscheu gegenüber Zweibeinern nur noch die Krone auf. Der Fuchs tötete um zu überleben. Er fraß was er erlegte und würde einen anderen Fuchs nur dann ernsthaft verletzen, wenn es wirklich nötig war. So sollten es alle Tiere machen, fand er.

Der Wildhund setzte sich in Bewegung. Seine Schritte waren so leise wie nur irgend möglich, er konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass seine nur halb einziehbaren Krallen hin und wieder auf den seltsam harten Boden prallten und ein klickendes Geräusch von sich gaben. Während seiner kleinen Wanderung durch den dunklen Gang betrachtete er die Türen der Klassenzimmer abschätzig und überlegte wer das Ungeheuer sein könnte.

Dieses gold-mähnige Weibchen hatte die nötige Bosheit, fand er und machte vor der Tür halt hinter der sie schlief. Er mochte sie nicht, und vertrauen tat er ihr gleich dreimal nicht. An dem Tag an dem das rothaarige Weibchen verschwunden, ganz sicher erlegt worden war, hatte er beobachtet wie die Blonde diese weißen Pelze heimlich mitgenommen hat. Er hatte keine Ahnung wozu diese Dinger gut sein sollten, aber er wusste, dass sein sonderbarer Zweibeiner sie dringend gebraucht hätte, denn als sie aus diesem Neben-bau getreten war, war sie ganz nass und zittrig und am nächsten Tag krank gewesen. Ganz sicher war das die Absicht und das Ziel des gold-mähnigen Weibchens gewesen, denn nachdem sein Schützling zu seinen anderen Gefärten zurückgekehrt war, hatte sie die Pelze wieder zurück gebracht.

Ob diese Pelze von Tieren waren?

Ein leises Klicken ließ seine spitzen Ohren zucken. Der Fuchs verlor keine Zeit damit sich umzusehen und herauszufinden was diesen Laut verursacht hatte, er sprintete sofort in den offenstehenden Raum, in welchem sich das Rudel immer versammelte und lugte dann vorsichtig um die Ecke.
Eine der Türen hatte sich geöffnet und jemand trat heraus. Der Fuchs erkannte nicht genau wer es war, aber es war ein Männchen und es bewegte sich mit einer beunruhigenden Geschicklichkeit, leise und geschmeidig, wie ein Raubtier auf der Jagd.

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