T H I R T Y F I V E

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Evelyn kam als letzte zum Abendmeeting. Als sie Klassenzimmer 1-C betrat und die Tür hinter sich schloss, waren bereits alle anderen da und den unbewegten Gesichtsausdrücken von Ethan, Hailey und Eugene nach war zu schließen, dass sie noch immer keine Ahnung von der Sicherheitszone hatten.

~Tja. Das wird sich jetzt ändern.~ 

Sie strich sich eine feuchte Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte und gesellte sich an den Gemeinschaftstisch, wo sie sich neben Eugene niederließ. Der lächelte sie kurz an, dann blickte er erneut zu Lawrence, welcher sich bedächtig von seinem Stuhl erhob und zu sprechen begann. „Gut. Wir sind jetzt vollzählig.” Er fixierte Harry, der zwei Plätze weiter von ihm saß und streckte ihm seine Hand hin. Harry schien für den Bruchteil einer Sekunde nicht zu wissen was von ihm gefordert wurde, doch dann verstand er. Er kramte hastig in seiner Tasche herum und fischte das Poster heraus, bevor er es in Lawrences saubere Hand legte.

Evelyn war erleichtert zu sehen, dass er sich das Blut von der Haut entfernt hatte. Nun fiel es ihr leichter ihn direkt anzusehen. Aber eine Menge Blut war in seiner Kleidung eingetrocknet, und die dunklen Flecken sorgten für zahlreiche, misstrauische und unruhige Blicke auf seine Person, was ihn allerdings nicht wirklich zu kümmern schien. Lawrence nahm die Karte zufrieden nickend an, entfaltete sie und hielt sie einen Moment hoch, so dass auch die Anderen sie betrachten konnten. Ethans Augen wurden groß wie Suppenteller, Hailey schlug sich beide Hände vor den Mund, Eugene neben Evelyn sog scharf die Luft ein. Lawrence legte das Poster ausgebreitet auf die Tischplatte.

„Auf unserer Patrouille sind wir einem Mann begegnet, einem anderen Überlebenden, und er hat uns über eine gewisse 'Sicherheitszone' unterrichtet.” Evelyn fand Harrys Blick und sie konnte ihm ansehen, dass er genauso wie sie wusste, dass Lawrence einen entscheidenden Teil der Geschichte verschweigen würde. Jenen Teil, der erklärte warum all diese dunklen Stellen auf seinen Klamotten waren. Evelyn war nicht fähig das in ihr nagende Unwohlsein zu verdrängen, doch weder sie, noch Harry, noch Zion verloren ein Wort darüber. Es hatte nun keinen Sinn dieses Thema erneut aufzudecken. Die Sicherheitszone war nun wichtiger.

„Sie liegt auf der anderen Seite der Stadt, diese rot markierte Fläche. Und wir”  Lawrence umkreiste mit seinem Bleistift das Kästchen, dass auch Evelyn schon als ihr Schulhaus enttarnt hatte und tippte dann noch einmal mit der Stiftspitze darauf, was ein helles klacken erzeugte. „Wir sind hier. Es könnte zwei bis drei Tage dauern bis wir dort ankommen, noch dazu meinte der Mann sie würden sie bald abschließen. Jetzt ist also zu entscheiden ob wir hingehen, oder auch nicht.”, „Natürlich gehen wir hin!” rief Zion entrüstet und funkelte Lawrence wild an. „Man, du lässt alles so klingen, als sei es hoffnungslos, dabei ist doch genau DAS, das worauf wir so lange gewartet haben!”

Lawrence schüttelte den Kopf. „Woher sollen wir denn wissen, dass dort wirklich eine Sicherheitszone ist?” Er sah zuerst nur Zion an, dann wandte er sich an alle. „Hat irgendjemand hier jemals so ein Poster herumhängen sehen?”
Keiner gab eine Antwort. Lawrence nickte, so als hätte er das erwartet. „Der Mann von dem wir diese Karte haben, sagte etwas von Soldaten, die diese Poster angeblich überall aufgehängt haben, aber wir haben nie auch nur eines davon zu Gesicht bekommen! Wir müssen trotz allem damit rechnen, dass diese Sicherheitszone nicht existiert.”

„Aber was wenn es sie doch gibt?” beharrte Harry und verlieh Evelyns Gefühlen einen Ausdruck.  ~Warum sollte dieser Mann uns anlügen? Klar, einer von uns hat seinen Freund dahingeschlachtet, aber trotzdem.~
Auf Harrys Worte hin blickte Lawrence fast entsetzt drein. Und ungläubig. „Setzen wir unser Leben jetzt für 'was-wenn-Illusionen' aufs Spiel?” fragte er mit einer gewissen Kraftlosigkeit, die keinem von den Überlebenden entging. Zion und Evelyn tauschten einen flüchtigen Blick, beide wussten, dass der Braunhaarige einknicken würde. Harry dagegen schlug die Augen nieder. „Ich weiß nur, dass wir hier nicht für immer hier bleiben können. Wir haben nur so lange Zeit, bis uns die Lebensmittel ausgehen.”

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