44. 𝕮𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗

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Ich sitze hier in der Klasse und fühle mich, als würde ich nicht existieren. Habe ich schon erwähnt, dass meine Klasse und die 9a sich alle nicht ausstehen können? Nein? Tja, dann wisst ihr es jetzt. Während die den ganzen Raum auf den Kopf stellen, sitze ich alleine in der Ecke am Fenster auf dem Stuhl und warte sehnsüchtig auf einen Lehrer, damit dieses Tamtam hier endlich ein Ende findet. Und da sag mal einer, die Streitereien zwischen mir und Kotz wären kindisch, das hier ist nämlich die reinste Krabbelgruppe, zumindest was die Jungen betrifft. Die Tussis sitzen in ihrer Clique zusammen, schauen dem Treiben und mir abwechselnd mit missbilligen Blicken zu, tuscheln dann und lachen dann richtig gekünstelt los. Und die Stillen schauen dem Ganzen auch nur zu, ohne jegliche Regung auf ihrem Gesicht, was sie über das Ganze hier denken mögen und warten bestimmt genauso sehnsüchtig wie ich darauf, dass endlich die Stunde beginnt. Zu meinem Leidwesen ist auch nach 15 Minuten des Stundenbeginns keine Rettung in Sicht. Boah, diese Klasse geht mir jetzt schon noch mehr auf den Keks als ohnehin schon!

Zum Glück trullert gerade eine etwas ältere Frau in den Raum und sofort wird alles still und leise und zieht sich zügig auf die Plätze zurück. Also diese Lehrerin ist mir schon mal sehr sympatisch, wenn sie die Klasse so im Griff hat. "Guten Morgen.", begrüßt sie die Klasse mit einem strengen, aber dennoch freundlichen Ton. "Guten Morgen Frau Müller.", grüßt die Klasse in diesem typischen Sing-Sang zurück. Dann setzen sich alle ganz brav und still auf ihre Stühle. Also das ist ihre Klassenlehrerin, sehr interssant. "Wie ihr ja bestimmt schon bemerkt habt, ist eure Mitschülerin Marie aus der 9b zu uns gekommen, da sie nicht weiter an dem Austausch teilnimmt. Seid nett zu ihr, ansonsten gibt es Ärger, wenn ich etwas anderes zu Ohren bekommen sollte. Marie, willkommen in der 9a. Auf das Vorstellen verzichten wir jetzt einmal, ihr habt sie bestimmt schon einmal gesehen oder kennt sie persönlich, weshalb der Aufwand und Unterrichtsverlust nur Zeitverschwendung wäre. Fahren wir also mit den wunderschönen Wurzeln fort. Jacqueline, willst du uns nicht deine Hausaufgabe an die Tafel schreiben?", fährt sie fort. Man, die wird echt meine Lieblingslehrerin, ich sag's euch! Alle Blicke sind nun auf besagte Jacqueline gerichtet, die sich sichtlich unwohl in ihrer Haut zu fühlen scheint. Komisch, sie gehört doch sonst auch zu den Leuten, die im Mittelpunkt stehen wollen. "Jacqueline, ich hatte dich gebeten zur Tafel zu kommen.", wiederholt Frau Müller erneut ihre Aufforderung. "Ich...ähm...", druckst Jacqueline herum und schaut hilflos durch die Menge, bis ihr Blick auf den Streber dieser Klasse, namens Jonas, fällt und sie ihren besten Hundeblick aufsetzt. Jonas schnallt sofort, was sie von ihm so flehentlich will und reißt jetzt wie so'n Irrer seinen Arm in die Höhe, während er "Ich möchte gerne die Aufgabe machen, Frau Müller" ruft. Wenn er ein Streber ist, wieso ist er dann so dumm und lässt sich von der Tussi um den Finger wickeln?! Genervt verdrehe ich meine Augen.

Die nächsten Wochen mit voller hirnamputierter Idioten und Tussis zu verbringen, würde echt sehr interessant und äußerst nervtötend werden! Mal sehen, wann meine Nerven am Ende sind und ich lieber wieder Kotz und Würg um mich hätte als diese Idioten. Zwar denke ich nicht, dass das je passieren wird, aber naja, wer weiß, was die Zukunft bringt?

Kommen wir wieder zu Jacqueline zurück. Jonas Meldung wird gekonnt von Frau Müller ignoriert, die nur ihre Schülerin mit einem kalten Blick anschaut. "Du hast da doch etwas in deinem Heft stehen, also schreibe das bitte an die Tafel und erkläre uns, wie du vorgegangen bist und warum ausgerechnet so. Es ist nicht schlimm, wenn es falsch ist." Jacqueline weigert sich jedoch weiterhin. Ja okay, in Mathe würde ich auch echt ungerne an die Tafel, da kann ich sie jetzt schon etwas verstehen. Nach kurzem Schweigen beider Seiten, setzt Frau Müller erneut an: "Okay, dann zeig mir mal bitte deine Hausaufgabe." "Äh, ja, ich habe die leider vergessen zu machen.", rückt Jacqueline zaghaft und nuschelnd mit der Sprache heraus. Aha, so ist das also. Na, kein Wunder, dass sie überhaupt nicht an die Tafel will. "Du weißt, dass ich das nicht erst aus den Schülern herausquetschen will, sondern ihr mir das direkt sagen sollt. Ich reiße euch nicht den Kopf ab, wenn ihr es mal vergesst, aber das dann hinter meinem Rücken versuche zu vertuschen, macht mich dann doch schon etwas sauer. Du holst die Aufgabe bitte nach und stellst sie nächste Stunde vor, damit ich sichergehen kann, dass du sie gleich nicht nur anschreibst, sondern auch verstanden hast, worum es geht. Luna, willst du vielleicht die Aufgabe an die Tafel schreiben?" Ein blondes, kurzhaariges Mädchen schräg vor mir sitzend nickt zaghaft, erhebt sich vom Stuhl und schreibt die Aufgabe an die Tafel.

"Und Schatz, wie war der erste Schultag in der anderen Klasse?", fragt mein Vater neugierig, als er mir die Tür öffnet. Mit einem kurzen "Ganz okay" von mir muss er sich schließlich zufrieden geben. Nach dieser Horrorklasse will ich mich erst einmal in mein Zimmer verkriechen und mit Luis telefonieren, der ja noch im Gegensatz zu mir in Norwegen hockt und "normal" ist. Nicht so wie diese Flachzangen von 9a. Abgesehen von Luna, die ist echt sympatisch. 

𝑴𝒂𝒏𝒄𝒉𝒎𝒂𝒍 𝒌𝒐𝒎𝒎𝒕 𝒂𝒍𝒍𝒆𝒔 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒔 𝒂𝒍𝒔 𝒈𝒆𝒑𝒍𝒂𝒏𝒕...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt