30. 𝕮𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗

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"Das Wandern ist des Müllers Lust. Das..." "Kannst du bitte aufhören dieses beschissene Lied zu singen?! Das geht langsam echt auf die Nerven!", fauche ich Kotz neben mir an, der schon gefühlte zwei Stunden dieses Lied vor sich her brabbelt. Also eigentlich seitdem wir uns auf den Weg gemacht haben. "Tut mir leid, aber eigentlich wollte ich dir damit nur einen Gefallen tun. Dann hast du son bissel Heimatfeeling hier und ich übe schonmal Deutsch. Extra nur für dich mein Schatz. Außerdem muss ja jemand hier für Stimmung sorgen. Ihr trottet hier alle so lustlos vor euch her, als ob Wandern schlimm wäre.", erwiedert Kotz. Er hatte mich gerade nicht im Ernst Schatz genannt oder?! Boah, wer schleppt mir diesen Typen auf den Mond?! Ihr bekommt auch 1 Millionen dafür. Und ja, ich hab so viel Geld, ich muss es nur noch abholen. Auf ner Bank in Norwegen. Und nein, ich habe nicht irgendwie vor euch dann von Kotz und Würgs Geld zu bezahlen. Nein, ich doch nicht. Also, wer schießt Kotz auf den Mond?

"Junge, willst du mich eigentlich komplett verarschen?! Den ganzen Weg bis hier hin, hast du nicht ein einziges deiner beschissenen Kommentare rausgehauen und jetzt, jetzt kommst du wieder damit an?! Nenn mich nie wieder Schatz, sonst bist du dran! Und rein zufällig mag ich wandern nicht, besonders nicht mit so einer Nervensäge wie dir am Hals!", fauche ich ihn wieder an und nein, ich bin doch nicht schon wieder angepisst von ihm. Nein, so gar nicht. Kotz erwiedert darufhin mit einem Grinsen in der Fresse: "Okay Hasebärchen, du musst jetzt wieder was runter kommen. Es ist alles in Butter und wenn du willst, dass ich mit meinem wunderschönen Gesang aufhöre, dann mach ich das natürlich für dich, Zuckerbärchen." Argh! Kann ich ihn nicht gleich bei der nächstbesten Gelegenheit einfach von der Klippe schubsen?! Dann wäre ich ihn endlich los! Ich atmete mehrmals kurz tief ein und aus und ging dann der Truppe hinterher, ohne Kotz nochmal zu beachten.

Okay, eins muss ich sagen. Diese Wanderung hat sich echt gelohnt. Wir haben echt schöne Orte von Norwegen gesehen. Abgesehen von Kotz, der mich, trotz dass er sich halbwegs zurückgehalten hat, wieder mit seinem Gelaber auf die Nerven ging, war die Wanderung ja ganz okay. Jetzt sitzen wir an so 'nem Fluss in irgendeinem kleinen Restaurant. Kotz und Würg haben Hannah und mich einsam und allein gelassen und sind zu ihren Freunden gegangen. Okay, wir sind jetzt nicht gerade einsam und allein, sondern sitzen bei einem Teil unserer Klasse. Hannah unterhält sich mit Lisa und Kim, während ich einfach still daneben sitze und die Anderen beobachte. Ja, auch ich kann einfach mal meine Fresse halten, kaum vorstellbar, aber wahr. Und einfach nur Leute beobachten, ist voll interessant. Und wisst ihr was noch viel interessanter ist? Dass sich gerade mein heißgeliebtes Essen einen Weg zu mir bahnt. Ich liebe Spaghetti Bolognese.

Ich bin gerade dabei genüsslich mein geliebtes Essen in mich reinzustopfen, als ich dabei unterbrochen werde. "Na, habt ihr uns schon vermisst?!", fragt Würg in die Runde. "Pah, also ich bin ganz froh, dass ihr mal weg wart!", erwiedere ich mit vollem Mund und widme mich wieder dem Essen zu. Hab ich schon erwähnt, dass ich es hasse, wenn Leute mich beim Essen stören?! Nein? Okay, dann wisst ihr es jetzt. "Ach, Marie. Tu doch nicht immer so, als würdest du nicht wollen, dass ich mit dir viel Zeit verbringe. Du belügst dich ja nur selbst.", meint Kotz daraufhin, aber ich ignoriere einfach seine Bemerkung. Solange ich die Wahrheit weiß, die ganz und gar nicht so ist, wie Kotz sich das ausmalt, ist es mir egal, was er darüber sagt. Also, zumindest im Moment. Hätte ich jetzt nicht mein geliebtes Essen, sähe das ganze hier echt anders aus. Ich wäre nicht die Ruhe in Person. Essen hat eine echt beruhigende Wirkung auf mich, wie man vielleicht merkt.

Kotz und Würg setzen sich gerade auf die Stühle neben uns, also Kotz neben mich und Würg neben Kim und Hannah. Und alle unterhalten sich wieder, außer ich. Ich hab nämlich besseres zu tun. Mich mit meinem Essen zu beschäftigen. Aus den Augenwinkeln kann ich gerade noch erkennen, wie sich eine Gabel einen Weg zu meinem Teller bahnt. "Nimm deine fettigen Finger von meinem Essen weg, Kotz!", fauche ich auch schon und schaue ihn feindselig an. "Aber ich habe Hunger. Bitte nur eine Spaghetti. Bitte hab Mitleid mit einem armen, hilflosen und hungrigen Kotz.", bettelt er jetzt herum. Was glaubt der, wer er ist, dass er sich erlaubt, mich nach einer Spaghetti zu fragen?! Nicht mal irgendwer Berühmtes würde was von meinem Schatz abbekommen.

"Warum sollte ich bitte mit dir Mitleid haben? Außerdem kannst du dir auch was bestellen, wenn du fast am verhungern bist. Aber wehe du fast mein Essen an oder versuchst es nochmal, dann kannst du dich gleich von deinen Fingern verabschieden.", meine ich und zeige ihm dabei auch noch nen Vogel. "Marie, die Killerin aus Leidenschaft zu ihrem Essen.", lacht Kim los. Tja, Essen ist halt meine große Liebe und ich muss das halt beschützen.

"Wir können auch die Spaghettiszene aus 'Susi und Strolch' nachahmen, wenn dir das lieber ist.", grinst Kotz jetzt und ich merke schon, wie er versucht an mein Essen ranzukommen. Ne, Junge, da haste echt Pech. Von meinem Essen bekommt niemand was. Ich verschränke meine Arme vor der Brust, sehe Kotz mit hochgezogener Augenbraue an und sage: "Also so bekommst du schonmal gar kein Essen. Und nein, bäh. Ich will ja nicht deine Parasiten in meinem Mund haben!" Daraufhin schaut er mich beleidigt an und zieht nen Schmollmund. Willkommen im Kindergarten! Jetzt lachen alle an unserem Tisch los, bzw. Kim, Hannah und Würg. Kotz tut immernoch auf Kleinkind und ich widme mich schulterzuckend wieder meinem Essen zu.

𝑴𝒂𝒏𝒄𝒉𝒎𝒂𝒍 𝒌𝒐𝒎𝒎𝒕 𝒂𝒍𝒍𝒆𝒔 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒔 𝒂𝒍𝒔 𝒈𝒆𝒑𝒍𝒂𝒏𝒕...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt