45. 𝕮𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗

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Die Sonne ging gerade über den Dächern der Häuser auf, Vögel zwitscherten schon heiter in den Bäumen, eine leichte Briese wehte durch die Gassen des Dorfes und hier und dort waren schon Leute unterwegs. An diesem Morgen hatte ich mich dazu entschieden mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, um genau dieses morgendliche Spektakel betrachten zu können. Außerdem ließ der Sonnenaufgang meine Laune etwas ansteigen, was schon mal eine gute Voraussetzung für meine Überlebenskünste in der Schule sein würden. Kamst du mit schlechter Laune in diese Klasse, würdest du dich am liebsten schon nach einer Sekunde im Klassenraum aus einem der Fenster in die Tiefe stürzen.

Ich radelte fröhlich vor mich hersummend aus dem Ortseingang heraus auf die Landstraße. Eine Weile versank ich fasziniert von der Natur und völlig in meinen Gedanken in eine ganz andere Welt. Plötzlich kam ich kurzweilig ins Schwanken, denn jemand hinter mir sprach mich wie aus dem Nichts auf einmal an.

"Hey!"

Ich versuchte mein Gleichgewicht wieder zu finden und drehte mich dann zu der Person um, die auch auf einem Fahrrad fuhr. "Äh, hey?", erwiderte ich verdattert. Hinter mir fuhr ein blondes Mädchen und schaute mich aus ihren ozeanblauen Augen freundlich an. Luna. "Ich wusste gar nicht, dass wir den gleichen Schulweg haben!", sagte diese sichtlich erfreut über diese Erkenntnis. Ich war immer noch etwas neben der Spur, also nickte ich nur zur Erwiderung abwesend. "Super, dann können wir ja ab jetzt immer zusammen fahren! Alleine kann es manchmal auch echt langweilig sein.", meinte sie und lenkte ihr Fahrrad an meine Seite, sodass wir auf gleicher Höhe fuhren, solange kein Auto kam. Okay, also sie musste nicht unbedingt still in der Ecke sitzen, sondern konnte anscheindend auch Kontakt mit anderen aufnehmen. "Ja, klar. Gerne!", stimmte ich ihr mit einem freundlichen Lächeln zu. Luna wurde mir echt immer sympathischer. Wir unterhielten uns noch etwas, bis sie auf einmal vorschlug, einen Feldweg zu befahren, "weil das eine Abkürzung zur Schule ist, die aber nicht viele kennen und deshalb wenig Verkehr herrscht." Vorgeschlagen, getan. Also bogen wir rechts ein und wurden ein wenig von Obstplantagen begleitet, die später durch lange, breite Felder abgelöst wurden. "Du, Marie? Also, wenn du willst, können wir die Lehrer auch fragen, ob ich mich neben dich setzen dürfte. Also neben dir ist ja noch ein Platz frei und da dachte ich... aber wenn du natürlich nicht willst, dann bleibt alles so wie es ist. Das ist mir gerade halt nur in den Sinn gekommen und da wollte ich das nur einmal vorschlagen.", brach Luna nach kurzer Zeit die anhaltende Stille. Während sie sprach, wurde sie zum Ende hin immer leiser und ich hatte Mühe verstehen zu können, was sie da sagte. Schüchtern starrte sie den Asphaltweg geradeaus, meidete Blickkontakt mit mir, unsicher, ob ich dem zustimmen würde. "Klaro, das fragen wir gleich sofort in der ersten Stunde! Da haben wir doch Frau Müller und die ist ja die Klassenlehrerin von euch. Sie sollte von der Sitzplatzänderung vielleicht als erstes erfahren." Glücklich, dass ich dem zugestimmt hatte, sah sie mich jetzt wieder lächelnd an. Auch ich zeigte ihr meine weißen Zähnchen.

Auf einmal wurde unsere lockere Stimmung durch einen ohrenbetäubenden Knall direkt hinter uns gestört. Sofort blieben wir stehen und drehten uns ganz langsam in die Richtung hinter uns, wo eine riesige Staubwolke um das Stoppelfeld herumschwirrte. Luna und ich warfen uns gegenseitig fragwürdige Blicke zu. Der Staub löste sich langsam auf und gab Sicht auf ein metallenes Ungetüm frei. Was zum Teufel war das?! Als man klare Sicht auf dieses Monstrum hatte, blieb mir fast die Spucke im Hals stecken. Das war eine Rakete! Hä? Also eigentlich konnte ich doch nur schon wieder träumen! Luna schaute mich von der Seite etwas verängstigt und außerdem sehr verwirrt an. "Glaub mir, ich habe keinen Plan, was hier zum Teufel abgeht.", flüsterte ich, weil meine Stimme sich langsam vom Acker machte. Der Grund war mir nicht ganz bewusst, aber es musste etwas mit dem Ding da vorne zu tun haben. Aber ganz ehrlich, seit wann landeten Raketen einfach mitten im Freien?! Und wie ein Absturz sah das jetzt auch nicht aus, beziehungsweise hatte es sich nicht so angehört. Mit einem lauten Zischen und viel Nebel ging auf einmal die Tür auf. Okay, wer auch immer da jetzt am Eingang steht und langsam die Treppe heruntergelaufen kommt, er steht auf große Auftritte!

...und Einhörner?!

𝑴𝒂𝒏𝒄𝒉𝒎𝒂𝒍 𝒌𝒐𝒎𝒎𝒕 𝒂𝒍𝒍𝒆𝒔 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒔 𝒂𝒍𝒔 𝒈𝒆𝒑𝒍𝒂𝒏𝒕...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt