Schlussendlich werde ich von dem, nun sehr stillen Urvampir, zu einem Zimmer gebracht. Er schaltet noch das Licht an, schmeißt die Tür hinter sich zu und lässt mich in dem Raum allein. Für einen Augenblick bleibe ich regungslos stehen, ehe ich mich leicht entspanne. Neugierig sehe ich mich um. Rechts geht eine weitere Tür ab. Links in der hinteren Ecke steht ein Bett. Am Bettende ein Schrank. Ein einfacher Schreibtisch genau gegenüber der Tür. Ein ebenso einfacher Stuhl. Hier kann man es ja schon irgendwie aushalten. Finde ich zumindest. Die Schuhe ziehe ich aus, stelle sie neben die Tür und gehe zum Bett. Setze mich vorsichtig drauf. Teste aus. Mit dem Gewicht ist man vorsichtig geworden. Es knarzt sehr komisch und ich stehe lieber wieder auf! Gut, dann werde ich... wohl auf dem Boden schlafen. Mit der Matratze. Kurz entschlossen ziehe ich diese auf den Boden, lege alles hin und setze mich drauf.
Leise schallt die Musik durch das Zimmer, während mir alles erst einmal so wirklich bewusst wird. Ich bin nicht in einem Traum. Ich halluziniere nicht. Ich stelle mir das alles nicht vor. Es ist verdammt noch einmal wahr. Ohne, dass es geklopft hätte, geht die Tür auf und sofort sehe ich dort hin. Alucard kommt mit einem Tablett rein und sieht mich nur auf der Matratze auf dem Boden sitzen. "Ist dir das Bettgestell nicht gut genug, Missy?", zischt er, stellt das Tablett mit dem Essen auf den Schreibtisch und verschränkt die Arme. "Doch! E-Ein Bett wär geil. Wirklich! Aber... ehm... ich trau der Sache nicht. Als ich mich drauf gesetzt habe, hat es so komisch geknarzt und ich will nichts kaputt machen. Also werde ich hier unten schlafen!" Gezwungen lächle ich. "Kommt vielleicht meinem Niveau näher." Mein Blick geht auf die Seite. Die Mundwinkel gehen runter. Tja. Ist halt so. Ich bin dick und nicht für alles geeignet. Hat man mir früh klar gemacht.
"So viel Selbstmitleid bei so einer großen Klappe. Menschen werde ich echt nicht verstehen..." Mit diesen Worten verschwindet der Vampir wieder und ich starre auf die Tür, durch die er irgendwie diffundiert ist. Die Stirn gerunzelt. Ehm... danke für die Sorgen...? Glaube ich mal. Kopfschüttelnd sehe ich auf den Empfang. Natürlich keiner. Hätte ich mir denken können. Fuck. Die Polizei zu rufen bringt auch nichts. Wenn das hier überhaupt funktionieren sollte. Kein Internet, also funktionieren weder WhatsApp noch sonst irgendwelche Dinge, mit denen ich anderen schreiben könnte. Ob man hier Wlan bekommt, um etwas auszuprobieren? Ein Versuch wäre es wert. Langsam stehe ich auf und gehe zur Tür. Ziehe mir dort meine Schuhe an, schalte die Musik aus, öffne die Tür, schalte auch noch das Licht aus und schließe die Tür hinter mir wieder, als ich auf dem Gang stehe. Meine Augen gehen hin und her. Gut... von wo bin ich jetzt eigentlich gekommen?
Mich immer wieder umsehend, gehe ich durch die Gänge. Es ist kühl. Aber nicht so, dass es mich frieren würde. Gemälde hängen an den Wänden. Türen gehen ab, die mir aber nicht bekannt vorkommen. Mein Gedächtnis ist scheiße. Wirklich scheiße! Aber mein Orientierungssinn ist dafür umso besser und ausgeprägter. Ich sehe auf eine Vase, die in einer Ecke steht. Darin eine kleine Palme. Die kommt mir bekannt vor. Wenn bei der nächsten Ecke auch noch eine steht, bin ich auf dem richtigen Weg! Tatsache. Lächelnd gehe ich weiter und werde ein wenig schneller. Und ich bleibe erst stehen, als ich die Tür sehe, die mir bekannt vorkommt. Vor dieser bleibe ich stehen und atme tief durch. Hebe meine Hand und klopfe. Stille. Ich klopfe wieder und erst dann ertönt ein: "WAS?!", bei welchem ich erst einmal zurückzucke. Doch dann öffne ich die Tür und sehe die Lady entschuldigend lächeln an. "Tut mir leid, Lady Integra!", rufe ich und trete ein, ehe ich die Tür hinter mir schließe. "Ich hätte eine kurze Frage..."
Zwar bekomme ich das Wlan schnell und ohne Probleme, aber das hilft nichts. Enttäuscht lasse ich die Schultern sinken. "Die Nachricht geht nicht durch.", murmle ich und starre weiterhin auf das Handy. Auf die kleinen Uhren bei WhatsApp die angezeigt werden, wenn man keine Verbindung zum Internet hat. Stumm presse ich meine Lippen aufeinander. Ich kann wirklich niemanden erreichen. Nichts und niemanden. Während ich mit der linken Hand das Handy halte, kratze ich mir mit der rechten über den linken Unterarm. Die Haut ist schon rot. Es brennt leicht. In meinen Kopf kommt nur diese eine Frage. Warum? Warum das alles? "Du solltest schlafen gehen. Wir werden uns morgen noch einmal zusammensetzen.", meint die blondhaarige und ich sehe zu ihr. Zwar merke ich, dass ich müde bin, könnte aber höchstwahrscheinlich eh nicht schlafen. "Ich... schau mal, wie die frische Luft wirkt.", murmle ich geschlagen, stecke das Handy weg und gehe wieder raus.
Mir ist im Moment sogar egal, dass ich mich nicht auskenne. Einfach nur gerade aus gehen. Vielleicht hier oder dort mal abbiegen. Die Aufmerksamkeit ist nicht da, das merkt man. Nach ein paar Minuten sehe ich Fenster, die nach draußen gehen. Dunkelheit. Kein anderes Licht. Nur das hier drin. Meine Hände verschwinden in den Jackentaschen. Ich folge den Fensterreihen, bis ich zu einer großen Tür gelange von der ich denke, dass sie eigentlich die Eingangstür sein sollte. Also mache ich sie auf und schon kommt mir die kalte Luft entgegen. Langsam gehe ich raus und schließe auch hier die Tür hinter mir. "Was machst du hier." Mein Blick geht zu Pip hoch. "Ich brauche frische Luft. Keine Sorge. Ich mach schon nichts.", murmle ich leise und lehne mich nur gegen die Wand neben der Tür. Der langhaarige beobachtet mich für ein paar Minuten, ehe er sich neben mich stellt. "Gerüchte machen hier schnell die Runde. Stimmt es, dass du nicht von hier kommst?"
Kurz nicke ich. "Nicht einmal aus dieser Welt. Irgendwelche Idioten haben mich anscheinend beschworen. Wollten einen Dämonen, haben aber mich gekriegt. Und keiner weiß, wie ich wieder zurück komme." Nun wirkt er aufmerksam und neugierig. "Das geht?", fragt er, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Anscheinend. Im ersten Moment war ich bei meiner Familie und zack. Schon hier. Ich will nur nach Hause. Aber keiner hat eine Ahnung, wie." Der Söldner nickt verständnisvoll. "Verstehe. Kannst du etwas Besonderes?" Kopfschüttelnd sehe ich auf den Boden vor mir. "Nur Ghule scheinen mich in Ruhe zu lassen. Aber ich kann nicht mal kämpfen, oder so. Nur mein Maul weit aufreißen und ne dicke Lippe riskieren." Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner rechten Schulter und ich werde nach links gezogen, direkt an Pip ran. Überrascht sehe ich zu ihm hoch. Dieser grinst. "Keine Sorge! Lady Integra hat schon immer einen Weg für alles gefunden!", ruft er entschlossen und nickt mir zu. "Ich bin mir sicher, dass du wieder nach Hause kannst." Und zum ersten Mal lächle ich so wirklich, seit dem ich hier bin. Lege meinen Kopf seitlich an ihn ran. "Danke, Pip."
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Point of no return
FanfictionFlo hat es satt. Ihre Tante zieht sie bei jedem Familienfest auf die Seite, weil sie abnehmen soll. Das geht ihr gewaltig auf den Keks. Aber einmal den Mund aufgemacht und schon wurden ihre Worte verdreht. Kann man nun von Glück reden, dass die blau...