Point of no return

Dann halt nicht...

Tatsache. Alucard steht in der Tür und mustert uns. Seine Mundwinkel gehen hoch. "Drei Vampire lassen sich von einem Menschen in die Enge treiben!" Der schwarzhaarige bricht in Lachen aus und lehnt sich an den Türrahmen. "Ich glaube, ich werde nicht mehr. Scheiße..." Doch so schnell er sich darüber amüsiert hat, so schnell hat er sich aufgerichtet und ist ernst. Sogar ein wenig angeekelt. "Und so etwas muss ich in meiner Rasse ertragen. Tch..." Ohne zu zögern hebt er eine Pistole, feuert drei Schüsse. Die drei Vampire, die vor Schock noch wie angewurzelt dort fest standen, fallen nun mit Löchern in ihren Köpfen zu Boden. "Hm... wenigstens haben sie nichts beschworen.", brummt er, dreht sich um und geht wieder. Ich hingegen starre fassungslos auf die Leichen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes verkrümeln. Das Staubstadium hat eingesetzt.

"Alucard...?" Meine Stimme zittert vor lauter unterdrückter Wut und ich sehe zur Tür. Doch er ist nicht mehr da. Schnell gehe ich zur Tür und kann ihn auf dem Gang sehen. "ALUCARD!", brülle ich ihm hinterher und er bleibt stehen. Dreht seinen Kopf. Die orangefarbene Brille spiegelt den Mond für einen kurzen Moment, der durch das Fenster scheint. "Sei froh, dass ich dich leben lasse, Mensch." Ich soll froh sein, dass... Tief atme ich ein und wieder aus. "Alucard?" Ich lächle gezwungen. Meine Stimme ist nun einigermaßen sanft. Gespielt zumindest. "Nenn mich nicht beim Namen, Unwürdige." Allein deswegen will ich ihm eine runterhauen. Aber ganz ruhig. "Alucard... Ich wollte nur eines anmerken.", fange ich an und deute in den Raum, ehe ich sauer werde. "DIESE BESCHISSENEN MISTKERLE HABEN MICH AUS MEINER WELT BESCHWOREN UND SIE WAREN DIE EINZIGE LÖSUNG, WIE ICH WIEDER ZURÜCKKOMME!" Eine Pause entsteht. Eine Augenbraue geht hoch. "Hm. Scheinen dir was gegeben zu haben. Du solltest wohl ein Opfer sein."

Gleich kack ich ab. Wieder dreht er sich um und geht weiter. "Vlad Draculea." Wie vom Blitz getroffen, bleibt er stehen. Dreht sich wieder zu mir um. "Wie hast du mich gerade genannt?" Entschlossen, keinen Schritt zurück zu weichen, verschränke ich die Arme. "Ach, jetzt hörst du mir zu? Wunderbar. Die Kerle da drin haben mich irgendwie beschworen. Das ist nicht meine Welt. Nicht einmal ansatzweise meine Dimension. Also wenn du irgendjemanden kennst, der sich damit auskennt, würde ich es präferieren, wieder zu meiner Familie zurück zu kehren. Ich will nach Hause. Ich will zu meiner Familie. Ich will..." Überrascht sehe ich auf die Seite. "Woah..." Wieder sehe ich zu Alucard. "Ich will sogar zurück zu meiner Arbeit! Fuck... soweit ist es schon." Panik bricht dann doch aus, als Alucard plötzlich neben mir steht und mir die Pistole an den Kopf hält. "Und warum sollte ich dich nicht auf der Stelle umbringen? Wie das kleine Gewürm, dass du bist?", fragt er und ich sehe ihn aus dem Augenwinkel an. Er beugt sich sogar ein wenig runter. "Du würdest den Ghulen, die hier herum streunen, eine lange Mahlzeit bieten."

Nicht der auch noch. Jetzt übernimmt meine Wut. Und leider ist es mir dann eigentlich immer egal, was die Folge daraus sein wird. "Alter! Alucard! Das war jetzt n Kommentar, den du dir sparen hättest können! Ich sag ja auch nicht, dass-" Schnell kann ich mich stoppen. "Okay. Das wäre dann wirklich mies. Das wäre kein Konter, sondern mein Todesstoß. Alternative... Alternative... Ah! Ich sage ja auch nicht, dass du schuld an dem Tod deiner gesamten Gefolgschaft im Krieg warst, oder? Du hältst die Schnauze, ich halte die Schnauze. Deal? Deal. Find ich gut. Und wenn du das Ding von meinem Schädel weg tun könntest, wäre ich dir sehr verbunden." Lächelnd sehe ich zu ihm hoch. Mit der Hoffnung, dass er mich zu Integra bringt und die mir wenigstens glaubt! Das wäre echt nice. "Apropos verbunden. Wäre dir Lady Integra nicht verbunden, wenn du jemanden aus einer anderen Dimension bringst?" Bitte... BITTE steig drauf ein!

"Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.", erwidert er gelassen und drückt den Lauf noch einmal gegen meinen Schädel. Seufzend gebe ich auf. Sehe auf den Boden. Entspanne mich. "Gut... dann bring mich halt um. Ich würde zwar gern wissen, wie meine Familie darauf reagiert, dass ich an sich vor ihren Augen verschwunden bin, aber hey. Tot ist tot. Keine Probleme mehr." Unsicher taste ich meine Hosentasche ab und lächle leicht, ehe ich mein Handy raushole. "Wofür brauchst du eines von diesen Handys. Braucht doch kein Mensch.", knurrt er und ich zucke mit den Schultern. Entsperre es mit meinem Fingerabdruck und sehe mir ein Bild an, auf welchem meine Eltern mit meinem kleinen Neffen spielen. Ein Familienfoto habe ich nicht. Ich stelle mir meine Brüder und meine Schwägerin einfach vor. Genug Fantasie habe ich ja. "Du hast ein Kind?" Erschrocken sehe ich zu ihm, an dem Lauf vorbei. "Was? Fuck, nein! Dazu muss man Sex haben. Und..." Ich druckse ein wenig herum und starre wieder auf das Handy. "Du kannst dir denken, was ich sagen will. Ne, ne. Das ist mein Neffe. Meine Eltern."

Weiterhin starre ich auf den Bildschirm. Aber der Schuss kommt nicht. "Worauf wartest du?", frage ich und seufze. "Hast du nicht die Eier in der Ho-" Ich sehe hoch, aber niemand ist da. Verwirrt runzle ich die Stirn. Drehe meinen Kopf in alle Richtungen. Aber nichts. Alucard ist nirgends zu sehen. Anspannung kommt auf. "Scheiße... was mache ich jetzt?" Wenn draußen Ghule rumlaufen, dann bin ich am Arsch. Aber hier drin könnten auch welche sein! Nervös schlucke ich und sehe auf den Bildschirm. Sehe in das Grinsen meiner Eltern. Tränen steigen in meine Augen und ich zwinge mich dazu, nicht zu heulen. "Ich komm irgendwie zurück. Versprochen!", flüstere ich, schalte das Handy aus und stecke es in meine Hosentasche. Langsam gehe ich los. Weg von dem Raum, in welchem ich beschworen wurde. Was für eine astreine Sache. Ich habe nichts gespürt! Kein einziges Geräusch lasse ich ungehört. Zumindest, was für meine Ohren hörbar ist. Immer wieder bleibe ich stehen, als etwas knarzt. Bei der Ecke angekommen, halte ich erneut und sehe vorsichtig um diese. Starre den Gang entlang. Leer. Sehr gut. Erleichtert atme ich aus und gehe weiter. Es ist unheimlich. Ich habe eine Gänsehaut. Angst ist mein ständiger Begleiter. Aber jetzt kann ich nicht hier bleiben.