Tor...?

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Genervt tief ein und aus atmend, drehe ich mich um. Erkenne aber schnell, dass das eng werden könnte. "Ich bin für meine Organisation ein Nichts. Ich bin leicht ersetzbar. Bist du es auch?" Er hat eine Bombe in der Hand. "Im Gegensatz zu Ihrer, kennt meine wenigstens meinen Wert...", murmle ich und versuche, die Panik wieder im Griff zu halten. Die Bombe sieht aus, wie eine kleine Metalldose. Konservendose, wenn der Vergleich irgendwie geht. Hat aber ein paar Einkerbungen, die nicht zu einer Dose passen. "Gib mir den Stick, ich verschwinde und du lebst. Klingt das nach einem Deal?" Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum, ehe ich antworte. "Ich meine... Es KLINGT wie ein Deal. Aber... der Deal ist halt scheiße." Der Mann schmunzelt. "Dass die jungen Leute aber auch immer solche Ansprüche haben... schlimm heutzutage." Nun muss ich kurz amüsiert schnauben. "Das wird in 20 Jahren nicht besser!"

Ein kichern. ER kichert. Warum kichert er? "Stimmt ja...! Unsere kleine Miss kommt ja aus einer anderen Welt. Habe ich schon fast wieder vergessen.", meint er und meine Mundwinkel gehen runter. Woher... wie... was zum fick?! "Meine Fresse... seid ihr die Men in Black, oder was?", frage ich, ohne groß darüber nachzudenken. Kurz denkt er nach. "So etwas in der Art. Nur jagen wir keine Aliens." Und mit diesen Worten schmeißt er mir die Bombe hin! Ich höre, wie es erneut Klick macht und weiß, dass ich nicht viel Zeit habe. Aber ich kann mich nicht bewegen. Keinen Millimeter. Und dann tritt etwas zum Vorschein, was ich überhaupt nicht von mir erwartet habe. Die alten Reflexe aus dem Fußball. In der Luft verfolge ich die Metalldose, hole mit dem Fuß aus und kicke die Bombe gezielt zu dem Kerl zurück. Schubse den Ghul in die Richtung des Mannes, laufe aus dem Zimmer und mache die Tür zu. Vielleicht hält sie noch ein bisschen was ab!

Bevor ich allerdings weglaufen kann, explodiert die Bombe in dem Raum und lässt mich erneut das Fliegen lernen. Diesmal krache ich aber mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir und komme schmerzvoll auf dem Boden auf. Wieder pfeifen die Ohren. Sie tun weh. Ich habe Teile der Tür auf mir liegen. Mein Rücken tut weh. Mein Hintern. Vorsichtig öffne ich die Augen, bleibe aber sitzen. Der Raum sieht genauso aus, wie der erste. "Fuck..." Langsam überprüfe ich, ob alles funktioniert. Finger. Zehen. Arme. Beine. Als ich aufstehe, taumle ich kurz, kann mich aber selbst wieder fangen. Also bei Bombe Nummer drei bin ich raus. FLO! VERDAMMTE SCHEIßE! ANTWORTE! Neben den Kopfschmerzen werde ich auch noch gedanklich angeschrien. Schön. Alucard... ich kann dich wieder hören. Geil... Meine Mundwinkel gehen hoch, als ich mich gegen die Wand lehne. Flo! Alles in Ordnung? Du hast nicht mehr geantwortet! Ein letztes Mal sehe ich noch in den Raum.

Während ich mich beruhige und mich auf die Suche nach anderen Rechnern mache, erkläre ich ihm alles, was ich erlebt habe. Keine Chance, dass du jetzt alleine weiter machst. Wo bist du? Kopfschüttelnd gehe ich weiter. Passt schon. Er ist jetzt tot. Kümmere du dich lieber um deine Arbeit! Stille. Ich bin mir fast zu 100% sicher, dass er mich umbringt, wenn wir zurück sind. Scheiße... Flo! Du bewegst dich jetzt bitte einen Ticken schneller! Die gedankliche Stimme von Alucard klingt genervt. Irritiert runzle ich die Stirn. Ich... Ich kann es versuchen. Aber was ist los? Nur ein Wort wird gesendet. Iskariot. Leise fluche ich in dem langen Gang. Und ich habe erst eine Seite abgedeckt. Und die ist noch nicht einmal fertig! Ich habe seit Jahren kein Sport gemacht. Und darf jetzt damit anfangen. Spontan. Ist das nicht toll? Jeden Raum und jede Leiche suche ich mit einer gewissen Geschwindigkeit ab, die ich mir selbst nicht zugetraut habe. Zwar schnappe ich nach Luft wie ein sterbendes Tier, aber ich schaffe es in Rekordzeit, das rechte Abteil abzusuchen und alles auf den Stick zu übertragen.

Ab zu dem linken. Pause gebe ich mir nicht einmal, wenn die Datenübertragung startet. Da suche ich die Leichen ab. Aber nichts, was mir sonst noch helfen könnte. Von einer der Wachen aus dem Anfangsraum, habe ich mir eine Pistole geschnappt. Er hatte kein Ersatzmagazin. Aber die zweite Wache hat die gleiche Pistole. Also habe ich mir da das Magazin geklaut. Jetzt fühle ich mich um einiges sicherer! Ich hoffe, du bist bald fertig. Allzu lang ist es nicht mehr sicher da drin! Alucard warnt mich wenigstens und ich seufze. Ich versuche es ja! Aber ich kann nichts dafür, dass die Datenübertragung so scheiße langsam ist! Nervös tippe ich auf dem Tisch herum und ziehe den Stick raus, als es fertig ist. Das gute ist... ich muss mich um die Zerstörung nicht einmal kümmern. Irgendetwas ist auf dem Stick drauf, der wohl einem verdammt aggressiven Virus ähnelt. Bei der Aufnahme der Daten wird dieser Virus automatisch auf die Festplatte des Geräts gespielt und wird aktiv, wenn ich den Stick ziehe. Wer auch immer den Stick bespielt hat... ich glaube, ich muss ihn oder sie kennen lernen!

Nach ein paar weiteren Übertragungen und der Bitte von Alucard, endlich fertig zu werden, stehe ich vor der Tür, vor der ich schon die ganze Zeit stehen wollte. Nicht umsonst gibt es Zugangskarten. Ich ziehe die Karten raus und gehe zu dem Lesegerät, durch welches ich die Karten durchziehe. Die erste wird abgelehnt. Diese schmeiße ich neben mich auf den Boden. Auch die zweite und dritte wird abgelehnt. Aber ich habe genügend. Irgendwann macht es einmal Piep und auf dem Display erscheint: 'Passwort eingeben!'. Das Tastenfeld hat nur Zahlen. Das Notizbuch hole ich wieder raus und schließe alle Passwörter aus, die Buchstaben haben. Und dann die, die ich schon benutzen konnte. Immerhin wird das sicherlich nicht dasselbe Passwort sein. Aber es bleibt kein anderes mehr übrig. Scheiße. Ich blättere immer wieder durch, finde aber nur leere Seiten! Bis ich auf eine ausgerissene Seite stoße. Oder zumindest die Überreste, die übrig geblieben sind. Fuck. Ausgerechnet DAS wurde rausgerissen? Und wie soll ich jetzt dran kommen? Mit einem genervten Gesichtsausdruck sehe ich auf das Büchlein hinunter. Denke nach. Was könnte ich machen? Nachdenklich streiche ich über die leere, nachfolgende Seite. Meine Mundwinkel gehen hoch und ich rase so schnell ich kann zum Anfangsraum zurück.

Point of no returnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt