Ein paar Minuten braucht er, ehe er sich neben mich setzt und den Helm absetzt. Ich hoffe einfach nur, dass es bald vorbei ist. Das Opfer zu spielen... das habe ich jahrelang. Und ich will nicht mehr. Aber was tut man nicht alles für die eventuelle Rettung der Menschheit? Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als ich an die Tanks denken muss. Sollten sie wirklich alles können, was sie in ihrer Welt können, wars das komplett. Mir wird etwas über den Kopf geschmissen und ich sehe hoch. Ziehe die Decke von mir runter. "Wir brauchen dich gesund.", knurrt der Kerl und sieht wieder weg. Und ich dich tot! Doch ich nicke nur. Bedanke mich leise und wickle mich in die Decke ein. Die Wärme lässt mich wirklich ein wenig entspannen, in diesem komplett leeren Raum. Nichts ist hier.
Wieder vergehen ein paar Minuten. Langsam sollte doch etwas von Seras zu hören sein! Ich rutsche ein wenig weiter zu ihm und lehne mich gegen den Kerl. Er lässt es zu und starrt einfach nur nach vorn. "Wie bist du eigentlich in den ganzen Mist reingekommen.", brummt er schlussendlich und sieht mich nach weiteren Augenblicken an. Durch die Sturmhaube kann man nichts außer seine Augen erkennen. Schulterzuckend schüttle ich den Kopf. "Ich habe keine Ahnung mehr, was überhaupt irgendwie wahr ist und was falsch ist.", murmle ich und kann zugeben, dass diese Aussage zumindest ein klein wenig stimmt. Hin und wieder habe ich wirklich keine Ahnung. "Kann ich verstehen. Du kommst aus einer Welt, in der es so etwas nicht gibt, stimmts?" Wieder nicke ich. "Und plötzlich gibt es Vampire. Ghule. Werkatzen. Alles, was man nicht wirklich erwarten würde." Und erneut nicke ich. "Aber... was ist das hier eigentlich? Ich meine... ihr wisst alles."
Nach und nach kann ich mit meinen großen Augen und scheinbar harmlosem Aussehen die weiche Seite in ihm freilegen. Auch, wenn ich nur ein bisschen was erfahre. Das hier ist eine Organisation, die sich für Dimensionsreisen interessiert. Und es auch geschafft hat. Nur, dass man speziell auf die Reisenden achten muss, da sie aus anderen Welten kommen und nicht an das Klima hier angepasst sind. Das wars schon. Egal, wie sehr ich ihn frage oder bitte, ich bekomme keine weiteren Informationen. Das ist beschissen. Bedeutet für mich nämlich, dass ich hier nach Informationen suchen muss. Und das am besten OHNE eine Wache. Seufzend richte ich mich auf und nehme die Decke runter. "Ich mag dich. Du bist echt nett.", bringe ich raus und lächle ihn an. Nur ein Nicken von ihm. Dann sieht er auf die Seite. Scheint die Augen zu verdrehen. Chance gesehen, Chance genutzt. Blitzschnell schnappe ich mir seine Waffe, entsichere sie und halte sie hoch.
Mein Blick ist kalt, während er ein wenig überrascht wirkt. "Ich mag dich echt.", wiederhole ich und nicke. "Deswegen stirbst du schnell." Ich drücke den Abzug. Der Rückstoß lässt meinen Arm ein wenig hoch und nach hinten gehen, aber die Wache fällt leblos nach links an die Wand. Schön und gut, wenn man einen Helm hat. Nur... sollte man ihn eben auch tragen. Dumm für ihn. Gut für mich. Für einen Moment bewege ich mich nicht. Höre nach draußen. Stille. Perfekt. Und wie bei den anderen das letzte Mal, durchsuche ich die Leiche. Schlüssel? Nehme ich mit. Alle möglichen Karten. Den Ausweis. Ein Messer mit Lederhülle. Die Klinge ist mattschwarz und spiegelt nicht. Und auch, wenn es ein wenig ekelhaft ist... Aus seinem Ohr hole ich einen kleinen Knopf, säubere ihn so gut es geht und stecke ihn in mein rechtes Ohr. Vielleicht hilft es mir. Also gut. Ich habe eine Pistole. Ein Messer, welches ich mir mit der Hülle um den rechten Oberschenkel binde und froh bin, dass es drum geht. Und ich habe Schlüssel und Karten, die ich in meiner Hose verschwinden lasse. Mal sehen, was noch kommt.
Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe raus. Nichts. Gut. Leise schleiche ich durch die Gänge. Achte auf jedes Geräusch. Gehe den Weg zurück, den wir gekommen sind. Das funktioniert überraschend gut, auch wenn es keine Anhaltspunkte gibt. Alles ist weiß. Kein Teppich. Keine Bilder. Keine weiteren Fenster. Nur weiße Türen und Lautsprecher an den Decken. Mein Herz rast und meine Hand ist leicht zittrig durch die Aufregung. Und irgendwie muss ich aufs Klo, was jetzt echt nicht passt! Später. Das kann ich auch später machen. Zentimeter für Zentimeter lehne ich mich weiter nach vorn und linse um die Ecke. Hier ist es. Die Leichen der Wachen liegen auf dem Boden. Einige zumindest. Blut läuft noch an einigen Stellen an der Wand hinunter. Glänzt im Schein der Deckenlampen. Zu lang ist es also noch nicht her. Schnell sehe ich mich um, ehe ich mich aufrichte und um die Ecke gehe. Über ein paar Leichen steige und mir das Chaos ansehe.
Seras ist nirgends zu sehen. Das kann jetzt gut, aber auch schlecht sein. Entweder sie ist auf der Suche nach mir, oder wurde, wie Alucard, gefangen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er bis jetzt noch nicht aufgetaucht wäre, sollte alles in Ordnung sein. Also kann ich nur hoffen, dass Seras gerade auf der Suche nach mir ist. Ein wenig verloren stehe ich zwischen den Leichen und sehe sie mir an. Sie alle zu durchsuchen würde eindeutig zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Mein Blick fällt jedoch auf etwas, was mir gefällt. Und ich kann sie nur identifizieren, weil eine Freundin damals so darüber geschwärmt hat. Wegen einem Videospiel. Das M16 Sturmgewehr. Halleluja! Die Pistole sichere ich und stecke sie in den Bund meiner Hose, ehe ich das Gewehr nehme und auch gleich nachlade. Sicher ist sicher. Und ich will keine bösen Überraschungen mehr!
Mit dem Gewehr in der Hand, sehe ich mich erneut um. Wo könnte ich hingehen? Lieber gerade aus. Da wollte Seras als erstes hin. Vor einer Tür bleibe ich stehen und höre gespannt. Ich kann Leute darin reden hören. Sie diskutieren über etwas. Aber die Tür hält einiges ab, was die Geräuschdämmung angeht. Kurz verziehe ich das Gesicht und hebe das Gewehr. Ich dachte nie, dass ich einmal Terrorist sein würde. Ich bin eindeutig zu lange mit den Leuten unterwegs. Die Färben echt schon auf mich ab! Schnell öffne ich die Tür und starre sieben Männern und Frauen in die erschrockenen Gesichter. Kann ich wieder raus und alles ungeschehen machen? "Also gut. Wir machen das auf meine Weise.", fange ich an und lächle engelsgleich, während ich in die Runde sehe. "Ihr gebt mir Informationen, oder lasst mich an einen PC und das wars. Mehr brauch ich nicht." Meine Hoffnungen sind hoch, dass das hier einigermaßen friedlich ablaufen könnte! Oh, wie falsch ich doch lag.
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Point of no return
FanfictionFlo hat es satt. Ihre Tante zieht sie bei jedem Familienfest auf die Seite, weil sie abnehmen soll. Das geht ihr gewaltig auf den Keks. Aber einmal den Mund aufgemacht und schon wurden ihre Worte verdreht. Kann man nun von Glück reden, dass die blau...