Der Schlaf von uns beiden währt nur kurz. Aber nicht, weil jemand stört. Sondern, weil wir nicht mehr so viel Schlaf brauchen. Oder zumindest im Augenblick nicht so viel. Gähnend strecke ich mich und öffne die Augen. Mein Zimmer. Ich sehe direkt zu meinem Schreibtisch mit den vielen Büchern für die Arbeit. Alucard bewegt sich leicht hinter mir. Das Rascheln des Kopfkissens und der Decke haben ihn verraten. Und auch der Griff um meinen Bauch. Klar, ich bin immer noch dick. Aber irgendwie... stört es mich fast nicht mehr. "Guten Morgen, Prinzessin.", raunt er mir in mein rechtes Ohr und ich drehe meinen Kopf. Sehe ihn lächelnd an. "Guten Morgen, Chéri." Anstatt aber eines genervten Blickes, kommt nur ein leises Lachen. "Ich könnte mich glatt an den Namen gewöhnen." Und sich davor dagegen wehren wollen. Ist klar. Doch ich genieße die Ruhe, die jetzt im Moment herrscht.
Dennoch stehen wir nach ein paar normalen Kuscheleinheiten wieder auf. Ich fühle mich wie frisch geboren und freue mich auf das Bad, welches ich mir einlassen will. Anziehen tue ich mich deswegen nicht extra. "Du denkst doch wirklich nicht, dass du ohne mich in die Badewanne steigst, oder?" Alucard lädt sich also selbst in die Wanne ein, weswegen ich zwei Flaschen Bier mit in das Badezimmer nehme. Gerade ausgeruht, wird aber wieder ausgepowered, sodass wir uns das Bier danach redlich verdient haben. Und ich zwinge den Urvampir dazu, mir danach beim Putzen vom Badezimmer zu helfen! Immerhin ist er zur Hälfte daran schuld, dass das Wasser überall hin gespritzt ist. Trotzdem haben wir unseren Spaß. Und er sieht herrlich mit einem Schaumbart aus! Ich meine..., wenn ich schon ein Schaumbad zur Verfügung gestellt bekomme, sollte ich es auch ausnutzen, nicht wahr? Und wenn Alucard sich unbedingt selbst einladen musste, ist es seine Schuld.
"Verpasst du mir da noch einmal eine 'Mütze', werde ich sehen, was dabei raus kommt!", warnt mich Alucard, als wir die Gänge nach draußen entlang gehen. Breit grinsend sehe ich zu ihm hoch. Tja. Wer sein Geschlecht nicht unter Kontrolle hat und es eben aus dem Schaum rausschaut... sollte die Konsequenzen tragen! Lachend beuge ich mich nach vorn. "Gut!", rufe ich und lache lautlos, so bescheuert ist meine nächste Idee. "Dann kriegst du da unten einen Bart!" Der schwarzhaarige sieht mich skeptisch von oben bis unten an. Lässt mich ein wenig weiter lachen, ehe er sich räuspert. "Also ich weiß ja, dass es für Eheprobleme zu früh ist. Vielleicht brauchen wir jetzt schon Paartherapie." Das hindert mich aber nicht daran, weiter zu lachen. Ich schüttle nur den Kopf und bringe ein: "Da hilft nichts mehr!", raus, was ihn dazu bringt, eine Hand auf das Gesicht zu legen. Aber das Schmunzeln kann ich sehen.
Draußen angekommen, geht die Sonne gerade unter. Test Nummer eins bestanden. Keine Probleme mit Sonne. Perfekt. Wie sieht es eigentlich mit Silber aus? Und was ist mit Knoblauch? Nein. Auf Knoblauch verzichte ich sicherlich nicht. Auch, wenn ich mich damit selbst vergiften würde! "Wenn du nicht auf die Sonne reagierst, reagierst du auf nichts anderes, Prinzessin. Jetzt komm mal wieder runter." Und da war mal wieder jemand in meinen Gedanken! Bravo. Der schwarzhaarige stellt sich vor mich und bringt mich so zum Anhalten. "Gut. Wir testen deine anderen Fähigkeiten, oder ich bring sie dir bei. Du wurdest von mir gewandelt. Du hast mein Blut. Du gehörst direkt zu mir. Du kannst, was ich kann. Vielleicht brauchst du nur ein wenig mehr Übung, aber theoretisch sollte es funktionieren." Ein wenig überfordert nicke ich und lasse mir erklären, wie das mit der Geschwindigkeit funktioniert. Das ich keine Probleme mit Ausdauer mehr haben sollte und, wie die Schattenreise geht.
Letzteres bringt uns auf das Dach des Anwesens, von welchem aus man den Sonnenuntergang wirklich wunderschön sehen kann. Stumm starre ich die Sonne an. Verschränke die Arme. "Was hast du gesehen?" Fragend sehe ich zu Alucard, der mich beobachtet. "Was meinst du?" Der schwarzhaarige legt einen Arm um mich und zieht mich zu sich. Sanft streicht er mit seiner Hand über meinen Oberarm. "Während der Wandlung. Du sahst verwirrt aus. Schon fast traurig. Hast du geweint?" Ach, das. Ich lehne mich an ihn und sehe wieder gerade aus. "Meine Familie. Ich war daheim, als wäre nichts passiert. Ich hatte Nachrichten auf meinem Handy. Meine Eltern haben mich normal begrüßt. Mein kleiner Bruder auch. Es hat sich komisch angefühlt. Nicht... richtig. Meine Eltern wollten einen Ausflug machen, aber ich bin im Haus geblieben." Wie es ihnen geht? War das reine Vorstellungskraft? Oder doch eine andere Realität.
"Und was noch? Das war sicherlich nicht alles." Schnaubend lächle ich. Ja, Alucard kennt mich schon besser, als so manch andere. Und er scheut sich nicht, seine Neugierde zu befriedigen. "Ich bin raus, als die drei weg waren. Hab mich angezogen und bin in den Wald. Bin zu dem Häuschen. Und jap, ich bin wieder so über den Zaun geklettert, wie das erste Mal!" Mein Lächeln verschwindet langsam. "Ich habe mich davor hingesetzt und... wollte einfach nur wieder zurück. Zurück zu dem hier. Zu Integra. Seras. Pip." Meine Hand findet seine und ich verschränke meine Finger mit seinen. "Ich wollte zurück zu dir." Sanft drückt er meine Hand. Lässt mich nicht los. "Ich meine... schön und gut, dass das eigentlich dein Zuhause ist. Aber... ist es immer noch ein Zuhause, wenn man sich allein fühlt? Leer? Wenn du das Gefühl hast, nicht mehr dort hin zu gehören? Klar, sind es meine Eltern und meine Brüder. Aber ich gehöre hier hin."
Die einen werden im falschen Körper geboren, die anderen in dem falschen Universum. Zur falschen Zeit. Am falschen Ort. Seelenverwandte sind nicht nur auf diese eine Welt begrenzt, in der man lebt. Das habe ich gelernt. Nur nicht jeder hat das 'Glück', in einer anderen Welt beschworen zu werden, in der der Seelenverwandte lebt. Ihn zu treffen und ihn dazu zu bringen, dass er dich liebt. "Du gehörst zu mir, Prinzessin. Und ich hatte große Zweifel, als du dir dachtest, durch das Portal zu gehen." Schmunzelnd sehe ich zu ihm hoch. Ziehe eine Augenbraue hoch. "Alucard. Du hattest blanke Panik, dass ich das wirklich mache. Aber du solltest mir vertrauen." Er beugt sich zu mir hinunter und legt seine Lippen sanft auf meine. "Das tue ich. Aber Angst bindet sich nicht immer an Vertrauen. Das solltest du am besten wissen, Prinzessin. Außerdem würde ich alle Ketten sprengen, die uns auseinander treiben würden." Nickend stimme ich ihm zu. "Natürlich könntest du alle möglichen Ketten sprengen. Wenn du jemanden schlägst, dann trifft diese Person Gott! Du sendest die mit same-day-delivery in den Himmel. OHNE Rücksendeschein!" Bei diesem Kommentar muss er doch glatt Lachen. Das wird eine lustige Ewigkeit mit ihm. Und vielleicht brauchen wir dann doch irgendwann Paartherapie. Oder Familientherapie. Je nachdem, wie es weiter geht.
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Point of no return
FanfictionFlo hat es satt. Ihre Tante zieht sie bei jedem Familienfest auf die Seite, weil sie abnehmen soll. Das geht ihr gewaltig auf den Keks. Aber einmal den Mund aufgemacht und schon wurden ihre Worte verdreht. Kann man nun von Glück reden, dass die blau...