Tanks voller Überraschungen

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Vor dem kleinen Gebäude bleiben wir stehen. "Was riecht ihr eigentlich?", frage ich leise und weiß nun auch, was mir so komisch vorgekommen ist. In meinen Erinnerungen waren immer diese gelben Stromwarnungs-Schilder aufgehängt worden. Nun aber ist dort etwas mit Umweltverschmutzung und Gift. Dinge, die hier im Wald eigentlich nichts zu suchen haben. Manchmal fallen mir solche Kleinigkeiten sofort auf. Manchmal brauchen sie ein bisschen, bevor mir auffällt, was nicht stimmt. Aber es funktioniert soweit eigentlich. Also brauche ich mir dahingehend kaum Sorgen machen. "Verwesung. Blut. Tod. Ghule und noch etwas." Laut zieht Alucard die Luft ein und verzieht daraufhin sein Gesicht. "Angst. Verzweiflung. Panik.", fügt er angeekelt hinzu. Unsicher sehe ich auf die Klinke, die dann wohl die Hölle öffnen würde. Aber wir müssen dort hin. "Bleib bei uns. Wir können nicht mit dir kommunizieren. Und wenn du einmal verloren gehst, wird es nicht gut enden." Nickend gebe ich mich einverstanden. Ist die Frage, für WEN es nicht gut enden würde...!

Während Alucard die Tür öffnet, sehe ich neugierig an ihm vorbei. Ein kleiner Raum. Sonst nichts. Seras und ich bleiben draußen. Er geht hinein und sieht sich um. Findet aber bald etwas und schlägt mit seiner Faust gegen etwas an der Wand. Ich zucke leicht zusammen, da es schon ein ziemlich heftiger Schlag war. Zwar ist nun ein kleiner Stein eingedrückt, aber es zeigen sich auch Risse in den anderen Steinen. Na hoffentlich bricht nicht gleich die ganze Hütte zusammen. Ein Zischen ertönt. Steinplatten im hinteren rechten Eck gehen nach unten und schieben sich auf die Seite. Sie enthüllen einen Eingang in ein schwarzes Loch. Stumm bedeutet uns Alucard, ihm zu folgen. Leicht unsicher tue ich, wie er gemeint hat und fast sofort hat er sich meine Hand geschnappt. Führt mich in die Dunkelheit, in der ich überhaupt nichts sehen kann.

Wer wollte nicht schon immer mal komplett in der Dunkelheit eine unbekannte Treppe in Feindesland runter gehen? Oh, Junge. Was für ein Spaß! Und ja, ich halte mich gerade mit Sarkasmus über Wasser. Anders werde ich komplett verrückt, sollte dieser Zustand nicht schon lange anhalten. Was ich befürchte. Bin ich eigentlich ein harmloser Fall, oder schon im tiefen Ende des Beckens angelangt? Oder bin ich als Nichtschwimmer einfach eiskalt ins Meer geschmissen worden? So kann man es durchaus auch sehen. Bin ich eigentlich gerade am Schwimmen, oder gehe ich gerade am Grund entlang? Warum heißt es eigentlich immer, wenn es um so etwas geht, dass man das Meer hernehmen muss? Ein 'Ozean' der Gefühle...? Oh man. Apropos Gefühle. Wie fühle ich mich eigentlich im Moment? Für einen Augenblick höre ich auf meinen Körper. Aha. Ein wenig Unsicherheit. Leichte Angst. Ein großer Batzen Neugierde. Interessante Mischung. Ich hoffe, keine tödliche.

Ein leichter Druck von Alucards Hand lässt mich wieder aus meinen gedanklichen Selbstgesprächen kommen und ich bin wieder im hier und jetzt. Auch, wenn ich nichts sehen kann. Warte... Doch! Selbst ich mit meinen menschlichen Augen kann in der Ferne etwas Helles sehen. Ein kurzer Blick in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Glaube ich zumindest. Nichts. Ist der Eingang wieder zugegangen? Wäre kein Wunder. Wobei mich eigentlich eh nichts mehr schocken könnte. Ich bin in dieser Welt, einen Anime, beschworen worden. Habe eine Beziehung mit DEM Urvampir. Lebe auf einem Anwesen. Werde von allen als fast vollwertige Ärztin angesehen. Habe mich als Baby gesehen und mit meinen Eltern geredet und es gibt eine neue Organisation, die hier nicht ganz koscher ist. Sollte mich jetzt noch etwas wundern, muss es wirklich, WIRKLICH außergewöhnlich sein. Etwas, was ich nicht erwarten würde.

Das Licht kommt immer näher und schon bald ist es für mich sichtbar, dass es ein Fenster ist. Ein Fenster... wohin? Ich selbst werde schneller und überhole Alucard somit. Dieser lässt mich aber nicht los und hält mich zurück, bevor ich das Fenster komplett erreiche. Leicht genervt sehe ich zu ihm. Doch er deutet mir an, dass wir hier vorsichtig sein müssen. Kurz lasse ich den Kopf hängen, ehe ich nicke und mich nun langsam auf die rechte Seite lehne, um durch das Fenster sehen zu können. Sagte ich, dass mich nichts mehr wundern kann? Na, anscheinend doch. Obwohl... nein. Ich bin nicht verwundert. Ich bin leicht geschockt. Mein Händedruck wird stärker und auch Alucard sieht an mir vorbei. Seras gesellt sich ebenfalls zu uns, sodass sie etwas sehen kann. In einem länglichen Raum sind verschiedene Röhren aufgestellt. Da passe sogar ich rein! Irgendwelche Wesen schwimmen darin. Als ich mir die Wesen näher ansehe, stellen sie sich als Menschen heraus. Und meine Augen werden immer größer.

Langsam lasse ich seine Hand los. "Wir... sind am Arsch...", hauche ich nur. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut! Was haben sie damit vor? "Wenn du auch noch erklären könntest, warum ein paar Menschen in einem Tank so furchteinflößend sind...?", fragt Alucard und ich sehe zu ihm. Dann wieder in den Raum. Drehe meinen Kopf zu dem Körper ganz rechts. "Das sind Charaktere aus den verschiedensten Dimensionen. Animes, so wie hier. Der da hinten, in dem Butler Outfit. Sebastian Michaelis. Ein Teufel. Kann schwarze Magie anwenden. Unsterblich, außer er wird von einem Todesgott getötet. Kann sich in einen Raben wandeln. Das ist seine menschliche Form. Seine wahre ist noch einmal stärker. Unmenschliche Kräfte, Geschwindigkeit, Zielgenauigkeit." Dann kommt der nächste. "Byakuya Kuchiki. Todesgott. Aber ein anderer Anime. Ich weiß nicht, ob er Sebastian töten könnte. Schnell. Tödlich. Präzise. Kann Techniken mit seinem Zanpakuto, also seiner Waffe, die keiner oder kaum jemand beherrscht. Ein Angriff mit Senka und du bist erledigt. Sein Reiatsu, die Willenskraft, ist unwahrscheinlich groß. Sie ist der Grund, warum er die Angriffe starten kann."

Nächster. "Kakashi Hatake. Ninja. Er-" Plötzlich werde ich auf die Seite gezogen und eine Hand liegt auf meinem Mund. Alucard drückt mich neben sich an die Wand. Ich weiß, dass er es nicht umsonst macht. Irgendetwas muss also passiert sein. Oder er hat jemanden gesehen oder gespürt. Ich bewege mich keinen Millimeter. Atme so flach es mir möglich ist. Sehe nur kurz zu ihm hoch, während er über mich hinweg sieht. Mit seiner anderen Hand legt er einen Finger auf seine Lippen und blickt zu mir hinunter. Ich nicke und er lässt mich los. Geht an Seras vorbei, ohne ihr etwas zu sagen. Sie kommt zu mir und lächelt aufmunternd, während der schwarzhaarige in der nachfolgenden Dunkelheit verschwindet. Sorge keimt in mir auf. Wenn die Figuren zum Leben erwachen und die Fähigkeiten haben, die sie sonst auch haben, wird nichts und niemand sie aufhalten können. Sebastian. Byakuya. Kakashi. Erza. Levi. Sesshomaru. Albedo. Sollten diese auf die Menschheit losgelassen werden und sie haben nichts Gutes im Sinn, ist alles verloren.

Point of no returnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt