Neue Bänder werden geknüpft

142 10 0
                                    

Sollte ich jemals Zweifel an der Brutalität von Alucard und auch Baskerville haben, wird es mir gerade bewiesen, dass die beiden alles... ALLES töten könnten, ohne mit den Wimpern zu zucken. Und sollte ich gedacht haben, dass das Zerfetzen der Leichen in den Tanks schon ziemlich brutal war, wird mir gerade gezeigt, was man sonst noch anstellen könnte. Wow. Ich wusste nicht, dass ein Mensch so gebogen werden kann und er trotzdem noch lebt! Und dass man einen Oberschenkel so oft durchbrechen kann. Die M16 habe ich fallen gelassen und halte nur meinen Oberarm an meinem Körper, während ich ihnen zusehen. Der Schmerz wird fast von der Show übertüncht, welche man mir hier bietet. Und mir wird klar, wie klein und nutzlos ich doch im Gegensatz zu ihm sein kann. Wenn er nicht gerade auf dem Boden liegt und sich nicht bewegen kann. Das muss ich ihn auch noch fragen.

Baskerville kommt als erstes zu mir. Die gesamte Zeit war ich im Nebel gehüllt und konnte die Wärme ein wenig spüren. Jetzt windet sich der große hundeartige Körper selbst um mich und stupst mich mit seiner Schnauze an. "Ich bin ja eigentlich der Katzentyp. Aber ich glaube... Ausnahmen bestätigen die Regel.", murmle ich und lächle ihn an. "Hm... woher hast du den Spruch nur?" Auch Alucard gesellt sich zu uns. Die Kleidung blutbespritzt. Das Gesicht ebenfalls. "Von einem Mann, für den ich mein Leben geben würde." Ich zwinkere ihm zu und sehe dann, wie er sich seinen rechten Ärmel hochkrempelt. Die Haut freilegt. Und sich selbst beißt. "Nimm. Du bist verletzt." Zögerlich sehe ich zu ihm, dann auf den Unterarm. Die Bindung...! Doch dann nehme ich das Blut. Die Bindung würden wir so oder so eingehen, wenn er mich wandelt. Warum also nicht gleich? Das Blut schmeckt... nicht wirklich nach Blut. Nicht nach Eisen. Es... schmeckt nach nichts.

Meine Finger krallen sich in seinen anderen Unterarm, als die Kugel aus meinem Oberarm ausgeschleust wird und klimpernd zu Boden fällt. Interessant, was sein Blut so alles kann! Ich lasse ihn los, als nichts mehr kommt. Die Stelle juckt. Brennt nur leicht. Die Wunde an seinem Unterarm ist schon geschlossen. Baskerville verschwindet wieder im Nebel, welcher sich zu Alucard zurück zieht und schlussendlich verschwindet. "Besser?", fragt der schwarzhaarige besorgt und ich lasse seinen anderen Unterarm auch noch los. "Ja, danke.", murmle ich und sehe auf den linken Arm. Bewege ihn testweise. Funktioniert alles wunderbar. Keine Schmerzen. Nichts. Eine Welle der Erleichterung überkommt mich, die aber nicht von mir stammt. Ein Blick zu ihm reicht aus um zu wissen, dass es seine Gefühle sind. Na, das ist doch mal was. "Und jetzt müssen wir Seras finden. Die richtige! Und wenn wir Glück haben, finden wir auch noch den Stick. Und DU erklärst mir bitte, was bei dir los war!"

Langsam aber sicher macht mir die Organisation Angst. Sie scheinen einen Weg gefunden zu haben, Alucard von seinen Millionen an Seelen abzuschirmen, die er als Kraftreserve und Lebensversicherung hat. Eine einfache Injektion mit etwas hat gereicht und er hatte nur noch ein Leben. Und mit dem hing er am seidenen Faden, als ich mit der falschen Seras zu ihm gekommen bin. Mein Blut hat diese Barriere gebrochen, die er nicht selbst zu brechen vermochte und dank der Mahlzeit, die ich ihm nachher noch bieten konnte, hatte er genug Kraft, diese Barriere komplett in sich zusammenbrechen zu lassen. Er ist wieder bei seiner alten Stärke. Wer weiß, für wie lange. Wie er die Injektion bekommen konnte? Zögerlich hat er mir erklären können, dass man das bei ihm wie bei den Wildtieren mit einem Blasrohr gemacht hat. Er ist echt nicht stolz darauf und will, dass man darüber nicht redet. Ich bin einverstanden. Das ist wirklich nicht für jedermann zu hören.

Sicher führt mich Alucard durch die Gänge. Bringt die Wachen einfach um, die sich nähern und muss dafür nur kurz den Platz an meiner Seite verlassen. Wenn überhaupt. Ich bin so froh, dass er da ist. "Aber jetzt mal ehrlich. Chéri? Du weißt, dass ich das hasse." Lächelnd sehe ich zu ihm hoch. "Sorry. Aber ich habe gerade andere Probleme als mich darum zu kümmern, ob du einen Spitznamen magst, oder nicht." Seine Augenbrauen gehen hoch. "Ich finde schon, dass das durchaus ein wichtiges Detail ist." Seufzend verdrehe ich die Augen und sehe nach vorn. "Für später. Nicht für jetzt. Wir müssen Seras und eventuell den Stick finden." Zwar grummelt er ein wenig vor sich hin, ist aber sonst still. Zumindest, was das Thema angeht. Auch er will wissen, was in der Zeit abgelaufen ist, während er so seine Probleme mit... ein paar Seelen hatte. Also erkläre ich ihm, was wir so gemacht haben, bis ich von Seras weggelaufen bin. Und auch das, was ich gemacht habe, nachdem ich den einen Kerl in der Zelle umgebracht habe.

"Hm. Acht Menschen und einen Vampir. Für einen Menschen, der sich eigentlich nur auf die Medizin und Technik konzentrieren sollte, nicht schlecht." Ach, wie nett. Doch das lasse ich jetzt mal außen vor. "Ich bin einfach nur froh, wenn der Mist vorbei ist. Ich will das Ding hier in die Luft jagen. Irgendwie. Und das Portal, von dem der eine Wächter geredet hat, will ich auch noch zerstören! Alles muss irgendwie weg. Ansonsten haben wir ein kleines Problem. Eines, dass sich noch weiter zieht." Denn sollte die Wurzel des Übels nicht ausgelöscht werden, können sich immer noch kleinere Abkommen bilden und das sollten wir verhindern. "Lady Integra wird es überhaupt nicht gefallen, dass wir nicht anrufen.", meint er plötzlich und ich schnaube amüsiert. "Sie wird doch wohl ein paar Tage ohne uns auskommen. Pip und die Gänse sind da, wenn es scheiße werden sollte." Außerdem... er kann gern probieren, anzurufen! Wenn er ein Handy dabei hat, dass hier unten Empfang bekommt!

Vor einer weiteren Tür bleiben wir stehen und Alucard schiebt mich hinter sich. "Das könnte ein wenig ungemütlich werden. Bleib hier. Obwohl... Stell dich da hin." Ich werde neben die Tür an die Wand geschoben, während er lächelt. "Gib mir eine Minute. Oder höchstens zwei. Dann werde ich dich holen." Und mit diesen Worten verschwindet er im Schatten. Nimmt die Tür erst gar nicht. Nicht einmal, um durch sie hindurch zu gehen. Geschrei. Brüllen. Schüsse. Überrascht zucke ich zusammen, als ein paar Kugeln durch die Tür fliegen und auf der gegenüberliegenden Wand einschlagen. Jetzt weiß ich, warum Alucard mich nicht hier haben wollte. Ein dunkles und hämisches Lachen. Ein wenig Hohn. Ein wenig Spott. Dann Stille. Ich bewege mich wieder nicht und warte ab, bis die Tür aufschwingt. "Prinzessin? Die Luft ist rein.", meint der schwarzhaarige und ich folge ihm in den Raum. 

Point of no returnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt