Kapitel 5/1

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"Uuuaahhhh!!!"

"Musst du denn immer alles entspannte ruinieren?", brummte Arzara entnervt, ohne die Augen zu öffnen.

Jetarel hingegen nuschelte nur irgendetwas Unverständliches.

"Was?"

"Ich hab gesagt: Mir hat so ein scheiß Vogel auf den Kopf gemacht!"

Ohne die Augen zu öffnen, prustete sie los vor Lachen.

"Waaas?", fragte sie unter Tränen und Gelächter.

"Jaja, freut mich, wenn ich zur allgemeinen Belustigung beitragen konnte. Aber kannst du mir bitte helfen, das Zeug aus meinen Haaren zu kriegen?", bat er dann entnervt.

Endlich setzte auch sie sich mal auf und betrachtete den Schaden. Mittig auf seinem Schädel, jedoch weit genug vorne, dass es ihm langsam über die Stirn lief, war ein riesiger Klecks Vogelkacke.

Auch wenn sie immer noch vor sich hin gluckste, half sie ihm hoch und
führte ihn zum nahegelegenen Ententümpel.

Er kniete sich ans Ufer und tunkte den Kopf in das trübe Wasser, in dem sich seine dunklen Haare spiegelten. Seine grünen Augen bildeten den perfekten Kontrast zu seiner broze farbigen Haut. Insgesamt passte das Teenager-Aussehen zu seiner dunklen Jeans und dem grauen Hemd.

Arzara saß neben ihm und wusch ihm vorsichtig die Haare aus, während beide von neugierigen Enten beobachtet wurden.

"So fertig.", meinte sie dann schließlich.

"Danke" Jetarel setzte sich auf und versuchte verzweifelt seine Haare zu richten, während Arzara ihre blauen Augen im Wasser betrachtete.

Sie strich sich ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht und betrachtete die Sommersprossen auf ihrer Nase. Als sie Aufstand richtete sie den Kragen ihrer schwarzen Lederjacke und wischte den Dreck von ihren Motorradstiefeln.

Jay sah nun wirklich aus wie ein übergossener Pudel, als ihm die schwarzen Haare am Kopf klebten.

"Weißt du, an wen du mich erinnerst?", fragte sie, während sie seine nassen Haare musterte.

"Nein?"

"Lucifer"

"Lucifer?"

"Ja, Lucifer."

"Warum denn das?"

"Weißt du das denn nicht mehr?"

"Weiß ich was nicht mehr?"

"Na als wir mal wieder eine unserer nicht so hellen Ideen hatten. Da sah Lucifer am Ende fast genauso aus wie du."

"Oh ja richtig. Lass uns das noch mal anschauen."

"schnibbidiidubbidapilebugrasfind"

Die beiden landeten stolpernd auf dem roten Sandsteinboden. Die glutrote 'Sonne' stand noch hoch am Himmel und sandte eine enorme Hitze aus.

"Diesen roten Sand, habe ich echt nicht vermisst. Der ist einfach immer überall.", brummte Jetarel, der ja noch nasse Haare hatte, an denen der, durch ihre unsanfte Landung, aufgewirbelte Sand, klebte und die jetzt rot aussahen.

Aber selbst Arzara lachte nicht, sondern nickte nur zustimmend.

"Ja, diesen Sand hat man echt an Stellen, von denen man nicht einmal wusste, dass man sie hat.", stimmte sie ihm zu.

Die Beiden standen am Fuße der großen Schutzmauer, die Lucifers Tempel umgab. Langsam schlenderte sie zum Tor und traten, auf ein Nicken der dort wache schiebenden Dämonen, hindurch und in den großen Garten.

Hier wuchsen Pflanzen, die man auf der Erde schon seit Jahrtausenden nicht mehr gesehen hatte. Manche von ihnen fand man nur hier, manche waren sogar noch aus dem Himmel und wieder andere, fand man noch an mehreren Stellen in der Hölle.

"Denkst du eigentlich, dass Luci manchmal Heimweh hat?", fragte Arzara.

"Wieso Heimweh? Er ist doch die ganze Zeit hier, also ist er doch ständig Zuhause."

"Nein, nicht die Hölle. Die Hölle war nie sein zu Hause. Ich meinte den Himmel, denkst du er hat Heimweh nach dem Himmel?"

Er war eine Zeit lang still.

"Ich weiß es nicht", antwortete er ehrlich, "aber ich glaube nicht. Ich meine, die Hölle ist doch nicht schlecht. Wie kommst du überhaupt darauf, dass er Heimweh haben könnte?"

"Die Hölle ist nicht schlecht, ja, aber trotzdem nichts im Vergleich zum Himmel. Und wie ich darauf komme?! Mach doch mal deine Augen auf, treuer Soldat, woran erinnert dich denn dieser Ort, an dem wir gerade stehen?"

Er sah sich noch einmal prüfend um.

"Nichts. Es sieht eben aus wie ein höllischer Garten."

"Nein. Es sieht eben nicht nur nach einem höllischen Garten aus... Komm mit."

Sie führte ihn ins Schloss und ein paar Wendeltreppen nach oben.

"Wohin gehen wir?", fragte er irgendwann.

"Bibliothek."

"Aber geht's zur Bibliothek nicht in die andere Richtung?"

"Ja, aber wir gehen nicht zu dieser Bibliothek."

"Es gibt noch eine andere?"

"Ja, Lucifers private Bibliothek."

Er wurde leicht blass, bei ihren Worten.

"Wir brechen in Lucifers private Bibliothek ein???", fragte er mit unnatürlich hoher Stimme, in der leichte Panik mit schwang.

In diesem Moment kamen sie auch vor Lucis Schlafzimmer an. Leise öffnete Arzara die massive Tür aus poliertem Zedernholz. Das dahinterliegende Zimmer war glücklicherweise leer.

"Wir sollten hier weg.", flüsterte Jetarel nervös.

"Nein, Luci ist in einer Besprechung. Er kommt schon nicht zurück."

Sie ging weiter in das Zimmer hinein und er folgte ihr zögerlich, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Sie ging zu einer Tür, die in die Wand neben einem riesigen Kleiderschrank eingelassen war, bog dann jedoch zu dem massiven Schreibtisch ab, der in der rechten Ecke des Zimmers stand.

Sie zog die Schubladen aus und zauberte schließlich einen Schlüssel daraus hervor. Mit einem leisen Klick öffnete sich die Tür und die beiden traten hinein. Hohe Bücherregale standen überall herum.

Arzara lief zielgenau zu einem unscheinbaren Regal in der hintersten Ecke und zog ein in Leder gebundenes Buch heraus. Sie blätterte durch die Seiten, bis sie fand, was sie suchte.

Sie hielt ihrem Begleiter eine Seite vor die Nase, auf der man einen wunderschönen Garten sah.

"Das ist ja der Schlossgarten, nur eben ein bisschen... Grüner.", stellte er fest.

"Ja nur, dass das nicht der Schlossgarten ist."

Er sah noch einmal genauer hin, bis er die feinen Unterschiede sah.

"Aber was ist das dann?"

"Das ist der Garten Eden... Im Himmel. Zum Verwechseln ähnlich, oder? Deshalb denke ich, dass Luci vielleicht Heimweh hat. Es ist ein fast perfektes Ebenbild."

Als sie das Buch zurückgestellt hatte, erklang hinter ihnen ein wildes Knurren. Langsam drehten sich die beiden um und erblickten Zerberus, den Höllenhund.

Er war eine der faszinierendsten Kreaturen der Unterwelt, denn er konnte seine Größe den Umständen anpassen.

War wenig Platz, wie hier in der Bibliothek, dann war er kaum größer als ein normaler Hund. Hatte er jedoch außen viel Platz zum Laufen, wuchs er auf die Größe eines Einfamilienhauses.

Jetzt jedoch knurrt er die beiden weiter an und war augenscheinlich kurz davor Alarm zu schlagen.

The story of two demons, that are too dumb to surviveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt