Kapitel 9.8

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Az hob den Kopf.

Er sah sofort, dass man ihr den Verband heruntergerissen hatte und offensichtlich hatte sie auch viele Schläge abbekommen.

Dennoch lächelte sie, wenn auch eher grotesk.

"Was machst du denn hier?"

"Na irgendwer muss euch doch wohl retten kommen."

"Fürs Protokoll, es ist alles seine Schuld. Der Depp ist einfach losgegangen und deshalb hängen wir hier."

Derweilen zeigte sie anklagend mit dem Finger auf den Engel. Auch wenn sie ihre gewohnten Witze riss, klang ihre Stimme eher schwach. Jay hingegen befreite erst Castiel von seinen Fesseln, damit dieser gleich Az stützen konnte.

"Das dachte ich mir schon fast, nachdem dir sowas sonst eher nicht passiert.", antwortete Jay nur.

Als er damit fertig war Castiel zu befreien, löste er auch endlich Arzaras Fesseln. Cas war natürlich sofort da, um sie zu stützen.

So machten die Drei sich auf den Weg nach draußen, vorne Jay mit seinem blutigen Rohr, das er sich über die Schulter gelegt hatte und hinter ihm Cas, der Arzara so gut es ging, stützte.

Durch Az schwere Verletzungen brauchten sie aber ewig, weswegen Castiel einfach kurzen Prozess machte und sie den Rest des Weges nach draußen trug.

"Ich blute auf dein weißes Hemd.", murmelte die Dämonin, die immer wieder das Bewusstsein verlor.

"Das macht nichts. Ist bloß ein Hemd."

Das schien ihr zu genügen.

"Du verlierst immer wieder das Bewusstsein und dein Problem ist, dass du auf sein Hemd blutest?", fragte Jay sarkastisch.

"Ja ich bin halt sozial, anders als andere."

Mittlerweile sprach sie aber so undeutlich, dass man sie kaum noch verstehen konnte.

"Sie muss zu einem Arzt. Sofort.", mischte sich nun Cas wieder ein.

"Das weiß ich aber wir müssen noch auf Lucifer warten."

Damit öffnete Jay die Tür nach draußen und hielt sie Castiel auf, der Az nach draußen trug. Sie begaben sich ins tiefe Dickicht, wo sie auf Lucifer warteten.

Nur Sekunden danach öffnete sich die Haustür und der Teufel trat gemeinsam mit Madame Monchante aus dem Haus.

"Sie haben eine ganz wundervolle Sammlung, ma belle. Magnifique, vraiment."

Sie wurde tatsächlich leicht rot.

"Merci beaucoup. Tu est très gentil, Luci. Je veux te reconter un autre fois, peut être."

Er lächelte erneut.

"Très volontiers. A bientôt."

Sie winkte.

"A bientôt."

Luce sah sie aus dem Augenwinkel zwischen den Bäumen stehen und kam schnell herüber.

"Arzara, alles in Ordnung?"

Sie streckte nur matt den Daumen ihrer Hand, die auf ihrem Bauch lag, in die Luft.

"Dann nichts wie Weg von hier.", meinte Luce, griff Jay und Cas am Arm und teleportierte sich in den Krankenflügel.

Jay sah sich verdutzt um, so schnell war er noch nie wieder in der Hölle gelandet. Sein Heizungsrohr hatte er noch immer fest umgriffen als er dabei zusah, wie Az von Castiel weg, und in den Behandlungsraum, gebracht wurde.

Cas folgte dem Arzt jedoch schnell, denn er wollte Arzara auf keinen Fall alleine lassen.

Jetarel wusste, dass Luce vermutlich immer noch nicht begeistert von seiner Flucht war und wollte deshalb schnellstmöglich in sein Zimmer verschwinden.

Doch bevor er auch nur einen Schritt aus der Tür machen konnte, tauchte der Teufel hinter ihm auf und beugte sich zu ihm runter.

"Du begibst dich jetzt sofort in mein Zimmer, Kätzchen.", flüsterte dieser fordernd.

In seinem Zimmer angekommen, hockte sich Luce auf die Bettkante. Jay stand unschlüssig im Zimmer, jederzeit bereit zu flüchten.

Mit einem unschuldigen Blick sah er Lucifer an.

"Ist was?", fragte er scheinheilig.

"Sollte was sein? Oder... ich weiß auch nicht, willst du vielleicht etwas sagen?"

Die Stimme des Teufels war ruhig, aber vollkommen emotionslos.

"Nein. Ich will nichts sagen. Sollte ich?"

"Kommt darauf an, willst du den Sonnenaufgang noch erleben?"

Nach wie vor war Lucifers Stimme beunruhigen ruhig.

"Ach ich fande den Sonnenaufgang nie wirklich interessant also eigentlich nicht."

Jedoch begriff Jay den Ernst der Lage und ging vermeintlich unauffällig Richtung Tür.

Der Teufel stand langsam vom Bett auf und kam ihm entgegen.

Doch gegen Jays Erwartung fand er sich nicht an die Wand gedrückt wieder, denn Luce blieb in der Mitte des Raumes stehen, ließ ihn aber nicht aus den Augen.

"Ich...ich musste doch...Ich wusste, ihr war was passiert. Was hätte ich denn tun sollen?", fragte Jay halb verzweifelt.

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

"Was du hättest tun sollen?! Keine Ahnung! Mir etwas sagen! Auf mich warten! Mich nicht jedes gottverdammte mal wie einen Idioten hier stehenzulassen!", schrie Lucifer ihn jetzt an.

Im selben Moment ging im Zimmer das komplette Licht aus und die Kerzen, die überall im Raum verteilt waren, entzündeten sich plötzlich mit einer Stichflamme und tauchten das Gesicht des Teufels in seltsame Schatten.

Erschrocken zuckte Jetarel zusammen und wich etwas eingeschüchtert zurück.

"Ich wollte ihr doch nur helfen...", konnte man kaum hörbar aus der Richtung des Kleineren vernehmen.

Er traute sich nicht mehr sein Gegenüber anzusehen.

Der Boden erschien ihm dann doch viel interessanter.

"Ich wollte ihr doch nur helfen.", äffte ihn Lucifer verletzend nach.

"Und wie hat das funktioniert?! Stell dir doch mal vor, was geschehen wäre, wenn ich nicht noch eine Wache bewusstlos geschlagen hätte, bevor ich dich gegen die Wand gedrückt habe. Der Typ hat sich mit geladener Waffe an dich angeschlichen und du hast es noch nicht einmal gemerkt!"

Jay wischte sich über die Augen, er wollte nicht schon wieder in Anwesenheit des Teufels weinen, doch dieser machte ihm das ziemlich schwer.

Schweigend wich er noch einen Schritt zurück und stieß dabei gegen die Wand. Er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Größeren bringen.

"Pah, da hätte ich mehr von dir erwartet. Immer die große Klappe, immer viel Gerede und jetzt? Es war dumm und leichtsinnig von dir einfach zu gehen. Und auch verletzend. Ich habe dich gebeten hier zu bleiben. Verdammt ich bin der Teufel, ich bitte niemanden um irgendwas. Und du hast mir wieder vor Augen geführt, warum ich das nicht tue. Vielen Dank, ich glaube die Erinnerung konnte ich gut gebrauchen. Und jetzt verzieh dich."

Wie ihm befohlen öffnete Jay die Tür. Mit Tränen in den Augen sah er Lucifer an.

"Wenn du mich jetzt einfach so wegschickst dann war es das. Ich werde dieses Zimmer nicht mehr betreten und du wirst mich nie wieder anfassen."

Der Teufel lachte höhnisch.

"Ich bin dein König und du tust, was ich dir sage. Und wenn ich dich nicht mehr anfassen soll, dann such ich mir eben jemand neuen."

Der letzte Satz war es der bei Jay alle Dämme brechen ließ.

Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und ohne auch nur einen Blick in Richtung Lucifer, er wollte ihn nicht mehr ansehen, rannte er aus dem Zimmer.

The story of two demons, that are too dumb to surviveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt