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Kilian

Die Schifffahrt verlief ruhig. Es passierte nichts weiter. Ray und ich führten kein Gespräch über das Geschehene. Wenn wir zu zweit waren, dann sprachen wir nicht darüber und redeten über Themen, welche nur Smalltalk beinhalteten.
Wir sorgten dafür, kaum noch allein zu sein, denn dann wurde alles komisch zwischen uns. In den Nächten hielten wir uns fern voneinander, doch die Spannung zwischen ihm und mir verschwand einfach nicht. Es war zum verrückt werden. Obwohl wir uns nähergekommen waren als jemals zuvor war es nun so, als wäre da eine Kluft zwischen uns. Eine Kluft, tiefer als der große Ozean.

Vier Tage später kamen wir an dem fremden Hafen an. Mit großen Augen blickte ich mich um. Es war das erste Mal, dass ich so weit entfernt von meiner Heimat war. Überall liefen Menschen herum, trugen Waren von Einem zum anderen Ort und unterhielten sich über was auch immer. Gemeinsam stiegen wir aus dem Schiff. Festen Boden unter den Füßen zu haben fühlte sich himmlisch an. Es gab ein Gefühl von Sicherheit. „Komm endlich Kilian." Ray klang ernst wie immer, nichts von der Zärtlichkeit, die er mir manchmal entgegenbrachte. „Aber ich war noch nie in einer so großen Stadt. Ich sehe das alles zum ersten Mal. Ich möchte mich umschauen." „Mach das später oder morgen. Wir sind spät dran und ich habe nicht vor wegen deiner großen Neugier zu spät zu kommen. Also los.", erwiderte er, ohne mich anzublicken und lief voraus. Sein Verhalten nervte mich. Erst sagen ich wäre ihm so wichtig und dann ließ er mich fühlen als wäre ich genauso wertvoll wie der Dreck unter seinen Schuhen. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber wütend machte er mich trotzdem.

Ohne mir viel ansehen zu können liefen wir durch die Stadt. Die Eindrücke, die ich beim Laufen mitbekam, brannten sich trotzdem in meinen Kopf. Die vielen Verkaufsstände, die Kinder, die spielend über die Straßen liefen und fange spielten, neuartige Lebensmittel und vereinzelte Kutschen. "Du wirst nur beobachten heute. Falls jemand fragt, dann lernst du unter mir, verstanden? Trotzdem werden dir die Aristokraten ein Zimmer bei den Dienern geben. Ich werde das Sprechen übernehmen." "Ah. Wieso bei den Dienern?" "Weil sie dich nicht auf selber Stufe sehen, wie sie sind. Oder wie sie mich sehen." "Ich möchte aber gar nicht in so einem Schloss schlafen.", meine ich ehrlich. „Nicht eine Nacht. Ich hasse diese heuchlerischen Adeligen. Die halten sich für was Besseres und das nur, weil sie in einem Schloss geboren wurden. Die Geburt entscheidet alles und das gefällt mir nicht. Kann ich nicht in einem Gasthaus übernachten?"

 "Nein. Du bleibst in meiner Nähe." "Ray, ich bin als Bauer aufgewachsen. Die Kleidung, die ich trage, ist schön, aber dadurch wirke ich nur anders. Die Menschen hier sehen mich mit einer Mischung aus Bewunderung und Hass an. Das gefällt mir nicht. Normalerweise würde ich nämlich unter ihnen stehen und uns beide genauso ansehen. Okay, Euch schauen die Meisten eher überrascht und verlegen an." "Kilian. Versteh es endlich. Du hast die Stellung gewechselt. Von nun an wirst du mit mir gemeinsam in den Schlössern nächtigen, bis wir wieder abreisen." Ich murrte. "Wenn's sein muss.", murmelte ich eingeschnappt.
Ich beobachtete die Menschen. Sie erinnerten mich an mein früheres Leben. Den ganzen Weg bis zum Schloss war ich in Gedanken versunken. Ray riss mich erst an dem großen, mit Gold und Platin verzierten Eingang des Schlosses aus meinen Gedanken. "Wir sind da."
"Ich bin aufgeregt. Aber nicht auf diese gute Weise.", sagte ich nervös. "Da musst du jetzt durch, Kilian."

Wir gingen durch das Haupttor. Drinnen erwartete uns ein Butler oder Diener, was auch immer. "Ihr seid sicher Mister Ray Gonzales. Es freut mich, Euch kennen zu lernen. Ich bekam die Aufgabe Euch unverzüglich zum König zu bringen."
Als sich Ray und der Mann vor uns anblickten, da schienen Funken zu sprühen. Ein schlechtes Gefühl überkam mich. Ich war mir fast sicher, dieser Diener war kein normaler Mensch. "Dann bringen Sie uns dahin. Wie soll ich Sie ansprechen?", fragte Ray und seine Stimme klang kalt. "Alle nennen mich hier nur Daniel. Ich bin schon seit einigen Jahren in den Diensten von König Albert, des ältesten Prinzen Richard und der jüngsten Prinzessin Henriette. Man vertraut mir hier und ich hoffe, Ihr schafft für Eure Besuchszeit dasselbe."

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt