Ray
Müde ging ich in mein eigenes Zimmer und lehnte mich gegen die Tür. Eine Weile starrte ich nur sinnlos durch mein Zimmer, dann legte ich mich in mein Bett. Ich wusste, Kilian gefiel die Situation nicht, aber ich konnte nichts daran ändern. Und um ehrlich zu sein, war es mir in diesem Moment auch egal – wie alles andere auch. Sollte der Junge halt da sein oder gehen, wie er wollte. Ich fühlte ein leichtes Ziehen in meiner Brust. Diese ständige Versuche Gefühle in mir hervorzurufen, zehrten an meiner Kraft. Ich atmete tief durch. Es wäre wirklich viel einfacher damit aufzuhören. Und wieso auch nicht? Weil es Kilian traurig machen würde? Ich ließ los. Und plötzlich fühlte ich mich befreit. Das nervige Ziehen war damit verschwunden. Die Leere, die diesen Platz einnahm, fand ich dagegen überhaupt nicht nervig. Es dauerte nicht lange und ich schlief ein.„Ray, wach auf." Müde schlug ich die Augen auf. „Geh weg. Lass mich schlafen.", meinte ich verstimmt und drehte mich um. „Aber ich hab Essen gemacht. Jetzt komm schon, lass mich nicht total allein Frühstück essen. Komm schon." Er zog die Decke etwas nach unten und griff meinen Arm, aber ich schubste ihn weg, sodass er auf dem Boden aufkam. „Aua..", murmelte er perplex. „Ich sagte lass mich schlafen und geh weg." Das waren meine letzten Worte, dann schloss ich die Augen und schlief weiter.
Seitdem ich mich entschieden hatte den Kampf gegen die Gefühllosigkeit aufzugeben, wurde alles entspannter – alles bis auf Kilian. Er versuchte es immer wieder. Ständig kam er zu mir und wollte irgendwas von oder mit mir. Er zeigte sich Ehrgeizig und gab einfach nicht auf. Eine Woche, nachdem er mich – wie ich es nannte – belästigte, klingelte es an der Tür. Es waren Mikk und Rosa. Sie meinten, Kilian hätte sie eingeladen, doch wie er das gemacht hatte, behielten die drei für sich. Kilian wirkte voller Hoffnung, doch auch nach dem gezwungenen Nachmittag zu Viert änderte sich nichts an oder in mir.
Obwohl Kilian auch danach nicht aufgab, wirkte er von Tag zu Tag trauriger. Seine beständigen Versuche ein Gefühl in mir hervorzurufen, wurden weniger, hörten aber auch einen Monat später nicht komplett auf. „Komm schon Ray. Nur ein kleines Gefühl. Das kann doch nicht SO schwer sein. „Raaaaaaaaaayyyyyyyyyyyyy-" „Okay Kilian." Er hielt inne und blickte mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Du willst so unbedingt, dass ich Gefühle zeige? Aber das einzige Gefühl, welches ich derzeitig fühl ist Genervtheit von dir und deinen ständigen Versuchen etwas zu erreichen, was nun mal derzeitig einfach nicht existiert. Und auch wenn ich nichts spüre, sehe ich, wie sehr dich das alles zermürbt. Was hältst du von der Idee, wenn du mich in Ruhe lässt und dir eine Auszeit nimmst? Ich erinnere mich, dass du vor einer Weile nicht hierbleiben wolltest. Da wolltest du doch ... was wolltest du da? Zu deiner Familie? Dann geh dahin. Oder irgendwo anders hin. Aber bleib nicht hier und nerv mich weiter. Das ist auf Dauer unerträglich."
Kilian schwieg eine Weile. „Also fühlst du ja doch was. Dann dauert es vielleicht nicht mehr lange und-" „NEIN!!!" Meine Stimme wurde lauter. „Ich glaube du hast es nicht kapiert. Ich wollte dir damit sagen, dass du verschwinden sollst. Am Anfang war es mir egal ob du hier bist oder nicht, aber inzwischen finde ich deine Existenz überaus störend. Das war keine Bitte, sondern ein Rausschmiss. Such dir einen anderen Ort." Ich atmete tief durch. „Dann wäre das ja auch geklärt." Ich ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen.
Am nächsten Morgen wurde ich von Kilian geweckt. „Ray." Er klang anders als sonst, ernster. „Was?", wollte ich wissen. „Ich hab drüber nachgedacht. Und du hast Recht. Vielleicht wäre eine Auszeit besser für uns. Auch wenn es dich nicht interessiert, mir geht es schrecklich." Heiße Tränen liefen über seine Wange. Er wischte sie sich ab. „Ich packe heute das wichtigste zusammen und bin ab morgen weg.", meinte er mit brüchiger Stimme. „Gut.", war meine einzige Antwort darauf.
Er verließ mein Zimmer. Danach hörte ich nichts mehr von ihm. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Kilian wie angekündigt verschwunden. Das spürte ich durch unsere Verbindung. Es war wie ein Faden, welcher mir den Weg zu ihm zeigte oder wie das Wissen, wo sich ein anderer aufhielt, permanent. Als er noch um mich herum war, hatte ich diese Verbindung kaum gefühlt, doch nun, als er was weiß ich wo war, spürte ich diesen dünnen Faden dauerhaft. Ich versuchte es zu ignorieren.
Der Tag verging schnell. Ich machte nichts.
Ich putzte, aß und erholte mich von den vergangenen Tagen. Trotz allem ging mir Kilians Gesicht nicht mehr aus dem Kopf. Den ganzen Tag dachte ich über ihn nach.Auch die darauffolgende Nacht lag ich wach in meinem Bett. Es war wie verhext. Der Junge war weg und trotzdem war er in meinem Kopf präsenter als jemals zuvor. Mein Gefühl für Zeit ging verloren. Ich aß, schlaf, vegetierte vor mich hin und dachte über den Blonden nach.
Erst ein lautes Klopfen riss mich aus diesem eintönigen Trott. Meine Gedanken kreisten. Keiner meiner engeren Bekannten würde so an meine Tür schlagen. Misstrauisch ging ich zur Tür. Davor stand ein Werwolf. Sie sah aus wie ein gewöhnlicher Mensch, aber ihr Geruch war eindeutig und unverkennbar. "Seid ihr der Dämon, von dem K-Kilian sprach?", fragte die Frau vor meiner Nase. "Was ist mit Kilian?", fragte ich die Frau
Ein komisches Pochen setzte in meiner Magengegend ein. Eine leise Stimme in meinem Kopf erinnerte mich daran, dass Kilian sehr häufig in schwierige Situationen purzelte."Er lief durch unser Territorium. Erst wollten wir ihn ignorieren, dann roch er aber so stark nach Dämon." "Schneller. Was ist los." Unwichtige Informationen. Mir war klar, eine Werwölfin würde nicht ohne Grund eine weite Strecke hinter sich legen, um zu einem Dämon zu kommen, würde es nicht überaus wichtig sein. "Da war eine Dämonin. Sie wollte wohl Rache oder so an dem Jungen wegen ihres Sohnes, das schrie sie zumindest laut. Sie griff den Jungen an. Einer aus unseren Reihen mischte sich zwar ein, aber Kilian wurde trotzdem schwer verletzt."
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Demon
Fantasi!BoyxBoy! Diese Welt ist anders, anders als die Welt, die gewöhnliche Menschen kennen. Einmal im Jahr gibt es die Nacht, in welcher Demonen, Vampire, Werwölfe und sogar Feen und Elfen einen Menschen wählen dürfen, welcher danach ihnen gehört. Wegen...