Ray
Es war immer dasselbe. Obwohl ich einen genervten Ausdruck im Gesicht hatte, spürte ich tief in meinem inneren eine leichte Freude. Endlich wieder raus aus dem langweiligen Alltag meines Hauses und wieder an einen anderen, neuen Ort. Ich war in einer Stadt. Obwohl man es eher als Dorf bezeichnen sollte. Vor einigen Jahren war ich schon einmal an diesem Ort gewesen. Damals gab es nur wenige Häuser, aber ich war mir sicher, die Stadt würde sich noch weiterentwickeln. Wirtschaftlich wichtig und gut gelegen, mit großem Schloss und einem kleinen Hafen. Die Bürger wirkten arm, aber geschäftig und zufrieden.
Ich spürte die Blicke auf mir, welche mich immer in dem Gebiet der Menschen verfolgten. Sie waren überall.
Es war kein Wunder, denn ich sah nun einmal teuflisch gut aus. Meine schwarzen Haare vielen leicht gelockt über die Stirn und meine Augen leuchteten in einem hellen Braunton. Erst wenn ich unbeobachtet sein würde, dann könnte ich meine richtige Augenfarbe annehmen, welche einem hellen rot entsprach.
In einem teuren, guten Pelzmantel lief ich durch die Straßen der Bauern, welche mich argwöhnisch ansahen. Ohne jemanden wirklich zu beachten, lief ich schnellen Schrittes weiter in die Richtung des Schlosses.
In Gedanken dachte ich an den Tag der bald sein würde. Wie schon die ganzen Jahre zuvor würde ich mir keinen Menschen mitnehmen.
Schon früh hatte ich diese Entscheidung getroffen. Niemand soll in dem Haus leben, welches mein zu Hause ist. So jemanden brauchte ich nicht. Solch eine Ratte würde mich nur stören. Vielleicht war auch etwas Mitleid dabei, ein geschätztes Familienmitglied einer glücklichen Familie zu nehmen. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings sofort wieder. Was interessierten mich schon die Gefühle und Empfindungen von schwachen Menschen?
Ich blickte zur Seite, sah Häuser in schrecklichen Zustand und merkte so nicht, wie jemand direkt in meinen Weg rannte.
Im selben Moment wie ich wieder nach vorne sah, spürte ich den Zusammenprall. Die Person ging mir bis zum Hals und fiel zu Boden.
"Autsch. Wieso musst du mir denn bitte im Weg stehen?", sagte er genervt, ohne mich anzusehen. Er rieb sich über den Kopf und verwuschelte dabei seine blonden Haare, die danach in alle Richtungen abstanden. "Die Augen aufmachen wäre doch nicht so schwe-" Als er hochsah und mir in die Augen blickte, begann er zu schweigen. Unüberlegt und wütend schaute ich ihn an, spürte meine Augen kurz rot aufleuchten. Mein Herz schlug schneller. Jetzt hatte ich doch das getan, was ich eigentlich verhindern wollte und eine meiner Fähigkeiten eingesetzt. Seine Augen wurden größer und das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er war jugendlich und jung, hatte blonde Haare und Sommersprossen auf der blassen Haut. Er roch nach Schweiß und war von Schmutz bedeckt. Doch er war belustigend, denn so wie er vor einigen Sekunden mit mir redete, hatte das schon lange niemand mehr getan. Kein Mensch traute sich auch nur mich schief anzuschauen.
Doch das spielte keine Rolle mehr, denn er hatte mir in die Augen geschaut. Wer ein Blick in meine wirklichen Augen riskierte, der würde verändert werden und mir loyal bleiben, ob er wollte oder nicht. Das war nämlich eine der Fähigkeiten, die ich als Demon besaß.
"O-oh Gott, es tut mir leid. Es war natürlich mein Fehler!" Schnell richtete er sich auf und verbeugte sich leicht vor mir.
Inzwischen schauten uns auch schon einige Schaulustige zu. "Natürlich war es dein Fehler.", antwortete ich kalt und arrogant.
Der Junge vor mir blickte nach unten, wirkte nervös, doch seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er hasste es nach unten zu schauen, das erkannte ich sofort. "Wenn es dir leidtut, dann zeig mir, wie ich zum Schloss gelange." Er nickte leicht und ging vor. Ich folgte ihm. "Sag Junge, wie ist dein Name?" Er ließ sich provokativ viel Zeit mit der Antwort. "Kilian." "Ah." Wieder entstand eine Stille. Ich fühlte alle Blicke der Passanten auf mir liegen. "Darf ich fragen, aus welchem Grund Ihr hier seid? Ich habe euch noch nie gesehen.", fragte er nach einer Weile. "Ich bin zum ersten Mal hier. Also ist das kein Wunder.", log ich daraufhin. Ich musste den Schein der Menschlichkeit so gut wie möglich wahren. "Darf ich Euren Namen erfahren?", fragte er, seine Stimme klang beherrscht. "Mein Name ist Ray. Ray Gonzales. Ich komme von weit her." "Ah."

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Demon
Fantasia!BoyxBoy! Diese Welt ist anders, anders als die Welt, die gewöhnliche Menschen kennen. Einmal im Jahr gibt es die Nacht, in welcher Demonen, Vampire, Werwölfe und sogar Feen und Elfen einen Menschen wählen dürfen, welcher danach ihnen gehört. Wegen...