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Ray

"Wie meinst du das mit glücklich machen?" "Ich bin niemanden gegenüber völlig gefühllos. Wir Dämonen streben nach Gefühlen. Schließlich ist das etwas, was wir nicht zu genüge bekommen können. Gefühle und Fühlen. Deswegen sind wir oft in Kämpfe verwickelt, weil wir da das Adrenalin fühlen, die Lebenslust und unsere Stärke. Ich bin ehrlich. Ich will dich küssen, Kilian. Aber ich würde dich nicht dazu zwingen. Zu so etwas würde ich niemanden zwingen." Kilian blickte mich an. "Und wenn ich es wollen würde? Dass wir uns küssen?" "Dann würde ich dich auf der Stelle küssen."

Langsam kamen wir uns näher. Mein Blick bewegt sich von seinen Augen zu den zerbissenen und leicht geschwollenen Lippen. Meine Augen schlossen sich fast automatisch, doch plötzlich fühlte ich eine Aura. Ich ließ von Kilian ab, ließ ihn perplex sitzen und zog mich innerhalb von Sekunden an. "Verdammt, das ist mein Haus! Klopf wenigstens, bevor du einfach hineinkommst!" Kilian schaute mich an, als wäre ich verrückt geworden. Kurz darauf öffnete sich die Schlafzimmertür. "Du erscheinst auch immer direkt in meinem Büro. Also wieso sollte ich das nicht machen? Du entscheidest dich wirklich jedes Mal aufs Neue anders. Klopfen oder einfach reinkommen. Entscheide dich, Bruder. Hallo Kilian." "Ä-äh Hallo.", murmelte Kilian, welcher immer noch nur die Decke um sich herumhatte. "Warum bist du hier?", fragte ich meinen Bruder genervt. 

Schließlich hatte er einen wichtigen Augenblick gestört. "Ein Auftrag. Für dich. Du sollst Kontakte knüpfen mit einem Könighaus im Südwesten. Außerdem musst du, ich glaube es wäre besser das unter 4 Augen zu besprechen." Ich nickte leicht. "Du wirst mitkommen Kilian. Ich möchte nicht, dass sich ein Vorfall wie der von letzter Nacht wiederholt. Also pack dir tragbares Reisegepäck zusammen." Meine Stimme klang nicht mehr so liebevoll wie noch vor zwei Minuten. Jetzt war Jan da. Ich musste selbstbewusst und auf keinen Fall schwach wirken.
Wir beide verließen den Raum und ließen Kil allein zurück. "Um was geht es?" "Unser Vater will mehr Kontrolle über die Menschen, deshalb sollst du ein weiteres Königreich kontrollieren können. Es infiltrieren." Er nannte mir die Koordinaten. "In diesem Königreich gibt es viele, denen das nicht passen wird. Jeder der etwas dagegen hat, den musst du egal wie beseitigen.

 Außerdem soll ein berüchtigter Mörder sein Unwesen dort treiben. Den aus dem Weg zu haben wäre auch kein Problem. Kümmerst du dich darum?" "Geht klar." "Wirst du Kilian wirklich mitnehmen?" "Natürlich. Wenn er stirbt, dann sterbe auch ich.", flüstere ich leise. "Was wäre eigentlich, wenn ich sterbe?" "Dann würde er auch sterben. Du kannst ihn auch mir überlassen. Ich würde gut auf ihn aufpassen." "Danke für das Angebot, aber nein. Er ist unter meiner Verantwortung. Ich will ihn nicht wie einen Vogel im Goldkäfig halten. Ich glaube, er ist stärker als er aussieht. Es ist das Richtige, wenn er bei mir ist. Vater würde Mutter doch auch niemals wegsperren." "Mutter ist inzwischen auch eine Höllenkönigin. Ihr kann man schlecht etwas antun. Er dagegen ist ein kleiner, schwacher Mensch. Mach ihn wenigstens unsterblich." "Das würde einer Hochzeit gleichkommen." "Dann ist das so. Ich will nicht, dass mein Lieblingsbruder stirbt." Jan klang aufrichtig besorgt. "Von allen Dämonen bist du der Beste, mein Bruder." Kurz umarmte ich ihn, als Zeichen meiner 'Liebe' zu ihm, dann drehte ich mich um und ließ ihn allein.

Ich spürte, wie seine Aura aus meinem Haus und der Umgebung verschwand. Dann lief ich wieder hoch zu Kilian. Das Geständnis, welches ich ihm gemacht hatte, fiel mir nicht leicht. Ich kam nicht klar mit diesen Gefühlen. Ich wusste nicht mehr, wie ich mich verhalten sollte. Mein Seufzen hallte durch das Haus. Was sollte das nur werden?

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt