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Kilian

"Wann kommst du wieder?", fragte meine Schwester besorgt. "In einer Stunde bin ich wieder da. Keine Sorge, danach werden wir uns beginnen zu schützen. Wir werden morgen alle drei immer noch hier sein. Versprochen." Sorglos lächelnd umarmten wir uns, dann verließ ich sie und ich ging in Richtung Wald.

Ich musste so viel Holz wie möglich sammeln, damit wir uns besser verbarrikadieren konnten. Der besagte Tag, an welchem die höheren Wesen kamen, um uns zu holen, dieser war heute. Meine oberste Priorität war es, meine kleine Schwester Louisa zu schützen. Sie war gerade erst 14 Jahre alt. Mein Ziel war es, ihr das bestmögliche Leben bieten zu können. In Gedanken versunken merkte ich kaum die Menschen, die mir entgegenkamen.

Wie erwartet waren noch andere Menschen dort. "Kilian? Wirst du mit deiner Familie in der Stadt bleiben?" Erschrocken drehte ich mich zu der männlichen Stimme hin. "Du hast mich erschreckt, Will. Bleibt ihr nicht in der Stadt?" Ich schaute den braunhaarigen Jungen mit den grünen Augen an. "Nein. Meine Eltern, drei Geschwister und ich gehen in die Berge. Dort hoffen wir auf mehr Sicherheit." "Ah ich verstehe. Ich denke, das würde meiner Familie nichts bringen." "Wieso denkst du das? Kommt doch mit uns mit. Umso mehr wir sind, umso sicherer sind wir." Mit einem netten Lächeln wartete er auf meine Antwort.

Er meinte es ernst. William meinte es nur gut, doch seine Familie dachte anders, da war ich mir sicher. Louisa und ich wären wie gefundenes Fressen. Falls wir mitkämen und man uns finden würde, dann schützt man immer erst seine Familie. Sie würden uns opfern, da war ich mir sicher.

"Das ist ein sehr nettes Angebot, aber ich muss ablehnen. Wir kommen zu dritt gut klar." "Okay. Dann wünsche ich die und Louisa viel Glück. Ich hoffe, ihr beide schafft es." Ein Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. "Euch auch viel Glück. Bis morgen." "Bis morgen." Wir trennten uns wieder.

Mit Taschen vollen Holz kam ich wieder zu Hause an. "Kil! Du darfst nicht so viel schleppen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?"

Die Dunkelheit kam. Die Sonne verschwand und die einzige Lichtquelle waren die vor den Haustüren angezündeten Fackeln. Meine Mutter, meine Schwester und ich saßen hinter einem Schrank. So machten wir es schon seitdem ich meinen vierzehnten Geburtstag hatte.

"Ich habe so starke Angst.", flüsterte Louisa. "Es wird alles gut. Ich lasse dich nicht verschleppen. Versprochen." "Sag sowas nicht, Kil. Die werden dich einfach töten." Ihre Stimme nahm einen weinerlichen Ton an. In ihrem Gesicht waren Tränen zu erkennen. Die Furcht zerfraß sie förmlich. "Du wirst sehen, alles wird gu-" Das Plauzen der Haustür ließ uns drei zusammenzucken.

Sofort nahm Mutter die Hand von Louisa und mir. "Ich rieche euch! ~" Die Stimme des Mannes klang voller Freude und Spaß.

Ich blickte zu meiner Familie und sah trotz der Dunkelheit die Tränen auf den Wangen der beiden Frauen. Mein Herz pochte laut und schnell. "Ihr denkt ihr könntet euch verstecken? Euer Blut ist in Wallung, es ruft förmlich nach mir." Er war ein Vampir, schoss es mir durch den Kopf. Und noch während ich den Gedanken zu Ende dachte, öffnete sich die Tür zu unserem Versteckraum.

"Ich kann den Herzschlag von euch drei Menschen hören." Als der Schrank, welcher die einzige Schranke zwischen dem Monster und meiner Familie war, weggeschoben wurde, schrie Mutter laut auf.

"Nicht meine Kinder!" Sie stellte sich schneller als man schauen konnte direkt in den Weg. Doch dem Vampiren, wie jetzt deutlich zu erkennen war, war es egal. Er schubste sie zur Seite und Mutter viel gegen die nächste Wand. "Mama!" Die Angst in der Stimme meiner Schwester machte mich krank.

Ich saß da und sah zu, konnte nichts tun. Meine Beine waren wie betäubt. Der Vampir blickte zwischen Louisa und mir hin und her.

Es kamen mir wie Stunden vor, obwohl es nur einige Sekunden waren.

"Komm mit." Ein dreckiges Lächeln bildete sich auf den Lippen des Fremden und er griff den Arm meiner Schwester.

"Nein!" Ihr schrei war mehr ein Kreischen, doch der Mann vor uns war stärker als ihre Versuche sich zu wehren. Er zog sie mit sich hinaus.

Mein Herz setzte aus. Meine Beine zitterten, doch so schnell ich konnte und meine Beine es zuließen, lief ich hinterher. "Stopp! Nicht meine Schwester! Nicht Louisa!!"

Der Vampir lief schneller und verließen das Haus. Ohne nachzudenken, tat ich das einzige, was ich für richtig hielt: Ich sprang auf den Vampir, welcher meine Schwester losließ. "Kilian!"

Es dauerte nicht lang und der Schwarzhaarige rüttelte mich ab.

Ich fiel auf den Boden. "Was denkst du dir dich mir an diesem Tag in den Weg zu stellen?" Er trat mir in die Hüfte. Ein schmerzhaftes Stöhnen verließ meinen Mund. "Merkst du es? Wie nutzlos du bist? Nichts kannst du tun. Deine kleine Schwester da, ja genau die habe ich mir ausgesucht. Und wenn du kleiner, nichtsnutziger Mensch mir noch einmal in den Weg trittst, dann werde ich dir ein Loch in den Bauch machen. Dann bist du tot."

Er trat noch einmal zu und ich spürte, wie mir alles hochkam. Ich konnte kaum etwas sehen. Überall waren einige Schaulustige, doch wer es war konnte ich nicht sagen. Die Sicht war verschwommen. Das fremde Arschloch stand auf.

Mit letzter Kraft bewegte ich meine Hand und hielt sein Bein fest. "Nicht meine Schwester." Ich röchelte. "Menschen sind so dumm." Er bückte sich zu mir nach unten und berührte leicht mit der Hand meinen Bauch, ehe er so stark zudrückte, dass seine Faust in meine Haut drang. Ein lauter Schrei verließ meinen Mund. Der Schmerz stieg ins unmögliche. Ich konnte nichts mehr fühlen bis auf unbändigen Schmerz. Nach kurzem wusste ich nicht mehr, ob ich es war der schrie oder jemand anderes. Alles wurde dunkel, doch es war mir egal, meine Schwester war mir egal. Ich wollte nur, dass der Schmerz aufhörte.

Wie viel Zeit dabei verging, konnte ich unmöglich sagen, doch auf einmal wurde die Hand aus meinem Körper entfernt. Ich spürte das Blut aus meinem Körper sprudeln. Der Schmerz verwandelte sich in ein warmes, betäubendes Gefühl.

Mein Körper wurde hochgenommen.

Ich spürte kalte Hände an meinen Wangen und zum ersten Mal seit dem schrecklichen Schmerz konnte ich etwas anderes wahrnehmen.

"Kilian! Willst du leben? Sag mir, willst du leben?"

Eine mir vage bekannt vorkommende Stimme stellte mir die Frage.

Wie dumm, dass ich sterben würde. Diese Wunde konnte ich nicht überleben.

"Leben."

Ich wusste nicht, ob ich dieses Wort wirklich sagte oder ob es nur in meinem Kopf war. Ich konnte nichts mehr fühlen außer ein schmerzhaftes Pochen überall an meinem Körper. Und dann war da plötzlich noch etwas anderes. Ein anderes Gefühl. Es war wie eine kraft, die die Taubheit und das Pochen vernichtete. Ich fühlte Kraft durch meinen Körper strömen. Und dann war alles schwarz.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt