Kilian
"Denkst du es geht ihm gut?" "Natürlich geht es ihm gut. Ich habe ihn nur kurz schlafen gelegt. Der wacht gleich wieder auf."
"Ah ich glaube seine Augen haben gerade gezuckt. Ist er etwa wach?"Langsam öffnete ich meine Augen. Vor mir standen drei Personen. Die erste Person war klein und hatte lila Haare, dazu ein knappes, dunkelblaues Kleid am Leibe. Etwas hinter ihr stand ein Mann. Er trug ein grünes Leinenhemd und hatte eine Lederhose an. "Schau, er ist wach. Trudy hat es doch nicht versaut.", sagte er im gleichen Moment und zwirbelte sich selbst seinen roten Ziegenbart zurecht.
"Genau. Als würde ich es immer nur versauen. Die Prinzessin würde mir den Hals umdrehen, hätte ich ihn aus Versehen für immer zum Schlafen gebracht.", sagte die dritte Person erleichtert. Sie hatte dunkelblaue Haare und ein rotes Oberteil an. Sie wirkte kindlich. Und farblich passte die lila Hose definitiv nicht zu dem Top."Wer seid ihr? Und was mache ich hier?", fragte ich mit rauer Stimme. Meine Lippen fühlten sich trocken an. Erst jetzt merkte ich die Fesseln um meine Hände. "Wieso bin ich gefesselt?"
"Keine Sorge kleiner Mensch, dir wird sicher nichts schlimmes passieren.", erwiderte der Elf freudig. Die Dritte im Bund meldete sich zu Wort. "Du bist hier, damit wir Informationen bekommen. Die Königin, also besser gesagt die Prinzessin will mehr über die Dämonen erfahren und die klügste Aktion war es, so dachten wir, dich zu fragen." Sie war die Einzige der drei, die Vernünftig klang.
"Ich weiß nichts. Und auch wenn, warum sollte ich was sagen?" Ein Schnarchen ließ mich versuchen nach hinten zu schauen. "Ist das Mikk? Was ist mit Mikk?", fragte ich leicht panisch. Nur aus den Augenwinkeln konnte ich den Stuhl ausmachen, auf welchem Mikk schlafend und gefesselt saß. "Ganz ruhig. Ja, das ist deine Elfenfreundin. Aber ihr geht es gut. Sobald wir damit durch sind dich zu fragen, lassen wir euch beide frei.", sagte die Elfe mit der ruhigen Stimme. Ihren Namen kannte ich nicht. "Richtig. Je nachdem was du sagst, Kilian. Oder wir töten euch beide. Oder ihr kommt mit zu unserer Königin. Oder-" Der Mann hielt der dritten Elfe namens Trudy den Mund zu."Willst du nicht gleich alles verraten was wir vorhaben? Wenn du so weiter machst, haben wir keine andere Wahl als ihn umzubringen! Und ich habe keine Lust auf einen Dämon mit Rachegelüsten, der hinter uns her sein wird. Also reiß dich zusammen und sei still!"
"J-ja ja. Jetzt bleib doch mal ruhig. Immer rastest du gleich so aus.", merkte Trudy verlegen an.
"Ray wird mich befreien. Ihr solltet mir nichts tun. Und Mikk schon gar nicht. Dafür würde er euch alle drei töten." Meine Stimme sollte selbstbewusst klingen, doch der Versuch klang eher kläglich."Das ist uns klar, kleiner Kilian.", erwiderte der Elf. "Aber er wird gar nichts merken."
Der Elf kam auf mich zu. "Wir wissen nämlich, dass er gerade nicht da ist. Und erst in guten drei Tagen wiederkommen wird. Also bringt dein Bluff nichts."
Er holte von einem Tisch hinter mir ein Glas mit einer blutroten Flüssigkeit darin hervor. Dann riss er mir Haare heraus. "Aua! Was bitte soll das? Lasst mich einfach gehen! Ray wird euch das nicht verzeihen! Er wird-" "Jetzt halt mal die Klappe.", meinte die ruhigste der drei Elfen. Der männliche Elf berührte meinen Kiefer mit der Hand und riss meinen Kopf nach oben, sodass ich in die Luft sah. Er hielt meinen Mund strikt offen."Leider können wir deinen Worten nicht trauen. Mit diesem Mittel hier allerdings bin ich mir so ziemlich sicher, dass du uns nicht anlügen wirst." Aus den Augenwinkeln erkannte ich die Flüssigkeit, die nun eine türkise Farbe angenommen hatte.
"Schön schlucken Kleiner." Er ließ die Flüssigkeit in meinen Mund tropfen. Durch die Schräglage ging es nicht anders. Nach einigem Würgen lief die Flüssigkeit fast wie von selbst meine Kehle herunter."Was zum Teufel war das für ein Zeug?", fragte ich hustend und fühlte, wie sich mein ganzer Körper begann zu erhitzen. "Ihr Menschen nennt es Drogen. Auf dich wird es wohl auch diese Wirkung haben. Unter anderem. Der Hauptgrund, weshalb wir dir dieses Mittel verabreicht haben, ist allerdings die Tatsache, dass du nur noch die Wahrheit sagen können wirst."
"Drogen? Wahrheit?" Meine Stimme klang seltsam belegt. Und langsam. Innerlich begann sich eine Panik auszulösen, doch diese wurde von einem betäubenden Gefühl unterdrückt.
"Fangen wir mit einer einfachen Frage an.", wandte sich Trudy an mich. "Wer gehört alles zu deiner Familie?"
Ich fühlte alles, als wäre es in Watte eingelegt.
Die Frage ging mir durch den Kopf. Was fragte sie? Etwas über eine Familie. Noch ehe ich richtig über die Antwort nachdenken konnte, fühlte ich, wie sich meine Lippen bewegten. "Meine Mutter, mein Vater und meine kleine Schwester."
"Oh es funktioniert." Trudy freute sich. "Er sagt genau das, wie es auf dem Zettel steht. Wie alt bist du und beschreibe das Aussehen des Demons, bei dem du lebst. Sag dazu noch was du bei ihm machst, also für was er dich erwählt hat." "Stopp Trudy! Du musst ihn auch mal sprechen lassen." Sie nickte genervt. "Ich bin 16 Jahre alt. Ray hat schwarze Haare und braune, manchmal rote Augen. Er trägt meist schwarze, ordentliche Kleidung und ist größer als ich. Er nahm mich mit weil.." Ich dachte nach. "ich weiß es nicht so genau. Meistens mache ich die Hausarbeit, koche und hole in einem kleinen Dorf in der Nähe essen. Die letzte Zeit habe ich damit verbracht lesen und schreiben zu lernen. Und-" "Stopp! Das ist uninteressant. Das verschwendet nur unsere wertvolle Zeit.Ein Gefühl tief in meiner Brust sagte mir, es war falsch das alles zu sagen. Und dass ich dagegen ankämpfen sollte. Ich machte einen Fehler. Es fühlte sich an, als würde ich mit meinem Reden Ray verraten. Aber es ging nicht. Ich konnte meinen Mund nicht halten. Die Machtlosigkeit, die mit den Drogen kam, übermannte mich. "Aus welchem Grund hat er dich mitgenommen? Wie war die Situation?", fragte der Elf mit einer Stimme schneidend wie eine Sense. "Den Grund weiß ich nicht. Aber ich war verletzt wegen eines Vampires und er nahm mich mit. Als ich aufwachte, war ich wieder gesund."
"Interessant. Wie bei den anderen Befragten.", murmelte die ruhige Elfe, von der ich den Namen nicht kannte. "Hatte er dich an diesem Tag gebissen? Oder dir sein Blut eingeflößt?" "Das weiß ich nicht." Meine Gedanken schweiften ab. Ich fühlte mich gut. Das lag vermutlich an den Drogen.
Ich schloss die Augen.
"Das ist absolut unbrauchbar. Er weiß es wirklich nicht. Lass ihn uns etwas über den Dämonen fragen. Vielleicht finden wir so wenigstens irgendwas Nützliches heraus. Wie hieß er gleich?""Mein Name ist Ray." Ein lauter Schrei durchstach die Luft. Langsam öffnete ich die schweren Augenlider. Träumte ich? Trudy hatte eine schreckensverzerrte Miene auf dem Gesicht und schaute zu der Elfenfrau, welche inzwischen auf dem Boden lag. Ihre Augen waren weit geöffnet und Blut strömte aus ihrer Brust. Auch ihre Augen waren blutunterlaufen und die Haut sah aus wie Stein, farblos und hart. "Saeina!!", brüllte der Mann angsterfüllt und voller Schmerz den Namen der Elfe.
"Drei einfache Elfen wagen es den Menschen zu entführen, der mir gehört?" Rays Stimme klang bedrohlich. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Selbst durch die Drogen konnte ich seine Wut und Aggressivität ausmachen. Das Geschrei der Elfen wurde lauter, angstvoller.Ich schloss die Augen. "Mikk? Geht es dir gut?" Die Stimme gehörte zu Rosa.
"Ray, kommst du klar?", fragte sie erneut. "Ja. Ist schon alles erledigt. Die drei waren nicht im Kampf ausgebildet. Das ging schnell."
Eine Hand berührte meine. Die Berührung fühlte sich taub an. Das lag wohl auch an den Drogen. Der Druck der Fesseln verschwand und ich wurde hochgenommen. Mein Blick richtete sich erst auf Ray, dann auf die Szene hinter ihm. Meine drei Entführer lagen auf den Boden mit leeren, offenen und schreckensgeweiteten Augen. Alle waren Blut überströmt und definitiv nicht mehr am Leben. Mein Blick richtete sich langsam wieder auf Ray. Klar denken funktionierte nicht mehr. Später würde ich noch genug Zeit haben über das Gemetzel nachzudenken."Nun wird alles gut.", hörte ich leise und sanft Rays Stimme an meinem Ohr.
Seine Hände, welche um mich gelegt waren, zitterten leicht und berührten mich so sanft und vorsichtig, als würde ich jede Sekunde auseinanderfallen oder kaputt gehen können.
Ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit machte sich unter der Taubheit breit.
Ich glaubte ihm und ließ mich endgültig fallen.
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Demon
Фэнтези!BoyxBoy! Diese Welt ist anders, anders als die Welt, die gewöhnliche Menschen kennen. Einmal im Jahr gibt es die Nacht, in welcher Demonen, Vampire, Werwölfe und sogar Feen und Elfen einen Menschen wählen dürfen, welcher danach ihnen gehört. Wegen...