Prolog

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Ich konnte mir immer eine bessere Welt vorstellen. Eine, die nicht so grausam war, wie die meine, doch das war egal. Denn ändern konnte ich daran nichts.

In meiner Welt war alles anders, ob gut oder schlecht, das stand in den Sternen. Diese Welt ähnelte einem Experiment, denn sie war eine Koexistenz der Wesen. Vampire, Demonen, Feen, Elfen, Werwölfe.

All diese Wesen, die von dem einen auf den anderen Tag da waren. Die Welt der Menschen versank in Chaos. Vampire töteten skrupellos Menschen und tranken deren Blut, als seien sie im Schlaraffenland, Demonen liefen durch die Gegend, waren dank ihrer überragenden Kräfte die stärksten Wesen der Erde. Elfen und Feen verzauberten alles, veränderten die Realität und nahmen sich, was oder wer ihnen gefiel.

Innerhalb von 12 Jahren dezimierte sich die Menschheit, die gesamte Menschheit auf 10 Millionen Personen.

Die Zahl klingt hoch, doch ist sie für ein ganzes Volk eine ziemlich geringe Zahl. Das ist ungefähr ein Zehntel der Anzahl aus der Zeit, bevor die Wesen über uns herfielen.

Es kam alles wie es kommen musste. Der sogenannte „große Krieg" brach aus. Vampire begannen sich um die wenigen verbliebenen Menschen - Blut - zu streiten. Die anderen Rassen mischten sich ein. Alle Parteien kämpften gegeneinander. Jede Rasse dezimierte sich rasant. Werwölfe töteten Vampire und wurden selbst von Feenwesen ermordet. Es war ein heilloses Durcheinander, so sagt man heute. Irgendwann griffen die Demonen ein.

Die Dämonen. Sie sind am gefürchtetsten. Sie wurden durch ihre Stärke zu der Königsrasse. Sie nahmen den Platz der Herrscher ein und gaben uns schwachen Menschen unser jetziges Leben vor.

Auch diese Entscheidung soll Jahre gedauert haben, doch am Ende stand es fest.

Sie gaben uns, der schwächsten Rasse, den Menschen, die Macht. Für viele stärkeren Wesen war die Menschheit, sei es wegen Blut, Spaß oder sonst welchen Gelüsten, existentiell wichtig.

Damit gab es eine Lösung. Die Menschen wurden gerettet.

Alle anderen Wesen hatten sich uns unterzuordnen. Allerdings mit dem Kompromiss, dass es einen Tag im Jahr gäbe, an dem jedes einzelne der sogenannten 'höheren Wesen' sich einen Menschen aussuchen darf. Menschen, die gerade schwanger waren, wurden ausgeschlossen, genauso wie Verheiratete Personen. Diese Regel war allerdings kein Stören Faktor, denn die meisten wollten eh nur das junge Frischfleisch. Diese Regel wurde gewalttätig durchgesetzt. Die Aufmüpfigen, egal ob Menschen, Vampire, Werwölfe, Demonen oder sonst was wurde getötet oder anders zum Schweigen gebracht. Das neue Gesetz war geschrieben.

Mit den Jahren kamen mehr Gesetze dazu, beispielsweise, dass immer genau eine Person von einem höheren Wesen gewählt werden durfte oder das Mindestalter eines gestohlenen Menschen mindestens 14 Jahre betragen muss.

Diese Regel war ein Fluch und ein Segen zugleich. Wir Menschen durften ein normales Leben führen, hatten die Oberhand auf der Welt und alles war wie gewohnt, ohne magische Kriege oder ähnlichem, doch dafür gab es diesen einen Tag im Jahr, an welchem einer Mutter alle Kinder geraubt werden konnte. In solch einem Fall hätte mit den Kindern alles passieren können. Ob Blutkonserve, Prügelknabe, Prostituierte, Kindermädchen, Geliebter oder Geliebte oder zur Bespaßung, alles war möglich. Jedes Jahr durfte sich ein höheres Wesen einen weiteren Menschen aussuchen, musste das allerdings nicht tun.

Zudem wurde das Prinzip der "Auserwählten" eingeführt. Manche höheren Wesen fraßen besonders ihren Narren an bestimmten Menschen. Unter diesen Umständen durften sie diese zu ihren Lebenspartnern machen. Wenn sie sich dafür entschieden, hatte die Liebe gewonnen. In diesem Fall durfte dieses höhere Wesen keinen Menschen mehr an diesem besonderen Tag entführen. Es konnte das nach den Regeln nie wieder tun. Eine besondere Zeremonie wurde durchgeführt. Der Mensch wurde so in die Reihen der höheren Wesen eingeführt und aufgenommen. In allen anderen Fällen war das ein großes Vergehen. Verwandelte ein Vampir oder ein Werwolf einen Menschen ohne eines der Rituale, so würden beide zum Tode verurteilt werden. Früher war dies Gang und gebe, so erzählt man sich aus den alten Geschichten.

Ich war inzwischen 16 Jahre alt, und hatte schon zwei Jahre überstanden, ohne in der 'besonderen Nacht' geklaut zu werden. Mädchen waren beliebter als Jungs, das konnte man als einen Vorteil und als ein Nachteil zugleich ansehen, denn meine Schwester war zarte 14 Jahre alt. Ich liebte sie mehr als alles andere auf der mir bekannten Welt. Wenn ihr etwas passieren würde, dann könnte ich mir das nie verzeihen.

Diese Lebensart funktioniert inzwischen seit 123 Jahren. Niemand der noch lebt und menschlich ist, könnte sich eine andere Welt vorstellen. Nur die Geschichten leben dank unseren Urgroßeltern weiter.

Der besondere Tag, der immer am 1. August stattfindet, dieser ist bald. Wir befinden uns im Jahr 805, der 22. Juli. Meine Mutter war Bäuerin, machte tüchtige Arbeit auf dem Feld. Ich tat dasselbe. Meine kleine Schwester lernte nähen und die Arbeit einer Magd. Wenn sie Glück hatte, landete sie in einem Schloss.

Sie hätte dort ein besseres Leben als bei mir und meiner Mutter. Einen Vater hatte ich früher einmal gehabt. Er wurde geraubt, entführt von einem Werwolf, als ich 7 Jahre alt war. Er und meine Mutter waren nicht verheiratet, so standen sie unter keinem Gesetz. Einmal besuchte er uns, da war ich 10 Jahre alt. Mein Vater erzählte uns von seinem neuen Leben. Er lächelte, wobei ich bis heute nicht weiß, ob dieses Lächeln echt war.

Jeder Mensch wusste es. Vampire, Demonen, Werwölfe, alle Wesen laufen unter uns Menschen herum. Sie alle sind fähig sich meisterhaft als einen der Unseren zu tarnen. Niemand konnte sich sicher sein einem Menschen oder einem höheren Wesen gegenüberzustehen.

Die nächste besondere Nacht sollte mein ganzes Leben verändern.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt