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Es klopfte an meiner Tür. Mit einem Gähnen blieb ich sitzen. Das Klopfen wurde lauter. "Du kannst doch selbst hereinkommen. Seit wann klopfst du an?", fragte ich genervt und blieb sitzen.

"Ich hatte vor zum ersten Mal in meinem Leben höflich zu sein. Doch du hinderst mich daran, indem du es nicht schaffst deine eigene Haustür zu öffnen, Ray. Sonst beschwerst du dich doch immer, weil ich einfach so erscheine, ohne mich anzukündigen oder wenigstens anzuklopfen. Wie nervig."

"Es ist schlimmer, wenn du meine Tür kaputt klopfst, als wenn du einfach in meinem Haus erscheinst.", erwiderte ich augenrollend. "Du änderst deine Meinung jedes Mal aufs Neue, Bruder." Er setzte sich mir gegenüber. "Aus welchem Grund bist du hier, Jan?"

Er nahm sich einen Krug und goss Wein ein. "Da ist so ein Werwolf, ein Graf, hat etwas Ansehen und Macht. Der foltert Menschen und höhere Wesen. Danach soll er das Blut von ihnen trinken in dem Glauben, es würde ihn stärker machen." Jan verdrehte die Augen. "Immer dieser Aberglaube mit den Verschwörungstheoretikern die denken, das Blut anderer mache sie super stark. Allerdings verstößt das gegen das Abkommen. Er muss beseitigt werden. Du schaffst es doch sicher dich um ihn zu kümmern, richtig?"

"Was denkst du von mir? Natürlich kriege ich das hin. Welche Stadt foltert er mit seiner Anwesenheit? Sag mir, wohin ich muss und ich mache mich umgehend auf den Weg. Noch vor Einbruch der Nacht."

"Hier." Jan legte eine Akte auf dem Tisch. "Due Staft heißt Izfar. Du weißt sicher, wo das ist. Dann sehen wir uns später, wenn du berichtet erstattest."

Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er die Villa. Ich seufzte. Auf die Arbeit hatte ich keine Lust.

Das Papier glänzte matt, als ich es aus dem Umschlag holte. Die Schrift meines Bruders war geschwungen. Ich stand auf. Morgen zum Abendessen würde ich wieder zu Hause sein, nahm ich mir vor.

So machte ich mich auf den Weg. Durch die praktischen Fähigkeiten der Teleportation dauerte es nicht lange und ich stand hinter einigen Bäumen und konnte in wenigen Meilen Entfernung die kleine Stadt Izfar sehen.

Laufend machte ich mich auf den Weg, die Augen starr nach vorne gerichtet.

Um die Stadt herum nahm ich den Geruch wahr, den Geruch der Werwölfe. Es waren viele, mindestens acht.

Allein hatte ich keine Chance gegen das Rudel. Die vernünftigste Entscheidung war es auf Einbruch der Nacht zu warten. Genau das tat ich.

In der Dunkelheit bewegte ich mich in die Stadt, verhüllt in schwarzen Stoff in der Hoffnung, der Demonengeruch würde dadurch weniger auffallen. Trotzdem war ich mir sicher, dass die guten Nasen der Werwölfe den Geruch inzwischen mitbekommen haben.

Ohne gesehen zu werden ging ich zum Eingang des großen Hauses, in welchem der falsche König war.

Leider hatte ich keine Ahnung, an welchem Ort sich der Gesuchte aufhalten würde.

"Hey, wer seid Ihr? Was macht ein Demon hier?" Eine unbekannte Stimme richtete das Wort an mich.

"Tut einfach so, als hättet ihr mich nicht gesehen.", erwiderte ich und wollte weiter gehen, doch der Mann, dem die Stimme gehörte, rannte vor mich. "Das kann ich nicht." Er hatte schwarze Haare und gelbliche Augen. Am Geruch war schnell zu erkennen, dass er der Sippe der Werwölfe angehörte. "Ich bin der Sohn des Königs. Ihr seid hier, um meinen Vater wegen seiner Verbrechen zu bestrafen, richtig?" Er reckte den Hals, seine Angst war zu riechen.

"Das stimmt. Wollt Ihr euch mir in den Weg stellen? Ich habe meinen Auftrag und muss dafür sorgen, dass das Abkommen eingehalten wird. Das versteht Ihr sicher." Er nickte. "Ich verstehe das sogar sehr gut. Mein Vater verstößt gegen das Gesetz. Das ist falsch. Einige aus unserem Clan versuchten mit ihm zu reden, doch er hörte nicht zu. Er muss aufgehalten werden." Letzteres sprach er mit zusammengepressten Lippen aus.

"Das werde ich übernehmen. Deshalb bin ich hier."

"Nein, bitte nicht!", rief er etwas lauter. "Ich muss das machen. Ich muss.. meinen Vater aufhalten und ihn nach dem Gesetz bestrafen. Ich habe Anhänger. Danach werden die Menschen den Thron besetzen und mein Clan wird verschwinden. Wir schaffen das ohne die Hilfe eines Demonen zu Regeln. Ich bitte Euch darum, bitte lasst mich das machen. Mischt euch nicht ein."

Kurz dachte ich nach und blickte ihn an. Der junge Mann war geschätzte 16 oder 17 Jahre alt. Er schaute mir mit Entschlossenheit in die Augen. Die Entscheidung war getroffen.

"Ich gebe euch drei Tage. Schafft ihr es in der Zeit, werde ich nicht handeln. Haben sich die Umstände bis dahin noch nicht geändert, werde ich eingreifen und meine Macht nutzen." "Eure Macht nutzen?" "Ich werde alle die sich mir in den Weg stellen auslöschen.", meinte ich schulterzuckend.

"Ich verstehe. Ich danke Euch für den Zeit Aufschub. Wenn ihr wollt, kann ich euch ein Zimmer zur Verfügung stellen. Natürlich steht Ihr unter meinem Schutz."

"Ich brauche den Schutz eines Kindes nicht. In drei Tagen komme ich wieder. Da sollten alle Werwölfe verschwunden sein." Ich drehte mich um und ging Richtung Ausgang. "Ich danke euch." Mit einer Handbewegung gab ich zu verstehen, dass das kein Problem war und löste mich auf. Nach kurzem war ich wieder nahe vor meiner Tür. Ich seufzte. Wieder zu Hause, wieder allein.

Die Frist von drei Tagen hielt ich ein. Am dritten Tag begab ich mich wieder zu der Stadt, zu Izfar. Eine trübe Stimmung lag in der Luft. Die Bürger trugen schwarz und tuschelten. Der Weg führte mich zu dem Schloss. Drinnen war geschäftiges Treiben. Viele Menschen liefen herum, auch Werwölfe waren in Hülle und Fülle aufzufinden. "Was will ein Demon hier?", sprach mich ein fremder Wolf knurrend an. "Erklärt mir, was hier geschehen ist.", erwiderte ich.

Unser König wurde gestürzt. Von seinem eigenen Sohn. Er hat damit das richtige getan und nach den Gesetzen gehandelt, also könnt ihr euch daraus halten, Demon.", sprach er giftig.

"Also wird der Clan das Schloss verlassen?" "Ja doch!", rief er aus.

"Gut.", erwiderte ich.

"Dann auf Wiedersehen.", sagte der Werwolf.

Ich nickte. "Auf Wiedersehen."

Während ich ging, löste ich mich durch die Fähigkeit der Teleportation auf.

Mitten in einem Gebäude manifestierte mein Körper sich wieder vollständig. Ich blickte mich um. Es war vor dem Arbeitsraum meines Bruders. Gerade als ich die Tür aufmachen wollte, wurde sie von innen geöffnet. Entgegen kam mir Tristan. Er hatte schwarze Haare und leuchtend rote Augen. Herablassend blickte er mich an. Ohne ein Wort ging er an mir vorbei und verließ den Gang. Ich blickte ihm hinterher, ehe ich das Zimmer von Jan betrat. "Was wollte der Idiot hier?" "Er wollte seinen Bruder besuchen. Jetzt mach dir keine Sorgen." Er verdrehte die Augen. "Ich weiß ihr hasst euch, obwohl ihr Brüder seid. Ich mag ihn auch nicht wirklich. Immer denkt er, er wäre etwas Besseres als jeder andere. Nervig." Ich nickte. "Da hast du recht." Der Hass in meiner Stimme untermahlte die Aussage.

Jan seufzte. "In einigen Tagen wird die Nacht sein. Hast du einen Wunschort, in welchem du den Aufpasser spielen wirst?" "Nein, nicht wirklich."

"Okay, dann bestimme ich einen für dich."

"Ich habe mich im Übrigen um das Problem in Izfar gekümmert. Der Sohn.. wie hieß er doch gleich? Mir ist sein Name entfallen, aber er hatte seinen Vater umgebracht und das Rudel unter seiner Kontrolle. Ich habe es überprüft und sie haben das Schloss verlassen. Ein Mensch wird wieder regieren. Der Auftrag hat sich also erledigt."

"Das ist gut. Danke dafür."

"Ist halt mein Job."

Ich ging zur Tür, wollte wieder nach Hause gehen, doch Jan hielt mich zurück. "Halt warte. Geh in der Nacht in die Stadt, in der du schon letztens warst. Wie hieß sie doch gleich? Ach ja: Lirva. Da haben wir noch niemanden."

"Klar, mache ich." Es war die Stadt, in der Kilian lebte. Ich war von mir selbst überrascht, dass ich mich noch an seinen Namen erinnern konnte.

"Dann bis bald, Ray."

"Bis bald, Jan."

Und so ging ich wieder nach Hause.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt