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Kilian

Ich trat in das Zimmer und Schmiss die Tür zu, sodass sie laut plauzte. "Was ist denn los?", knurrte ich. Ich spürte Tränen in meinen Augen, weigerte mich aber diese laufen zu lassen. Mein ganzer Kopf war heiß und meine Glieder angespannt. "Alles okay bei dir? Du wirkst so wütend. Schlecht geschlafen?"
Meinte Ray das ernst? "Du hast ja wirklich keine Gefühle.", murmelte ich fast verblüfft leise in Gedanken.
"Wie bitte?"

"Nichts. Was ist denn los?" „Du wirst vermutlich das Schloss verlassen müssen. Für die nächsten 3 Tage." Ray begann sich seine Haare mit einem Holzkamm zu kämmen.
"Wieso das? Störe ich Euch bei Euren nächtlichen Spielchen?", fragte ich so kalt ich konnte. "Was? Ich glaube du verstehst da etwas gehörig falsch.", meinet er etwas überrascht.
"War dass das Einzige, was Ihr von mir wolltet?" "Mein Anliegen war eigentlich nur, dass du das Schloss verlassen sollst. Und das hat seine Gründe." Ray klang streng und ernst. „Andere als du vielleicht denks-" "Wenn das euer einziges Anliegen war, dann nein, ich werde das Schloss nicht verlassen. Dann bin ich halt im Weg bei egal was. Es war Eure Entscheidung mich mitzunehmen. Lebt mit den Konsequenzen, Ray. Ich bleibe." Meine Stimme klang trotzig.
Ohne auf eine Antwort zu warten verließ ich den Raum. Ich lief in irgendeine Richtung, schaute mir das Schloss an und versuchte dabei mir meine Tränen zu verkneifen.
So merkte ich erst nicht, wie Daniel vor mir stand. Erst als er mich gegen eine Wand drückte, wurde mir seine Gegenwart klar. Er legte eine Hand an meine Hüfte, die Linke an meine rechte Schulter.

"Sag deinem Lover doch bitte, er soll Henriette nicht anstarren, als ob er sie vor allen versammelten vögeln will." Daniels Stimme klang ruhig, doch der Unterton ließ mich erschaudern. Etwas in seinem Ton löste eine ungemeine Angst in mir aus.
"Wie bitte?" Baff starrte ich ihn an. Mit meinen eigenen Händen versuchte ich seine zu lösen, schaffte es aber nicht.
"Ray ist ein dreckiger Dämon und du sein kleiner Sklave, ist doch klar. Er benutzt dich, das ist dir sicher schon aufgefallen. Und du? Du liebst ihn, oder verliebst dich, wie auch immer. Aber wusstest du? Dein Blut riecht köstlich." Daniel klang drohend. "Und falls er Henriette anfassen sollte, dann wird dein Blut bald durch meine Adern fließen, Kleiner."
Seine Aura hatte sich komplett verändert. Er wirkte furchteinflößend und gruselig. Seine Augen glühten rot. 

Ich versuchte mich panisch zu befreien, doch sein Griff war eisern. Es erschütterte mich, dass er ein Vampir war. Mein letztes Trauma mit diesen Wesen saß noch immer tief. "Ich dachte eher du wärst ein Werwolf. Aber Blutsauger mögen mich anscheinend, da war unser kleines Zusammentreffen wohl kein Wunder.", presste ich mit so viel Mut wie möglich heraus. Der Vampir musste meinen schnellen Herzschlag spüren, genauso wie die Angst, die mir das Adrenalin in mein pulsierendes Blut trieb.
Ich spürte den Adrenalinschub. Das Ereignis erinnerte mich sehr an damals, als ich fast gestorben wäre. Mit einem Ruck löste seine Hand von meiner Schulter und schleuderte sie nach hinten, doch die an meiner Hüfte blieb.
Überrascht schaute er mich an. "Wie..-"
"Finger weg." Ich hatte ihn gar nicht gemerkt, doch nun spürte ich auch seine Aura. Ray stand hinter Daniel. Noch nie sah ich den Schwarzhaarigen so wütend wie in diesem Moment. "Finger weg von Kilian."

"Oh, ist der große böse Dämon wütend, weil ich sein Spielzeug betatatsche?" Daniel grinste böse und strich mir über die Hüfte.
"Ich sagte Finger weg." Ray nahm die Hand von Daniel und drückte sie fest, bis sie blau anschwoll. "Das tut doch ein bisschen weh. Ich wäre dir verbunden, Dämon, wenn du meinen Arm loslassen würdest, bevor er mir noch abstirbt."
Ray machte keine Anstalten loszulassen.
"Lass ihn in Ruhe Ray", krächzte ich.
Endlich ließ er den Vampiren los.
"Ich bringe dich jetzt hier raus.", sagte Ray mit unterdrückter Wut. "Und du wirst das Schloss nicht mehr betreten." "Aber Ray!"
"Dämon!", mischte sich Daniel ein.

"Du hast dem Jungen dein Blut zu trinken gegeben. Weswegen du das gemacht hattest, würde mich wirklich interessieren." Daniel klang weniger wütend. Er klang, als würde er spielen.
Ray hielt inne. "Wie kommst du denn darauf?" "Kilian hatte sich aus meinem Griff befreit. Das könnte er nicht ohne dein Blut in seinem Organismus. Das waren wirklich glückliche Zufälle. Sonst hätte er sich gar nicht gegen mich wehren können. Habt ihr ein Glück, dass Kilian das falsche Geschlecht für mich besitzt, sonst hätte ich meine Wut gerne an ihm ausgelassen."

"Ich bringe dich um!", brüllte Ray und wollte sich auf ihn stürzen, doch ich befreite mich von dem Blutsauger und prallte so gegen Ray. Ich hielt ihn fest. "Ray nein! Er ist das nicht wert! Das hätte schreckliche Folgen!!"
Wieder hielt Ray inne, nahm meine Hand und wir gingen weg.
"Hör auf den kleinen Menschen. Er ist klüger als du. Und zügele dein Temperament. Im Übrigen seid ihr beide nicht die klügsten, so eifersüchtig wie ihr aufeinander seid."
Ray schmiss die Tür zum nächsten Gang zu und so wurde Daniels Stimme unhörbar.
"Verdammt Ray, was war das denn? Was war das für eine Szene? Ich hätte das auch allein geschafft! Außerdem: Was hieß das mit dem Blut? Ich soll dein Blut in mir haben? Ich verlange Erklärungen!"

"Die bekommst du jetzt aber nicht!"
Ray blickte mir in die Augen. Seine in einem hellen gelb. Er wirkte wirklich wütend.
"Du wärst da nicht wieder herausgekommen. Er hätte dir weh getan." "Ich sollte dir von ihm etwas ausrichten. 'Lasst die Finger von Henriette.' Um mehr ging es ihm nicht. Ich denke er mag sie und hat nur Angst vor der Wirkung deiner Dämonenaugen."
Er lief immer schneller und hielt meine Hand eisern fest. Es tat weh.
"Also ist das Geschehene meine Schuld?" Ich musste rennen, um Schritt zu halten.
"Das habe ich nie gesagt! Gott was ist nur plötzlich dein Problem!?"
"Er hat dich angefasst! Er sah dich an wie seine Beute. Er hätte dir etwas angetan, das reicht doch um die Fassung zu verlieren."

Kurz war ich irritiert. "Nur wegen mir? Wegen mir die Fassung verlieren? Ich war schon in schlimmeren Situationen. Ich werde mit sowas fertig. Außerdem solltet Ihr wirklich klüger sein. Ray, Ihr seid Diplomat. Dann benehmt Euch auch so. Geht wieder zu der Prinzessin und flirtet weiter, macht eure Arbeit. Schaut sie so an wie.." Ich hielt inne. "Es tut mir wirklich leid Kilian, aber für dieses Gespräch habe ich gerade keine Zeit. Wir verpassen gerade das Essen, aber egal." "Ja, wieso sollte der ach so große und besondere Ray auch Zeit für solche Gespräche haben." Die Ironie war nicht zu überhören.

"Kilian. Du hast da etwas ganz falsch verstanden." Wir hielten an und er blickte mir in die Augen.
"Du bist ein besonderer Mensch für mich. So besonders, das kannst du dir gar nicht vorstellen." Er küsste mich auf den Mund und auf einmal wurde alles schwarz.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt