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Kilian

„Bitte, lasst uns in Ruhe. Wir wollen keinen Stress. Bitte ...", mischte sich die Prinzessin ein. "Gebt uns einfach alles was ihr habt. Junge, wir lassen dich hier ganz entspannt gehen, wenn du uns das hübsche Mädchen überlässt." Offensichtlich erkannten sie nicht, dass es sich bei „dem hübschen Mädchen" um die Prinzessin handelte. Sonst würden sie sie eher als Geisel nehmen, statt sie vergewaltigen zu wollen. „Niemals. Verschwindet jetzt!" Selbst ich hörte, wie meine Stimme immer verzweifelter klang. „Das ist unsere letzte Warnung. Überlass uns das Weib oder stirb." Der Mann in der Mitte zog ein Messer. „Lass mich hier zurück.", wisperte Henriette. „Hol Hilfe, aber bitte stirb nicht wegen mir." Dir Tränen erstickten ihre Stimme. Doch zu einer Antwort war ich nicht mehr fähig.

Der Typ mit dem Messer ging auf mich los. Und plötzlich hielt die Zeit an. Henriette schrie, der Mann lief mir verzerrtem Gesicht auf mich zu, doch alles geschah in Zeitlupe. Die Zeit zum reagieren war genug. Ich schubste Henriette nach hinten und schlug dem Typen mit dem Messer mit der Faust gegen den Kopf. Er viel sofort K.O. auf den Boden. Überrascht schaute ich meine Faust an. Ich fühlte Kraft. Sehr viel Kraft in mir. Auch den zweiten schlug ich mit nur einem Kinnhaken K.O. Der Dritte ging auf mich los und gemeinsam vielen wir durch den Zusammenprall gegen eine steinerne Wand. Durch einen Tritt in den Bauch flog der Angreifer quer durch die Gasse gegen die gegenüberliegende Wand und bewegte sich nicht mehr. Das Adrenalin durchströmte mich nur so, doch eine fremde Stimme ließ mich innehalten.

"Keine Bewegung! Oder ich töte das Mädchen.", schrie ein fremder Mann hinter mir. Ich drehte mich um. Henriette schwebte in Lebensgefahr, doch Angst fühlte ich nicht, nur eine Art von Überlegenheit. Sie fühlte sich gut an, fast schon berauschend. "Lass uns einfach gehen und niemanden passiert etwas.", wimmerte der Mann, der bei näherem Hinsehen ein Junge in ungefähr meinem Alter war.
Ohne auf das Messer am Hals von Henriette zu achten, ging ich auf beide zu. "Ich sagte Stopp!", schrie er mit zitternder Hand.
Im selben Moment schleuderte ich ihm das Messer aus der Hand, indem ich es in die eigene nahm. Das Blut an meiner Hand, welches durch den Einstich des Messers langsam aber beständig mehr wurde, spürte ich kaum. Nur eine Wärme breitete sich an der Stelle aus.

Der Junge entfernte sich nun von der Prinzessin. Ihm war anzusehen, dass er niemanden hätte umbringen können. "Niemand tut hier irgendwem irgendwas.", sagte ich. Meine Stimme klang ganz ruhig. Fast schon mechanisch legte sich meine Hand um seinen Hals. Ein Krächzen und Würgen verließen den Körper des Jungen. Das überragende Gefühl von Macht übermannte mich. Ich war der Stärkere! Ich konnte etwas gegen böse Menschen ausrichten!
"Hört auf Kilian! Ihr tötet ihn!", rief die Prinzessin mit schriller Stimme.
Ich hörte sie kaum. Das Gefühl die Oberhand zu haben war phänomenal.
Ich drückte noch etwas fester zu. Er begann zu Röcheln und noch mehr zu würgen. Seine Haut nahm eine weißliche, fast schon bläuliche Farbe an.
"Kilian, nicht!" Inzwischen schrie die Prinzessin.
"Er ist doch nur ein Junge. Er hat eine Familie!"
Ich sah Tränen auf ihrer Wange glänzen. Wie aus einer Trance erwachend ließ ich ihn los.
"Was habe ich..."

Der Junge hielt sich seinen Hals. Sein Weinen klang scheußlich. Er stand auf und stolperte, nur um wieder aufzustehen und voller Angst und Panik wegzurennen. "Das sah etwas übermenschlich aus.", merkte Henriette nach einer Weile an. Sie hatte sich wieder gefangen. Mit Weinen hatte sie auch aufgehört, doch manche Tränen glänzten noch auf ihrer Wange.

"Was habe ich nur getan?" "Du sahst aus wie im Rausch." "So habe ich mich auch gefühlt."
"Auch wenn du ein Mensch bist und Daniel ein Vampir, so sahst du ihm in dem Moment ziemlich ähnlich. Ich hatte einmal miterlebt, als er im Rausch war. Im Blutrausch. Er ist, wenn er sehr gut riechendes Blut riecht wie im Rausch, doch er ist keiner der Bösen. Er mag es nicht Menschen umzubringen und leidet darunter, doch wenn es sein muss, dann tut er es, ohne zu zögern." Sie sprach aus Erfahrung, das war klar. "Er sagte, wenn er merkt die Kontrolle zu verlieren, dann denkt er an die Menschen, dass sie Familie und geliebte Personen besitzen. Dann geht es meistens."
"Es tut mir leid. So etwas wird nie wieder vorkommen." Ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Nie wieder."

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt