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Ich kam wieder nach Hause. Noch bevor ich die Tür erreichte, wurde sie von innen geöffnet.
"Ah da bist du wieder, Ray. Ich habe dich gehört. Daher wusste ich, dass du kommen würdest." Mikk grinste mich an. "Der Kleine ist ja goldig. Er ist süß und so eigenwillig. Am Anfang war er mir gegenüber ziemlich verspannt, doch dann hatte Kilian sich mir gegenüber geöffnet und nun sind wir Freunde.~" "Du hast ihn dazu gezwungen dein Freund zu werden?" Leise Schritte kündigten Kilian an. "Mikk hatte mich nicht gezwungen." Er lächelte. "Sie fragte mich nur nett und ich habe ja gesagt. Mit Zwang war da nichts." "Genau! Siehst du, du Miesepeter? Immer bist du gegen alles. Kilian, du musst ihn unbedingt offener machen." "Was?" Seine Wangen verfärben sich rot. "War ein Spaß.", grinste die Elfe.


"Bei deinen Scherzen lacht niemand." "Ach Ray, hör auf den großen, bösen Dämonen raushängen zu lassen. Du kannst doch auch ganz anders." Wieder stahl sich ein Grinsen auf ihr Gesicht, dieses allerdings wirkte zweideutig. "Oder willst du Kilian etwa imponieren?" Sie flüsterte die Worte leise.
Ich rollte mit den Augen, ohne zu antworten.
"Dann kannst du gehen, Mikk. Danke für das Aufpassen." "Ach, nicht der Rede wert. Es war ein schöner Tag. Außerdem treffe ich Kilian doch bald wieder, um ihm die Schrift und Manieren und solch langweiliges Zeug zu lehren." "Ja, richtig."
"Dann sehen wir uns morgen wieder. Tschau, Tschau."
Mit einem Winken an uns beide verließ sie mein Anwesen.

Und wir beide waren wieder allein.
"Also hat sie dich nicht genervt?" "Was? Genervt? Nein, gar nicht." Er lächelte. Es war das erste Mal, dass sein Lächeln echt und fröhlich wirkte in meiner Gegenwart. "Sie war so nett. Ich habe mich so normal gefühlt." Kurz schwieg er. "A-also nicht, dass ich mich bei Euch nicht normal fühle oder so, aber es war wie mit einer richtigen Freundin zu sprechen." Seine Augen glänzten. Plötzlich spürte ich es. Ich wollte genau das Gleiche. Ich wollte ein Glänzen in seinen Augen sehen, wenn er von mir sprach.
"Es freut mich. Mikk ist auch eine sehr nette Elfe. Vermutlich wird sie morgen ihre Frau Rosa mitbringen. Die beiden sind seit einigen Jahrzehnten verheiratet. Sie übt den Beruf als Lehrmeisterin aus, also wird sie dir sicher einiges beibringen können."
"Ich freue mich schon darauf mir Wissen anzueignen."
Wieder entstand ein Schweigen. "Was ist los?", fragte ich ihn, als er auf seiner Unterlippe herumkaute. "Dir brennt doch etwas auf der Zunge." "Schon.. aber.." Er schwieg kurz. "Das ist eine Sache, die Euch sicher nicht gefallen würde." "Jetzt sag schon.", meinte ich genervt. "Meine Schwester. Und meine Mutter. Ich vermisse sie schrecklich. Und ich habe das Gefühl sie denken oft an mich."
Ich schwieg.

"Ray? Habt Ihr Lust einen Spaziergang mit mir zu machen? Ich habe noch nie so viel Wasser gesehen. Ich möchte näher heran. Und es fühlen. Natürlich wart Ihr den ganzen Tag unterwegs und seid sicher ziemlich fertig. Es würde mich auch nicht stören allein zu gehen."
Kilian ging zur Tür und ich folgte ihm. "Ich komme mit. Wieso willst du mich dabeihaben?" "Ihr habt heute meiner Meinung nach wirklich gute Laune. Außerdem müssen wir beide doch eh lernen miteinander auszukommen. Da schadet es nicht, Euch etwas besser kennen zu lernen. Das ist meine Meinung. Wie war das Treffen mit Eurem Bruder? Ihr habt ein gutes Verhältnis mit ihm, richtig?"
Nickend holte ich auf und wir liefen nebeneinander.
"Mein Bruder und ich verstehen uns gut. Ich habe noch einen anderen Bruder, doch diesen kann ich nicht ausstehen. Es war der Mann, den du in dem Schneiderladen getroffen hattest. Das Gespräch mit Jan heute war allerdings nicht wirklich wichtig. Es ging nur um einen Auftrag." "Was genau ist mit Auftrag gemeint?", fragte Kilian neugierig. Sein Blick richtete sich auf das endlose Meer.


"Die Menschen steuern die Welt, haben Macht, da ihr eine wichtige Ressource seid, aber denkst du, dass Wesen, die ein weit höheres Machtverhältnis haben, sich das gefallen lassen? Die Meisten sind damit einverstanden und akzeptieren diese Welt, doch Menschen wie andere Wesen denken hin und wieder, sie bräuchten mehr. Manche Werwölfe oder Vampire nehmen den Platz des Königs ein oder Könige denken heimliche Komplotte gegen höhere Wesen zu schmieden. Wir Dämonen, als Erfinder dieser Weltordnung, müssen dafür sorgen, dass alles so bleibt wie es ist. Und ich bin einer, der Informationen sammelt. Über einflussreiche Personen. Damit sich nichts verändert."
"Ich verstehe, denke ich. Aber Ray, denkt Ihr es ist alles gut so? Also denkt ihr, so wie es jetzt ist, ist es am besten?"
Kurz überlegte ich, dann seufzte ich lang. "Du stellst Fragen. Ich denke tatsächlich es ist das Beste so. Ich glaube, auf jede andere Weise würde es Krieg geben. Anders geht es nicht. Zumindest wüsste ich keinen anderen Weg." Kilian nickte. Langsam blieb er stehen und zog sich die Schuhe aus. Mit den Füßen ging er in das kalte Nass.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt