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Kilian

Ich lag in dem riesigen Bett. Mein Bauch tat weh von dem vielen Essen. So viel wie Ray auftischte sah ich vorher noch nie. Und nun das riesige Bett, welches viel zu groß für mich allein war. Ich nahm mir eines der Kissen und drückte es gegen meine Brust. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als meine Schwester neben mir zu haben. Sie sollte auch diesen Luxus fühlen dürfen. Diese Weichheit und den vollen Bauch mit leckerem Essen. Und zum anderen wollte ich ihr von dem Kuss erzählen. Ray hatte mich geküsst.

Wieder kamen mir seine Lippen in den Kopf, wie er mich küsste und dieses Gefühl, welches sich in meinen Lenden bildete. Ich war erregt von einem Kuss. Es war mein erster Kuss. Ich wusste schon mein ganzes Leben, dass ich auf mein eigenes Geschlecht stand und nicht auf Frauen. Als ich 14 Jahre alt war gab es 3 Mädchen, welche mich heiraten wollten. Aus Sicherheitsgründen vor der Nacht. Die Nacht, welche mir zum Verhängnis wurde. Ich konnte keine der Mädchen küssen. Wenn ich abends in meinem Bett saß, als einziger wach war, da stellte ich mir keine prallen Brüste vor. Ich sah nur gutaussehende, durchtrainierte Männer vor meinem inneren Auge. Ich erzählte es meiner Schwester. Anderen Menschen konnte ich das nicht anvertrauen, nicht mal meiner Mutter. Hätte es jemand herausgefunden, dann wäre ich auf dem Scheiterhaufen oder am Strang gelandet. Leute wie ich es war gab es mehrfach, doch alles passierte nur im Dunkeln, war in der Öffentlichkeit verhasst und verpönt. Wenn zwei Männer offen ihre Liebe ausleben würden, dann können diese dafür mit dem Leben bezahlen. Zumindest in der Menschenwelt.

Meine Schwester riet mir aus diesem Grund es zu verheimlichen. Doch nun weiß ich nicht mehr was ich tun sollte. Ray versprach mir mich nicht zu vergewaltigen, aber was ist, wenn ich es freiwillig will? Würde er dann angewidert weggehen? Würde er mich töten? Der Kuss war nur da um zu beweisen, wie anders ich bin. War das sein ehrlicher Grund, aus dem er mich mit sich nahm?

In diesem Moment fühlte ich mich allein. Der einzige Beistand war ein weiches Kissen. Dieser Ray hatte Stimmungsschwankungen. Entweder er war nett zu mir oder er hielt sich für etwas Besseres. War er ja auch. Aber ich war ihm dankbar, denn dank dem Schwarzhaarigen war ich am Leben. Es war viel passiert und ich musste mich wohl oder übel an dieses Leben gewöhnen. Ich nahm mir vor das zu machen, was von mir verlangt wurde, aber abzulehnen, was für mich unter keinen Umständen infrage kam. Ich hatte wohl genauso viele Stimmungsschwankungen wie der Demon.

Obwohl ich es nicht wollte, begannen in der Dunkelheit lautlos Tränen zu fließen. Ich konnte nichts dagegen tun, der Damm brach. Ich weinte mich in den Schlaf.

Unerwarteter Weise schlief ich diese Nacht sehr gut.

Der nächste Morgen war komisch. Ich wurde früh wach, da die Sonne direkt in mein Zimmer schien. Schweigend zog ich mich an und erkundete das Haus. Wo genau Rays Zimmer war wusste ich nicht oder was er machte oder ob er schlief, aber am Ende war ich in der offenen, hellen Küche angelangt. So leise wie möglich suchte ich Teller, Besteck und Essen heraus und deckte den Tisch. Ob Ray sich beleidigt fühlen würde, wenn ich mir die Freiheit nehmen würde zu denken mit ihm gemeinsam zu essen? Meine Gedanken kreisten. Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme hinter mir vernahm. "Was machst du da?" "I-Ich?" Meine Stimme war mehr ein Quietschen. "Hast du etwa Essen gemacht?" Er klang, als würde er sich lustig über mich machen. "Ja habe ich. Ich wollte nur freundlich sein." Unerwarteter Weise klang ich zickig, als würde ich mich mit ihm auf Augenhöhe stellen. Ich hielt den Atem an. "Das ist in der Tat freundlich." Er setzte sich auf den einen Platz. "Dann lass uns Essen." Während des Mals fühlte ich seine Augen permanent auf mir liegen. Ich würde glatt behaupten, er hatte lieber mich gegessen als das Essen, doch Einbildung ist auch eine Art der Bildung.

"Wir werden jetzt einen Ausflug machen. Ich bringe dich zu meinem Schneider. Du brauchst Kleidung. Zugeschnittene Kleidung." "O-Okay? Und wann ungefähr? Und was für Kleidung?" "Du fragst viel." Er räumte die Sachen vom Essen wieder weg. "Wir machen jetzt los. Den Rest wirst du noch sehen." Der Demon kam auf mich zu. "Nicht erschrecken." Ray umarmte mich. Er umarmte mich, einfach so. Ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Meine Brust war gegen seine gepresst und ich roch seinen unwiderstehlichen, unbeschreibbahren Duft. Irgendetwas sagte er zu mir, doch ich verstand kein Wort von dem, was er sagte. Ob er mit seinen guten Ohren hörte, wie schnell mein Herz klopfte? Doch plötzlich lösten wir uns auf. Wir wurden transparent wie am Tag zuvor sein Bruder. Der Schreck saß tief. Ich klammerte mich so fest ich konnte an den angsteinflößenden Demonen vor meiner Nase. Alles wurde innerhalb weniger Sekunden schwarz und eiskalt. Weniger als zwei Sekunden später standen wir in einem Raum. Meine Beine knickten weg. Mein Körper verstand nicht was gerade passiert war. Zum Glück hielt Ray mich fest. Er richtete mich wieder auf. "Geht es? Ich weiß, das kann am Anfang ein komisches Gefühl sein. Doch auch an diese Art zu reisen wirst du dich gewöhnen müssen. Aber das funktioniert nach den ersten Malen wie geschmiert. Kannst du stehen Kilian?" Der Schwarzhaarige klopfte mir auf den Rücken. Vorsichtig ließ er mich los. Er behandelte mich in diesem Moment, als wäre ich ihm kostbar. Als wäre ich wertvoller als ein Diamant. "J-Ja es geht.", meinte ich perplex.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt