Ray
Als ich wach wurde schlief Kilian noch.
Seine Haare waren ein einziges Wirrwarr und sein Mund war leicht geöffnet. Sein Gesicht war meinem zugewandt und hatte sich in der Kuhle an meinem Hals vergraben. Sein eines Bein war eingeklemmt von meinen beiden und das andere lag weiter entfernt von mir.
Rays Hände lagen auf meiner Brust. Auf der Seite liegend konnte ich ihn ansehen und wurde von seinem Atem gekitzelt.
Mein Arm lag auf seiner Hüfte, der Anderee über ihm.
Kilian sah wunderschön aus. Ich konnte mir gut vorstellen jeden Morgen so aufzuwachen.
Leicht streichelte ich über seine Haare. Ich musste los.Ohne ihn zu wecken befreite ich mich von dem Jungen und stand leise auf.
Während ich mich umzog, beobachtete ich den Blonden.
"Ray?", fragte er gähnend. Er hatte wohl doch meine Abwesenheit bemerkt. "Ich muss los. Aber heute Abend reden wir, versprochen. Wenn wir Glück haben, wird das sogar der letzte Tag der Verhandlungen sein."
Kilian nickte leicht.
"Dann bis später." Sagte er unglücklich. Ich ging auf ihn zu. "Ich habe wegen gestern nachgedacht. Ich werde es unterlassen mit anderen Menschen zu flirten. So etwas gehört wohl zu Kompromissen, welche man machen muss, wenn man jemanden mag." Ich küsste ihn auf die Stirn.
"Versprochen."
Ich drehte mich um, doch Kilian nahm meine Hand.
"Hab einen schönen Tag." Durch das Lächeln auf seinen Lippen wirkte er nur noch schöner.
"Du auch, Kilian."
Ich ging.Im Palast war die Hölle los. Diener und Mägde rannten umher. "Da bin ich wohl etwas zu früh da.", murmelte ich zu mir selbst.
"Da habt Ihr recht. Aber das ist nicht schlimm, denn dann kann ich nochmals mit Euch reden, bevor ich losgehe.", hörte ich die weibliche, sanftmütige Stimme von Henriette.
"Prinzessin, was für eine Freude euch hier zu sehen."
"Die Freude ist ganz meinerseits. Begleitet mich doch auf einen morgendlichen Spaziergang durch den Garten." "Wie ihr wünscht." Wir liefen los.
"Über was wollt ihr mit mir reden, Henriette?""Ray, ihr könnt das Kilian nicht antun. Ihm ging es gestern wirklich schlecht. Zur Erklärung, wir trafen uns gestern zufälligerweise in der Stadt." Sie schwieg kurz. "Ich habe absolut kein Interesse an euch. Ich bin verliebt und vergeben. Ich glaube, auch ihr habt kein Interesse an mir. Richtig?" Kurz schwieg ich. "Da habt ihr mich anscheinend durchschaut. Obwohl mein Interesse echt rüberkam, oder?" "Für andere ja, für mich allerdings nicht. Ich weiß, wie sich ein Blick mit echtem Interesse anfühlt. Aber keine Sorge, niemand anderes hat den Schein bemerkt. Nicht einmal Daniel. Oder Kilian. Ihn hatte diese ganze Sache wirklich fertig gemacht." "Kilian oder Daniel?" "Beide. Aber das habt ihr sicher mitbekommen. Schließlich seid ihr nicht dumm."
"Ja das habe ich mitbekommen. Ich sollte wohl mit Kilian reden und solche Mittel unterlassen, auch wenn sie von keinerlei Bedeutung sind." "Das solltet ihr." Wie liefen schweigend nebeneinander."Wie geht es Kilian? Er war sicher sehr angeschlagen." "Wieso angeschlagen?" "Wegen des Überfalls von gestern. Bei dem wir angegriffen wurden. Gestern Abend." "Was? Ihr wurdet angegriffen?" Die Überraschung war nicht zu überhören. "Ja. Als Kilian mich zum Schloss begleitete. Ohne ihn wäre es mir ganz anders ergangen. Sie waren zu dritt. Nein, zu viert." "Wie habt ihr das geschafft? Was ist passiert?" Meine Stimme wurde lauter, klang besorgter.
"Bitte beruhigt euch. Sie waren im selben Alter wie wir beide, vielleicht auch etwas älter." Sie wirkte beunruhigt. "Mindestens zwei von ihnen hatten Messer dabei und wollten unsere Wertsachen haben. Und mich. Als sie angriffen, hatte Kilian die ersten beiden mit einem Schlag K.O. gehauen, den dritten weggetreten und den letzten am Hals gepackt. Er wirkte wie ausgewechselt. Gruselig und gefühlskalt. Als wäre er in einem schrecklichen Rausch. Ich konnte ihn davon abbringen jemanden zu töten. Die drei sind dann weggerannt. Das muss ihn ziemlich mitgenommen haben."
"Er erzählte mir davon nichts.", sagte ich ruhig, doch innerlich war ich aufgewühlt. Ich nahm mir vor ihn später darauf anzusprechen.
"Ich danke für das Gespräch, Henriette. Ich werde mir eure Worte zu Herzen nehmen. Nun muss ich zu den Verhandlungen." Eine Verbeugung andeutend ging ich los.
"Passt gut auf Euch und ganz besonders auf Kilian auf.", rief sie hinterher.
Wenn sie wüsste in welcher Lage wir steckten.
Ich ging.Auch wenn sie die Prinzessin war, so durfte sie nicht bei den Verhandlungen dabei sein. Das waren die Regelungen der Menschen. Gedanklich schüttelte ich den Kopf. Wenn sie wüssten wie sehr sie sich damit selbst ein Bein stellten. Meine Gedanken glitten zu Kilian. Er war allein. Und ich machte mir sorgen. Kilian erzählte mir nichts von einem Überfall. Sowas erzählt man doch normalerweise. „Ach, da seid Ihr ja." Der Prinz kam auf mich zu und fuhr sich durch die Haare. „Die Gesannten des Königreichs Ostwold sind eingetroffen. Die Verhandlungen sollen noch heute beginnen. Auch sie haben einen ... nun ja, Vermittler mitgebracht. Er deutete an Euch zu kennen." Ich konnte mir denken um wen es sich handelte. „Ich verstehe." Kurz darauf ging die große Tür, durch die ich selbst in den Raum gelangt war, auf und eine Gruppe von Personen betraten den Raum.
Tristan kam strikt auf mich zu. Mit kalter Miene betrachtete mich mein Halbbruder. „Was machst du denn hier?", fragte ich ihn. „Ich habe doch gesagt ich kümmere mich darum. Wieso also kreuzt du hier auf?" Meine Stimme war leise. Es musste schließlich nicht jeder die Konversation mitbekommen. „Dad wollte das so. Also komm damit klar.", meinte er nur mit schroffer Stimme. Der Hass in seinen Augen war nicht zu übersehen.
„Können die Verhandlungen beginnen?" Nun hatte der König das Wort erhoben. Wir drehten uns beide zu ihm und begannen mit den Verhandlungen.

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Demon
Fantasía!BoyxBoy! Diese Welt ist anders, anders als die Welt, die gewöhnliche Menschen kennen. Einmal im Jahr gibt es die Nacht, in welcher Demonen, Vampire, Werwölfe und sogar Feen und Elfen einen Menschen wählen dürfen, welcher danach ihnen gehört. Wegen...