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Ray

Der Tag war ein Tag wie jeder andere auch. Da die kleine Stadt um das Schloss herum tief lag, konnte man sie von vielen Punkten aus gut beobachten. Nicht nur ich war da, auch Werwölfe, Vampire, Feen und Elfen.

"Warum ist ein Demon hier.", sprach mich nach kurzem ein Vampir an. Er hatte schwarze gelige Haare und blutrote Augen.

"Ich wurde für diese Stadt als Aufpasser geschickt. Also vergiss die Regeln nicht. Kein Mord an Menschen und falls du jemanden umbringt zählt diese Person als deine heutige Beute." "Ich kenne die Regeln, Demon. Willst du nicht auch jemanden für dich?"

Sein Blick folgte meinem auf die Stadt. "Wozu sollte ich einen Menschen in meinem Haus brauchen?" Die Stimme des Schwarzhaarigen nahm einen widerlichen Unterton an. "Natürlich zum Spielen auf jedmögliche Art." "Ich bin kein Widerling wie du.", sagte ich so abstoßend wie möglich. Es gab egal ob Mensch, Vampir, Werwolf oder sonst was diese Personen, welche sich für besser als alle anderen hielten und dazu noch grausam und skrupellos waren.

"Ich habe wen in Auge." Als ich nichts sagte holte er tief Luft und redete weiter. "Siehst du den blonden, der mit dem Holz, der gerade aus dem Wäldchen kommt? Den nehme ich mir. Oder das Mädchen, welches wohl seine Schwester ist."

Kurz zuckte mein Auge. Also hatte der Vampir meinen Blick auf den Jungen doch bemerkt. "Ich entscheide mich spontan. Den Luxus kann ich mir gönnen, da viele meiner Freunde die wollen, die in die Berge flüchten." "Ist mir egal was so einer wie du macht."

Ich erhob mich. "Aber falls du die Regeln brichst, dann werde ich kein Problem damit haben dich ohne auch nur kurz zu zögern umzulegen." Ohne auf eine Antwort zu warten suchte ich mir ein anderes Plätzchen, wo ich meine Ruhe hatte.

Und obwohl ich es nicht wollte, konnte ich nichts dagegen tun, aber der blonde Kilian blieb immer in meinem Blickwinkel."


Es dauerte nicht lang und es wurde dunkel. Die Sonne ging unter und verschwand hinter dem Bäumen. Es war eine Vollmondnacht.

Es war genau wie jedes Jahr. Die Menschen versteckten sich. Die die gefunden wurden, die schrien, machten den anderen Angst. Es war jedes Jahr eine Nacht voller Panik. Und doch die beste Entscheidung, die für die Menschen getroffen werden konnte. Alle Alternativen wären schlimmer für dieses schwache Volk, da war ich sicher.

Überall wo ich langlief, wurde ich misstrauisch von den anderen hohen Wesen angeschaut. Ich war wie ein Schiedsrichter. Ich machte die Regeln und wurde in diesem Sinne auch respektiert, wenn auch nicht gemocht.

Erst als ich einen lauten Schrei hörte, begann mein Herz wie wild zu schlagen, denn die Stimme kam mir bekannt vor. Von außen war mir nichts anzusehen, trotzdem führte mich mein Weg so schnell wie möglich zu der Stelle des Ärgers.

Und ich hatte recht. Der Schrei kam von dem Jungen. Von Kilian. Die Stadt war klein, so dauerte es nicht lange, ehe ich am Ort des Geschehens ankam. Dort sah ich ihn. Der Sechzehnjährige war auf dem Rücken von einem Vampiren. Es war der schmierige Kerl von vorher.

Ich sah gerade, wie der Schwarzhaarige Kilian auf den Boden warf und seine Hand in den Bauch von Kilian verschwinden ließ. Das Mädchen, welches seine Schwester war, schrie laut seinen Namen.

Sie zerrte mit ihren dünnen Armen an denen des Vampirs. Tränen liefen über ihr Gesicht. "Sei ruhig!" Er klatschte ihr mit der anderen Hand ins Gesicht, sodass sie nach hinten flog. "Du kommst mit mir."

Ich biss die Zähne zusammen, damit meine Stimme normal klang. "Das geht nicht. Wenn du den Jungen tötest, dann ist er tot. Dann war das dein Opfer für diese Nacht." "Vergiss es. Der Junge kam mir in den Weg und ich habe ihm gedroht ihn umzubringen. Ich nehme mir was mir zusteht! Verschwinde, Demon!"

Kilian stöhnte schmerzhaft unter dem Vampir. Das Blut floss immer mehr aus ihm heraus. Die Schmerzen mussten eine beinahe unerträgliche Qual sein. Ein Knurren verließ meine Kehle. "Dann drohe ich dir jetzt. Du verletzt die Regeln. Entweder du lässt das Mädchen und tötest den Jungen oder du wirst sterben."

"Ich scheiß auf dich, dreckiger Demon!" Er zog die blutige Hand aus dem Jungen heraus und ging auf mich los. Dumm. Ich löste mich auf und stand hinter ihm. Der Vampir strauchelte. In einer einzigen Bewegung trennte ich ihm den Kopf vom Rumpf.

"Verbrennt ihn. Dann wars das Endgültig mit ihm.", wies ich die Umstehenden Bürger an. Vermutlich hatte ich ihnen allen ihr normales Leben gerettet, denn kein anderes Wesen würde sich jetzt noch in meine Nähe trauen, ging es mir durch den Kopf.

Mein Blick bewegte sich zu dem Jungen, aus welchem eine Blutfontäne sprudelte. Louisa hatte ihn in der Zeit auf ihren Schoß gezogen. Sie weinte und drückte ihre Hände auf die Wunde. "Du musst überleben. Bitte lebe. Bitte, bitte lebe!" "Er wird das nicht überleben. Als Mensch ist so eine Wunde unmöglich zu überleben.", erklärte ich teilnahmslos. Innerlich pochte mein Herz. Die Szene vor mir berührte mich. Es tat mir weh, so etwas trauriges mit anzusehen.

"I-Ihr seid ein Demon. Oder? Ihr seid eines der stärksten Wesen aller Zeiten. Ihr könntet ihn retten, oder? Bitte rettet ihn. Ich will nur das er lebt. Er ist so gut zu jedem. Er hat so einen Tod nicht verdient. Und ich bin daran schuld. Er darf nicht wegen mir sterben. Bitte retten Sie ihn. Ich würde alles dafür geben. Alles. Bitte!"

Ich biss die Zähne zusammen. Der Blonde lag in ihren Armen und murmelte etwas, schlug die grünen Augen auf und sah sich um, ohne etwas zu sehen. Ich konnte ihn nicht sterben lassen. Irgendwas hatte dieser einfache Mensch an sich, irgendetwas, was mich dazu veranlasste zu Handeln.

"Ich kann versuchen ihn zu retten. Aber wenn ich das tu, dann wirst du ihn nie wieder sehen. Er wird dich nie wieder sehen." Sie schluckte laut. Sie antwortete ohne zu zögern. "Das ist okay, wenn er dafür lebt. Bitte tut alles. Hauptsache er lebt."

Ich musste irre sein, dachte ich und ging auf sie zu. "Du hast dein Bestes getan." Ich nahm Kilian hoch. Seine Hand krallte sich mit kaum vorhandener Kraft in meinen Anzug und machte alles blutig. Großartige Sauerei. "Auf Wiedersehen."

Ohne mich noch einmal umzudrehen lief ich weg. Einen Augenblick später waren wir allein.

"Kleiner, ich muss sicher gehen. Willst du leben? Willst du das um jeden Preis?" Er antworte nicht.

"Kilian! Willst du leben? Sag mir, willst du leben?"

Er stöhnte einmal, dann wand er sich leicht in meinen Armen.

"Leben." Seine Stimme war nur ein Hauch, kaum zu verstehen, doch sie klang ehrlich und ernst. "Ich glaubte selbst nicht das ich das tat. Am nächsten Morgen würde ich meine Gutherzigkeit bereuen." Und so tat ich das einzige, was ihm das Leben retten konnte und ich sah, wie er Ohnmächtig wurde. "Jetzt haben wir uns wohl beide an der Backe.", murmelte ich leise zu dem ohnmächtigen schmächtigen Jungen in meinen Armen.

DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt