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Nach einer Ewigkeit kam irgendwann der Arzt herein und bat Ewas Mutter mitzukommen. Isabell und Robert gesellten sich dazu. Sie gingen den großen Flur entlang, der nach Desinfektionsmittel roch. Überall piepten Maschinen. Ewas Mutter, Robert und Isabell mussten sich Schutzanzüge, Masken und Hauben aufsetzen, bevor sie die Intensivstation betreten durften. Isabell hatte ein beklommendes Gefühl und sie hatte Angst davor, was sie sehen würde. Der Arzt brachte sie zu einem Bett ganz hinten. Die Vorhänge waren noch zugezogen. Er öffnete sie. Isabell sah Ewa. Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Arm und ihr Bein waren eingegipst. Ihr Gesicht war ganz blass. Mehrere Schläuche waren an ihrem Körper. Sie wurde noch beatmet. Ewas Mutter schlug sich die Hand über den Mund. Sie hätte fast geschrieen. "Meine Tochter." "Sie wird bald von dem Beatmungsgerät loskommen. Zurzeit ist sie noch nicht ganz stabil. Die OPs sind gut verlaufen. Sie muss jetzt ganz viel Ruhe bekommen um wieder gesund zu werden." "Wie lange wird das dauern?" fragte Isabell. "Es kann sich um mehrere Wochen handeln. Sie können eine halbe Stunde bleiben, danach muss sie sich weiter ausruhen." Er ging hinaus. Ewas Mutter nahm vorsichtig Ewas nicht gebrochene Hand und strich darüber. Sie weinte. "Mein geliebtes Kind. Ich hoffe du wirst wieder schnell gesund." Robert war angespannt. Er schaute traurig zu Ewa. Auch Isabell war ruhig. Sie saß sich auf den Stuhl und berührte Ewas gesundes Bein. "Ewa. Bitte wach wieder auf. Wir brauchen dich." Doch Ewa rührte sich nicht, man hörte nur das Piepen der Maschinen. Ewas Brust hob und senkte sich im Rhythmus. "Wann kann sie wieder selbstständig atmen?" Isabell hatte laut gedacht. "Ich hoffe bald." Es war so seltsam. Ewa sollte wohl sterben. Aber wer steckte dahinter? Ob es wirklich der Glowa war? Isabell hatte wieder die Bilder im Kopf. Er war definitiv tot. Das war doch kein Scherz. Soetwas konnte niemand spielen. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Er kann es nicht gewesen sein. Aber wer sonst? Ewa hatte Vitali im Verdacht. Aber was wollte er von ihr? Das war doch alles seltsam. Sie sah Ewa an und Tränen sammelten sich in ihre Augen. "Bitte wach wieder auf Ewa."

Er hatte alles geplant. Das Auto stand bereit. Smith sollte fahren. In einer halben Stunde müsste Isabell Simon abholen, doch er würde vorher da sein. Er hatte dafür gesorgt, dass die Erzieherin von neulich heute nicht zur Arbeit erschien. Er hatte ihr Abführmittel in ihren abendlichen Tee getan. Heute saß sie wohl die meiste Zeit auf dem Klo. Er musste bei der Vorstellung grinsen. Als sie am Kindergarten ankamen, war noch kein Elternteil da. Er stieg aus und zog sich seinen Kragen nach oben. Er betrat den Kindergarten und sah die Kinder alle friedlich spielen. Er verlor keine Zeit. Simon sah ihn sofort und rannte auf ihn zu. "Papa!" "Hallo mein Kleiner. Bist du bereit?" Simon sah ihn überrascht an. "Wofür denn?" "Na heute kommst du zu mir. Das hatten wir doch abgesprochen." Simon freute sich aber gleichzeitig zog er die Stirn hoch. "Und was sagt Mama dazu?" "Weißt du? Ich werde ihr Bescheid sagen. Wir müssen sowieso mal miteinander reden." Simon lächelte. Der Glowa sah sich um dann ging er zur Erzieherin. Es war ein junges Mädchen, braunhaarig und etwas überfordert. Er lächelte ihr charmant zu. Sie errötete. "Werte Dame, ich nehme meinen Sohn schon mal mit." "Ähm ok." Er zwinkerte ihr zu, dann ging er mit Simon an der Hand ins Auto. "Wow ist das dein Auto?" "Ja." "Und wer ist der Mann da?" "Das ist mein Chauffeur." Er nickte den Mann zu und dieser nickte zurück. "Komm Simon steig ein." Er ließ ihn in den Wagen, dann stieg er selbst ein. Der Wagen fuhr los. Ach Isabell was freue ich mich, dich wieder zu sehen.

Als Isabell auf die Uhr starrte erschrak sie fast. Sie musste Simon abholen! Robert, der ihren Blick wahrnahm nickte und sie standen beide auf."Ich hole dich gleich ab." sagte er an Ewas Mutter gewandt. Sie nickte. Isabell stieg ein und sie fuhren los. Beim Kindergarten angekommen, verabschiedete sie sich von Robert und dann ging sie rein. Viele Kinder waren schon abgeholt worden. Das erste was Isabell auffiel war, dass Simons Sachen nicht in der Garderobe standen. Erst dachte sie sich nichts dabei, doch als sie die Gruppe betrat, war diese fast leer. Nur zwei Kinder waren noch anwesend, doch ihr Sohn war nicht darunter. Sie suchte nach der Erzieherin, aber Gabi war nirgends zu sehen. Nur ein junges Mädchen stand da und räumte den Basteltisch auf. "Entschuldigung?" Isabell sprach das Mädchen an. "Ja?" Sie drehte sich um und lächelte freundlich. Isabell sah, dass sie gestresst war. "Ist Gabi heute nicht da?" "Sie ist krank. Magen Darm." "Ach herrje. Es ist nur so ich suche meinen Sohn. Wo ist er?" "Ihren Sohn? Wie heißt er denn?" "Simon. Simon Nowack." Sie sah konzentriert in einer Ecke, als versuche sie sich zu erinnern. Dann erhellte sich ihr Gesicht. "Ach Simon. Ja der wurde schon abgeholt." "Abgeholt? Wann?" "Vor 20 Minuten." "Wer hat ihn denn abgeholt?" Isabell wurde ganz blass. Ihr Puls beschleunigte sich. "Ich glaube das war sein Vater." Sämtliche Farbe wich aus Isabells Gesicht. "Sie.. Sie glauben?" "Ja ich bin mir ziemlich sicher. Wenigstens hat Simon ihn so gerufen." "Sie lassen einfach mein Kind mit einem Fremden mitgehen?!" Isabell versuchte nicht zu schreien. "Hey. Das war kein Fremder. Simon kannte ihn. Es war sein Vater." "Das ist unwahrscheinlich. Sein Vater ist tot!" Die junge Frau wurde ganz blass. "Wirklich? Aber... Er hat ihn doch so genannt.." Isabell versuchte nicht durchzudrehen. "Wie sah dieser Mann denn aus?" "Er trug schwarze Haare. Einen langen Mantel und hatte blaue Augen." Isabell war verwirrt. Wer war dieser Mann? Schwarze Haare? Hatte Leonardo nicht schwarze Haare? Sie versuchte sich zu erinnern. "Ich.. Ich muss ihn finden." "Es tut mir so leid. Ich wusste das nicht." Die Frau klang verzweifelt. Eigentlich konnte Isabell es ihr nicht übel nehmen. Sie war neu und kannte die Kinder nicht. Wahrscheinlich war sie auch einfach zu überfordert. Ach wenn sie nur Ewa fragen könnte! Bestimmt hatte sie Recht gehabt. Leonardo und Vitali steckten dahinter! Aber was sollten sie mit Simon? Isabell hatte doch damit gar nichts zu tun! Ob sie Lösegeld verlangen würden? Isabell rannte aus dem Kindergarten und versuchte irgendeine Spur zu finden. Doch sie fand natürlich keine. Sie rannte nach Hause. Sie musste überlegen, was sie tun sollte. Würden sich die Entführer bald melden? Als hätte sie jemand gehört klingelte plötzlich ihr Handy. Sie ging sofort ran. "Hallo?" sie klang aufgelöst. "Hallo meine Schöne." Isabell erstarrte.Sie erkannte die Stimme sofort. Ihr Herz blieb fast stehen. Das konnte nicht sein. Nie und nimmer. Das war ein Spiel. Ich habe es dir doch gesagt! "Wer.. Wer ist da?" Isabell zitterte vor Angst. "Ach Schätzchen erkennst du denn meine Stimme nicht?" Sie schwieg eine Weile. Man hörte ihr lautes Atmen. "Nein! Das kann nicht sein! Du bist tot!!" Isabell schrie jetzt. Sie hörte wie er lachte. Dieses ekelhafte Lachen. Sie bekam eine Gänsehaut. "Ach Isabell. Du müsstest doch langsam wissen, dass ich nicht so schnell sterbe." "Aber.. Ich hab es doch gesehen. Dein Herz hat aufgehört zu schlagen. Dein Körper war kalt. Deine Augen leer." "Da hast du Recht. Ich war auch tot. Für einige Minuten. Die Sanitäter konnten mich wiederbeleben." Isabell schlug die Hand vor dem Mund. Ihr Gefühl hatte Recht gehabt. Der Glowa war es. Er war es die ganze Zeit! "Warum hast du Georg getötet?" "Weil ich es wollte. Alle Menschen, die in deiner Nähe waren mussten unschädlich gemacht werden, nur so komme ich an dich ran. Und seien wir ehrlich Liebes du hast jetzt niemanden mehr." "Was hast du mit meinem Sohn gemacht?" Isabell weinte. "Du meinst wohl unseren Sohn. Er verbringt gerade Zeit bei seinem Vater. Und weiß du was? Er möchte so gerne, dass du auch kommst. Dass Mama und Papa sich wieder vertragen." "Niemals!" "Willst du deinen Sohn wirklich hier alleine lassen?" Isabell ballte die Fäuste zusammen. Was war er nur für ein Mistkerl! "Ich hasse dich. Warum bist du nicht gestorben?" "Weil du mich noch brauchst." Isabell erstarrte. Reflexartig drehte sie sich um. Da stand er und grinste sie hämisch an. Wie war er hier reingekommen? Wie lange war er schon anwesend? Er beendete das Telefonat und steckte sein Handy in die Tasche. Isabell sah ihn an. Er sah anders aus. Seine Haare waren schwarz, er war tätowiert. Düstere Tattoos, die ihr eine Gänsehaut verursachten. Zitternd nahm sie ihr Handy vom Ohr und drückte es aus. "Hast du mich vermisst meine kleine Schlampe?" Er legte den Kopf schief und ließ seine Wirbel knacken. Dann war er blitzschnell bei ihr und presste sie gegen die Wand. Es tat sehr weh. Er war stärker geworden. Sein Körper war straff wie eine Felswand. Isabell hatte Todesangst. "Also ich habe dich sehr vermisst." Er berührte mit seiner Hand ihr Gesicht und strich die Haare aus dem Auge. Sein Atem berührte ihre Haut. Sie konnte seinen Herzschlag hören. Sein Blick tropfte voller Begierde. Isabell versuchte sich zu wehren, aber sie war nur ein schwaches kleines Mädchen. Und er war der große starke Mann. Er schmunzelte über ihre Angriffsversuche. Dann beugte er sich zu ihr herunter, packte ihr Kinn und flüsterte :"Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet? Du mir ausgeliefert und keiner da, der dir helfen kann. Dieses Mal wird dich mir keiner wegnehmen."

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt