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Der angesprochene Mann drehte sich um. Er war ganz blass geworden und schaute ungläubig den Glowa an. "Du lebst? Ich dachte du bist...?" "Tot? Ja Leonardo das dachten viele. Und alle wart ihr da auf der Beerdigung, nur um zu schauen ob der böse Glowa endlich abgekratzt ist, nicht wahr? Aber ich muss euch leider enttäuschen. Ich bin noch am Leben. Sogar viel stärker als davor." Er grinste. Dann ging er zu der am Boden liegenden Frau und nahm die Augenbinde ab. Das Mädchen schaute ganz erschrocken, errötete aber leicht, als sie den Glowa sah. Der Glowa wandte sich an den kleineren der Türsteher."Schaff mal die Kleine hier raus und kümmere dich um sie." Der kleinere nickte. Er band die Fesseln ab und wickelte das Mädchen in einer Decke. Dann begleitete er sie hinaus. Der Glowa machte eine Kopfbewegung und der größere schloss die Tür. "Wie schön, wenn Leute tun was man ihnen befiehlt, nicht wahr?" Er grinste Leonardo an. Der hatte sich zum Teil gesammelt. Er hatte sich vollständig umgezogen und ging zu seinem Schreibtisch. "Was führt dich zu mir?" "Weiß du das Georg tot ist?" Leonardo runzelte die Stirn. "Ja. Ich habe es von paar Leuten gehört. Warst du das?" Er sah ihn perplex an. "Kann sein." "Warum?" Der Glowa setzte sich langsam auf den gegenüberliegenden Stuhl. "Ich hatte den Eindruck, dass man dachte, nur weil ich tot bin, kann man sich alles erlauben." Leonardo nickte. Er war anscheinend überfordert. "Und was habe ich damit zu tun?" "Nichts. Ich wollte dich nur fragen, ob du weißt wo unser Freund Vitali ist?" Dem Glowa entging nicht das leichte Zucken in den Augen. Leonardo versuchte seine Mimik zu vertuschen. "Vitali? Uff den habe ich schon lange nicht mehr gesehen." "Das war nicht die Antwort auf meine Frage."Sein Ton wurde kühler. Leonardo schluckte. "Ich weiß nicht wo er gerade ist." "Habt ihr Kontakt?" "Ab und an. Aber wie gesagt, ich habe schon lange nichts mehr gehört von ihm. Ich kann dir da leider nicht weiterhelfen." "Naja ein Versuch war es wert." Der Glowa stand auf. "Falls du ihn sehen solltest, sag mir bitte Bescheid." "Klar. Was willst du denn von ihm? Ihn auch umbringen?"Der Glowa sah Leonardo schmunzelnd an."Meinst du ich bringe wahllos Menschen um? Dann würde ich wohl dich auch töten oder?" Leonardo schluckte. "Ich habe mich an die Abmachung gehalten. Ich bin nicht mehr zum Club gekommen." "Ganz ruhig mein Freund. Du brauchst doch nichts zu befürchten. Du bist doch immer sehr loyal zu mir gewesen." Er klopfte Leonardo auf die Schulter. "Natürlich." "Gut. Dann gibt es ja nichts weiter zu besprechen. Wir sehen uns." Der Glowa verließ den Raum. Dem Türsteher machte er eine eindeutige Geste vor. Er legte den Finger auf dem Mund und versteckte sich hinter den großen Blumentopf an der Seite. Und wie er es geahnt hatte, ging wenig später die Tür auf. Leonardo blickte suchend nach links und rechts und fragte zitternd:"Ist er weg?" Der Türsteher nickte. "Gerade gegangen." "Gut. Ich möchte nicht gestört werden." Er schloss wieder die Tür. Der Glowa huschte um die Ecke und lauschte an der Tür. Er hörte eine Schublade auf und zu gehen. Dann ein Rascheln. Blitzschnell öffnete er die Tür und trat ein. Er sah, dass Leonardo ein Handy in der Hand hatte. Erschrocken ließ er es fallen. Der Glowa zögerte nicht lange und war im Nu bei ihm. Er drückte ihn zu Boden. "Sieh an sieh an. Von wegen gute Freunde. Du bist ein elender Verräter Leonardo." "Ich habe nichts getan.." Er stammelte ängstlich vor sich hin. Schweiß tropfte von seiner Stirn. Der Glowa schüttelte den Kopf. "Leider leider, aber wie ich schon sagte Verräter haben keine Chance." Er zog ein Messer aus der Tasche und legte es um seine Kehle. Leonardo röchelte. Mit der anderen Hand griff der Glowa nach dem Handy. Er sah dass es noch aufleuchtete. Leonardo hatte eine Nachricht angefangen. Du glaubst nicht wer gerade hier war. Der Glowa! Er
Abgeschickt war sie noch nicht. Der Glowa löschte alles und sah auf den Namen. "Ach nee. Du hast länger keinen Kontakt mit ihm gehabt? Was bist du für ein Lügner?" Leonardo wimmerte. "Du müsstest doch wissen, dass du den Glowa nicht verarschen kannst." Er stieß das Messer in Leonardos Brust. Dieser zuckte vor Schmerzen zusammen. "Ja Leo. Ich bringe dich um." Es folgten weitere Messerstiche. Immer im selben Rhythmus. Rein, raus. Mal oben mal unten. Irgendwann hörte man nur noch das laute Gurgeln. Der Glowa setzte sich auf den Schreibtisch und wartete bis Leonardo starb. Er goss sich einen Schluck Whisky ein und trank das Glas leer. "Nicht übel." Dann ließ er das Glas in seiner Tasche verschwinden. Er beseitigte alle Spuren und verließ dann das Zimmer. Wortlos drückte er den Türsteher einen Batzen Scheine in die Hand und klopfte ihn auf die Schulter. "Sie haben mich hier nie gesehen." Der Türsteher nickte und sah entgeistert auf das Blutbad. Der Glowa verließ den Club und verschwand um die Ecke. Dieses Mal waren keine Frauen mehr auf der Straße. Wahrscheinlich waren sie alle beschäftigt. Er versteckte sich in der dunklen Gasse und zog sich um. Er hatte immer Wechselklamotten im Auto dabei. Die alten blutverschmierten zündete er an und ließ sie sich in Asche verwandeln. Vorher hatte er natürlich all das Wichtige heraus genommen. Er ging zu seinem Wagen zurück und fuhr los. Er schaltete das Radio an und machte sich auf dem Weg nach Hause. Er sang laut den Text mit. Es gibt ein Massaker ihr dreckigen Fucker
Ich lauf´durch die Nacht und zerfetz euch so krass man
Es ist unfassbar
Jetzt bin ich am durchdrehn und ihr müsst sehn wie eure Chikz in den Tod gehn
Ich ziehe das Koks
Nehm ne Blutige Klinge
Ich bin der Täter wenn eine Hure verschwindet
Wozu ich sie zwinge ist fast nicht zu beschreiben
Übrig bleiben Überreste von zerfickten Leichen.

Der Tag verging wie im Flug. Irgendwann hatte Isabell eingesehen, dass es nichts brachte in Panik zu zerfallen. Sie konnte es eh nicht ändern. Wenigstens war ihr Sohn bei ihr. Also verbrachte sie die Zeit mit ihm. Sie spielten den ganzen Tag friedlich. Für einen Moment konnte Isabell alles vergessen. Dann sah sie wie Simon müde wurde. Sie legte ihn auf ihren Schoß. "Kann ich nicht ins Bett Mama?" "Ja gleich. Ich lege dich gleich schlafen. Vorher gibt es noch eine Geschichte." Sie erinnerte sich an die Geschichte, die ihre Mutter ihr immer erzählt hatte. "Es waren einmal zwei Kinder. Sie waren unzertrennlich und spielten jeden Tag miteinander. Eines Tages wurde das eine Kind sehr krank und musste zuhause im Bett bleiben. Das Geschwisterkind hörte von da an auf zu spielen und kümmerte sich jeden Tag um den anderen. Die Mutter wurde ganz traurig, da das Geschwisterkind immer trauriger wurde und kaum rausging. Sie versuchte das Kind zu überreden, aber es blieb dabei. So vergingen Jahre und das andere Kind wurde wieder gesund. Als Überraschung machten die Eltern einen Ausflug mit ihnen. Das andere Kind wurde wieder fröhlicher und spielte mit dem anderen wieder. So blieben sie ein Leben lang vereint." Sie schaute zu Simon hinunter. Dieser war tief und fest eingeschlafen."Eine schöne Geschichte." Isabell erschrak. Erst jetzt sah sie, dass die Tür offen war und der Glowa dort stand. Wie lange war er da schon gewesen? Er kam näher und trug Simon vorsichtig auf seinen Arm. Isabell folgte ihm. Der Glowa legte Simon ins Bett. Dann schloss er leise die Tür. "Und was willst du jetzt machen?" Seine Augen blitzten. Isabell war verunsichert. Sie ging einige Schritte zurück und spürte das Treppengeländer im Rücken. "Ganz sachte die Dame. Sonst fällst du noch hinunter." Ganz sanft zog er sie in seine Arme und wiegte sie hin und her. Der Geruch des Aftershaves drang in ihrer Nase. Und, Isabell stutze, es roch nach Blut. Vorsichtig blickte sie auf seine verdeckte Brust. Dann zu seinen Armen. Da sah sie es. Blutspritzer. Er verfolgte ihren Blick und lächelte. "Ich hätte mich vorher waschen sollen. Am besten das machen wir zwei jetzt zusammen." Was? Er zog sie ins untere Geschoss zum Badezimmer. Er ließ Badewasser ein und sah Isabell sanft an. Sie hatte kein gutes Gefühl. Hatte er sich verletzt? Oder war das fremdes Blut? Er bemerkte ihre Unsicherheit. Als die Wanne soweit war schlich er hinter ihr und legte seine Hände um ihre Taille. "Hör auf zu viel nachzudenken. Denk daran was ich dir gesagt habe." Langsam zog er sich aus. Isabell staunte nicht schlecht. Er hatte sich verändert. Sein ganzer Körper war von Narben und Tattoos übersehen. Verstörende Tattoos. Selbst der Tod war auf seiner Haut verewigt. Auch sein Körperbau war stärker und muskulöser geworden. Als er sie grinsend an sah, blickte sie beschämt zu Boden. Sie musste aussehen wie ein Teenager! "Wie süß. Brauchst dich doch nicht schämen. Sieh dir ruhig alles an Babe. Das ist alles nur für dich." Die Röte stieg weiter in ihr Gesicht. Sie wollte hier raus. Langsam wurde es auch stickig warm im Badezimmer. Doch der Glowa, der ihre Mimik deutete, zog sie zu sich und befreite sie von ihrer Kleidung. Flashbacks ereilten Isabell und sie schloss vor Angst die Augen. "Ganz ruhig Schätzchen. Wenn du brav bist passiert dir auch nichts. Wir baden nur zusammen." Er zog sie hinein ins warme Wasser und presste sie an seinen Körper. Hastig atmete Isabell. Die Panikattacke machte sich bemerkbar. Der Glowa vergrub seine Hände in ihren Haaren und wisperte Süßholz in ihre Ohren. Das Einzige was Isabell wahrnahm war das Rauschen ihres Blutes im Körper und den warmen Atem auf ihrer Haut. Dieses Gefühl dem Glowa so nah zu sein, ließ sie zittern. Sie spürte sein Grinsen auf seinem Gesicht. Da war sie wieder in diesem Alptraum gefangen.

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt