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Ewa ging es schon viel besser. Ab und an durfte sie mit Hilfe aufstehen und ein paar Schritte mit Krücken versuchen. Der Gips am Arm war schon abgenommen. Es war komisch den Arm zu bewegen und ihn zu belasten war nicht so einfach. Dr. Kempten hat ihr mehrmals schon geholfen. Seine Freundlichkeit war Ewa manchmal schon etwas unheimlich. Dieses Mal lag sie nach 10 Minuten schwerem Gehumpel wieder im Bett und erholte sich. Dr. Kempten hatte sie gelobt, aber Ewa fühlte sich schwach. Außerdem war sie immer noch ganz nachdenklich bezüglich Isabell. Warum ging sie nicht an ihr Handy? Und warum kam sie nicht her? Das war doch alles ganz eigenartig? Sie hatte Robert gebeten, bei ihr vorbeizuschauen. Er hatte eben angerufen und seinen Besuch angekündigt. Es dauerte nicht lange da trat er schon mit einem großen Blumenstrauß ins Zimmer. "Robert! Das brauchst du doch nicht!" "Doch. Wurde mal wieder Zeit. Sonst denken die ich belästige dich nur." Ewa lachte. Robert stellte die Blumen in die Vase neben Ewa's Bett, dann setzte er sich auf den Stuhl ihr gegenüber. "Und wie geht's dir?" "Ich fühle mich wie eine alte Oma. Aber sonst geht's." Robert grinste. "Ach das kriegst du schon hin. Aller Anfang ist schwer." Ewa seufzte. "Und warst du bei Isabell?" Roberts Gesicht verdunkelte sich etwas. "Ja war ich und stell dir vor. Die Wohnung ist komplett leer. Ich habe mit ihrer Nachbarin gesprochen, sie meinte jemand hat gestern die ganze Wohnung ausgeräumt." Ewa starrte ihn erschrocken an. "Leer? Aber wieso? Wer hat sie denn ausgeräumt?" Robert zuckte die Schultern. "Irgend so ein älterer Mann meinte sie. Sie hat ihn noch nie gesehen. Sie fand es nur komisch, dass Isabell ihr nichts erzählt hatte." "Das ist in der Tat sehr komisch. Robert. Irgendetwas stimmt da nicht. Von ihr und Simon haben wir seit Tagen nichts gehört. Meinst du sie hat die Stadt verlassen?" "Keine Ahnung. Aber warum sollte sie das tun? Und dann noch ohne Bescheid zu sagen. Ihr seit doch Freunde!" "Ja. Ich habe ein ganz komisches Gefühl. Wenn sie sich nicht bald meldet, müssen wir sie suchen." "Aber wo kann sie denn sein? Hat sie irgendwelche Feinde?" Ewa schluckte. "Ihr Feind ist vor Jahren gestorben. Aber ich weiß nicht ob das mit dem zu tun hat, was mir passiert ist. Und Georg." "Meinst du jemand hat euch auf den Gewissen? Aber wer?" "Es gab da so zwei Typen damals. Aber das würde mit Isabell nicht passen. Sie hatte mit denen nichts zu tun." "Hm seltsam. Wir warten noch die Woche ab und wenn immer noch nichts kommt geh ich zur Polizei." "Ja. Ich mache mir echt Sorgen um sie." Robert und Ewa waren so im Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkten, dass jemand hinter der Tür sie belauschte. Es war Dr. Kempten. Er hatte gesehen, dass Robert aufgetaucht war und wollte natürlich wissen, was er wusste. Als er genug gehört hatte ging er um eine Ecke und wählte die Nummer. "Und?" "Sie waren bei ihrer Wohnung. Machen sich Sorgen. Sie wollen noch diese Woche warten, dann zur Polizei." "Dieser Schnüffler. Aber keine Sorge. Ich werde es schon regeln und du musst mir dabei helfen." "OK. Schieß los."

Heute war es soweit. Tim würde nach dem Kindergarten mit hier her kommen. Isabell war ganz aufgeregt. Sie hatte die gesamte Bude geputzt und geschrubbt und alles fürs Übernachten vorbereitet. Also heute Abend musste sie den Brief in die Tasche packen! Bis jetzt lag er immer noch unter dem Blumenkübel im Schlafzimmer. Sie kochte kurz vor Mittag Spaghetti Bolognese. Gegen halb eins hörte sie mehrere Autotüren knallen und laute Schritte wurden hörbar. "Mama!" Simon stürmte in die Küche. Er brachte einen braunhaarigen Jungen mit hinein. "Das ist Tim. Mein bester Freund." Isabell lächelte ihn freundlich zu. "Hallo Tim. Schön dich kennen zu lernen." Tim wurde etwas rot und lächelte schüchtern. "Komm ich muss dir mein Zimmer zeigen!" Sie stürmten die Treppe rauf. Isabell drehte sich wieder zum Herd und fing an die Nudeln zu kochen. "Hier riecht es ja köstlich." Sie erstarrte in der Bewegung. Zitternd legte sie die Nudeln in das kochende Wasser. Zwei Arme umfassten ihre Taille und der starke Aftershave Geruch durchdrang ihre Nase. "Hallo meine Schöne." Isabell krampfte sich zusammen. Sie versuchte sich auf die Nudeln zu konzentrieren. Der Glowa legte sein Gesicht in ihre Haare und zog ihren Duft ein. Dann flüsterte er leise :"Ich weiß gar nicht was köstlicher riecht. Du oder das Essen." Isabell spürte Übelkeit in sich aufsteigen. "Dann weiß ich ja dass es nach dem Essen noch köstlichen Nachtisch gibt." Isabell riss sich von seiner Umarmung los. "Fass mich nicht an." Der Glowa grinste. "Wie willst du mich denn aufhalten?" Seine Augen glänzten triumphierend. Isabell fühlte sich unwohl. Sie atmete kurz durch, dann legte sie das Essen auf den Esstisch. Der Glowa nahm die Teller aus dem Schrank und deckte den Tisch. Isabell ging nach oben, um die Jungs zu holen. Einen kurzen Moment verharrte sie an der Tür bevor sie diese öffnete. "Jungs das Essen ist fertig." Beide stürmten sofort nach unten. Nach dem Essen räumte Isabell auf. Der Glowa war mit den Kindern weggefahren, in einen Park. Sie wollten dort Fußball spielen und würden erst gegen Abend wiederkommen. Isabell war froh. So hatte sie ein bisschen Zeit für sich. Naja außer dass sie nicht ganz alleine war. Smith beobachtete sie ab und an. Er würde ihr nie helfen, da war sie sich ganz sicher. Schon seit Tagen hatte sie ihr Handy gesucht, es aber nicht gefunden. Sie wollte so gerne Ewa anrufen und fragen wie es ihr ginge. Bestimmt machte sie sich schon totale Sorgen. Es war echt zum Verzweifeln! Sie ging ins Schlafzimmer und durchsuchte wieder die Schubladen. Dabei versuchte sie nicht unnötig Krach zu machen. Sie hatten zwar ein Telefon im Flur, aber das würde ihr nichts bringen, da Smith unten stand und alles mithören würde. So blieb ihr nichts übrig als zu warten, bis sie den Brief in die Tasche legen konnte. Sie ging leise in Simons Zimmer. Die Tasche lag auf dem Bett. Vorsichtig öffnete sie die Tasche und schaute hinein. Sie fand eine Brotdose. Sie war leer. Wahrscheinlich war dort das Frühstück für den Kindergarten drin gewesen. Diese würde niemand öffnen. Dort könnte sie den Brief verstecken. Dann würde Tim's Mutter sie beim auspacken öffnen und den Brief finden. Sie öffnete die Dose und legte den Brief hinein. Dann verschloss sie alles und ging wieder zurück ins Schlafzimmer. Jetzt hieß es abwarten!

Pauline und Arthur waren wieder zurück in die Werkstatt gegangen. Zuvor hatte Arthur sich Handschuhe angezogen und die Autotür verschlossen und verriegelt. Den Schlüssel hatte er in einer Plastiktüte gepackt. Beide saßen nun im Pausenraum und berieten über die Situation. "Also eins wissen wir schon mal. Die Mafia hat damit nichts zu tun. Was eigentlich mein Verdacht war." Pauline sah ihn verwirrt an. "Wieso? Er hatte doch für sie gearbeitet?" Arthur sah sich um und dann beugte er sich etwas näher zu ihr. "Ich verrate dir jetzt mal was, aber das darfst du niemanden weiter sagen!" Pauline kam auch näher und nickte. "Es ist richtig Vitali hat für die Mafia Aufträge erledigt. Aber jetzt kommts. Er arbeitet nicht für sondern gegen sie. Er ist der Spion der anderen Seite. Die, die sich gegen die Mafia stellt. Aber das darf natürlich niemand wissen und die Mafia weiß es anscheinend nicht, sonst wären sie hier nicht aufgetaucht, sondern hätten ihn kalt gemacht."Pauline schaute ihn mit großen Augen an. Einerseits war sie natürlich beruhigt, dass Vitali nicht für die Mafia arbeitete. Andererseits war die Frage dann wer ihn sowas angetan hatte? "Wenn die Mafia es nicht weiß und die anderen auf seine Seite sind. Wer hat ihn dann verletzt geschweige denn entführt?" Arthur sah sie an. "Das möchte ich auch gerne wissen. Denn wenn es keiner von denen war, muss jemand anderes Vitali auf den Kieker haben. Hat Vitali dir mal irgendwas aus seiner Zeit in Deutschland erzählt?" Pauline schüttelte den Kopf. "Nein. Ich wusste nicht mal das er in Deutschland war. Was weiß du darüber?" "Auch nicht viel. Er spricht nicht gerne über die Zeit. Aber vor fünf Jahren war er wieder hier her gekommen und meinte, er wolle nicht mehr zurück. Was genau da vorgefallen ist, weiß nur er." "Dann muss jemand aus Deutschland etwas damit zu tun haben." "Vielleicht kann ich meine Schwester anrufen. Ich wollte ihr sowieso von meinem Freund erzählen. Natürlich kennt sie ihn nicht, aber vielleicht kann sie mir weiter helfen." "Wäre ein Anfang. Und ich versuche mich auch mal umzuhören. Wenn jemand was rausfindet, melden wir uns. Ok?" Pauline nickte. Sie verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Unruhe umschling sie. Was war mit Vitali passiert? Würde sie ihn wieder sehen?

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt