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Der Tag war gekommen. Heute ging es um alles. Es würde sich rausstellen wie der Tag ausgehen würde. Entweder sie gewannen oder sie verlieren. Jonas war total aufgeregt. Er wusste dass er keinen Fehler machen durfte. Er würde ganz normal zur Hochzeit gehen. Einen Anzug hatte er schon parat. Etwas graute ihm davor, denn seine letzte Begegnung mit dem Glowa war keineswegs schön gewesen. Er hatte schon gehört, dass der Glowa sich vom Aussehen etwas verändert hatte, aber diese eiskalten Augen und sein fieses Grinsen waren wohl noch genauso wie früher. Jonas hatte erst mal ne Weile gebraucht um diese Geschehnisse zu bearbeiten. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum es mit seiner Freundin nicht funktioniert hatte. Es war einfach nicht abgeschlossen gewesen. Und er hatte gemerkt, wie sehr er Isabell immer noch liebte. Ob es bei ihr genauso war, wusste er nicht. Aber damals, als er sie kennengelernt hatte, hatte er gespürt dass es etwas ernstes war. Dieses Gefühl hatte er bei seiner Freundin nicht gehabt. Sie war ein tolles Mädchen gewesen, aber es hatte einfach nicht gepasst. Jonas spürte gegenüber dem Glowa immer noch puren Hass. Wie sehr wünschte er sich, dass dieser Mann endlich seine gerechte Strafe bekam. Der Tod war zwar viel zu gnädig, aber ihn endlich loszuwerden, war zu verlockend. Jonas wusste nicht, ob er es fertig bringen würde die Waffe zu zielen und abzudrücken. Er war nicht diese Art von Mensch. Er hasste Gewalt. Aber was tat man nicht alles, um seine Freunde zu beschützen. Damals konnte er nichts tun. Ganz hilflos hatte er sich gefühlt, wie ein Versager. Und auch die Schuldgefühle waren ab und an noch heute präsent. Dieses Mal würde er Isabell nicht enttäuschen. Er würde alles versuchen, was in seiner Macht stünde, auch wenn er verlor. Nachdem er geduscht hatte, zog er sich frisch um. Es war seltsam einen Anzug zu tragen. Und komisch war auch, dass er zu einer Hochzeit gehen würde, die ihn das Herz brechen würde. Aber er wusste dass seine große Liebe diesen Mann niemals heiraten würde. Sie liebte ihn nicht. Das war das beruhigende. Um seine Nervosität in den Griff zu bekommen verzichtete er auf Kaffee. Er wusch sich dreimal das Gesicht mit kaltem Wasser. Dann sah er sich nochmals im Spiegel an. Hoffentlich ging alles gut.

Der Glowa hatte eine ganze Weile lang in seinem Bunker verharrt. Von Vitali war immer noch keine Spur in Sicht. Ob er unter Sergei's Schutz war? Er war clever vorgegangen das musste der Glowa ihm hoch anrechnen. Seine Freunde in Sicherheit zu bringen war eine gute Sache. Nur warum war er so unvorsichtig bei seiner Freundin gewesen? Gegen Ewa konnte der Glowa locker was ausrichten. Oder war Vitali in der Nähe? Aber was sollte er hier wollen? Das Risiko wäre doch viel zu groß. Irgendetwas stimmte da nicht. Aber er würde noch darauf kommen. Und wenn es sein müsste, würde er Vitali auch ins Jenseits befördern. Er wollte eigentlich aufhören mit den Sachen, aber alles was seine Ehe oder sein Leben störte, musste eliminiert werden. Als er auf die Uhr blickte, sprang er auf. Er musste los. Smith würde Isabell zur Kirche fahren. Der Glowa spürte eine köstliche Aufregung in seinem Körper. Auf diesen Tag hatte er sein ganzes Leben lang gewartet. Er konnte es kaum erwarten wenn sie endlich seine Frau sein würde. Ein letztes Mal besah er sich die wunderschöne Zeichnung auf der Wand. "Bis gleich meine Schöne."

Ewa und Pauline waren bei der St. Paulus Kirche angekommen. Es war kaum jemand da. Die Hochzeit würde wohl in ganz kleinem Kreis stattfinden. Ewa sah aber sofort einen Mann und das Blut gefror ihr in den Adern. Dr. Kempten. Natürlich sah er sie und bedachte sie mit einem anzüglichen Blick. Ewa wurde übel. Der hatte ihr gerade noch gefehlt! Sie zog Pauline in die Kirche hinein. Es war wunderschön geschmückt. Weiße Rosen lagen in Girlanden um die Kirchenbänke. Der Altar war mit einer weißen langen Decke belegt. Es lagen auch dort weiße Rosen drauf. Lametta lag auf dem Boden verteilt. Und auch Konfetti lag auf dem Altar verteilt. Es war einfach Mega schön und Ewa kamen ein paar Tränen. Es erinnerte sie an ihre Hochzeit, die nie stattgefunden hatte. Pauline drückte sie ganz sanft. "Alles OK?" "Ja es geht schon. Ich musste nur gerade an Georg denken." "Ach Süße. Ich bin mir sicher er denkt auch an dich." Ewa nickte traurig. Doch dann rief sie sich zur Vernunft. Sie musste jetzt wachsam sein. Vitali und auch Jonas waren auf dem Weg hier her. Würde alles gut gehen? Ewa war nervös. Sie musste auch den Dr. im Auge behalten, denn der würde bestimmt aufpassen wie ein Fuchs. Sie setzten sich auf eine der Bänke. Jetzt hieß es erstmal abwarten.

Isabell hatte sehr lange gebraucht, doch jetzt stand sie doch in dem Brautkleid. Ihr war ganz übel. Doch sie musste fröhlich spielen, denn sonst würde Simon merken, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hatte einen kleinen Anzug an und sah einfach nur niedlich aus. Isabell seufzte. Wenn er doch nur wüsste, wie sein Vater in echt wäre, dann würde er nicht so von ihm schwärmen. Falls sie irgendwann mal die Möglichkeit hätte, würde sie ihm erzählen was er wissen müsste. Doch er müsste dafür erstmal älter sein, damit er alles verstehen konnte. Würde er dann zu ihr halten? Sie sah ihn an. "Mama du bist wunderschön. Wie eine Prinzessin." Sie lächelte. "Danke mein Schatz. Du bist mein kleiner Prinz." "Ist Papa dann der König?" "Ja bestimmt." Plötzlich tauchte Smith auf. Er sah sie anerkennend an. Dann sagte er:"Wir müssen los Miss." "OK." Isabell schluckte. Dies war nun der Augenblick. Sie musste ihr altes Leben aufgeben. Jetzt musste sie ein neues beginnen. Eine Marionette spielen. Ob das gesund war? Aber sie musste an ihr Kind und an ihre Freunde denken. Auch für Annika und Samira musste sie es tun. Sonst würde es keine Ruhe geben. Manchmal musste man Opfer bringen. Das war nun mal so. Und wer weiß vielleicht würde es eine Zeit in ihrem Leben geben, in der sie doch glücklich sein durfte. Vielleicht musste sie nur warten bis Simon älter war und dann könnte sie weggehen. Oder vielleicht passierte ja irgendetwas. Das wusste man nie. Sie hoffte nur dass sie stark genug sein konnte. Als Smith mit dem Wagen vor ihr hielt schickte sie noch ein letztes Stoßgebet in den Himmel. Das einzige was sie jetzt machen konnte war zu vertrauen. Irgendwie würde es schon gut werden. So hoffte sie zumindest.

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt